Für die beiden Schülerinnen Yasmin und Leonie war das Jahr nicht nur wegen der anstehenden Jugendweihe ereignisreich. Die Freundinnen sind auf Social Media Zuhause, Instagramm, TicToc und YouTube. Yasmins Eltern mussten ihr deshalb vor Corona eine Internetsperre installieren. Aber dann kam das Homeschooling und der Unterricht ging nur noch über eine W-LAN-Verbindung. Druck, Selbstdisziplin und Stress ziehen sich durch das Jahr. Bekommen die Schüler nicht die pädagische Hilfe, die ihnen zusteht?
28. November 2020 - 22:01 von SPIESSER-Autorin Anni Malter.
Leonie: Du wusstest, dass du was machen musst. Wenn du den Stoff nicht erledigt hast, hat dir niemand geholfen. Deshalb haben wir uns auch viel mehr gestresst als normalerweise. Da war keine wirkliche Zeit für Handys oder Ablenkung. Ich habe mich zu Beginn wirklich ran gesetzt, um alle Aufgaben gleich zu machen, habe aber dann nachgelassen.
Yasmin: Ich habe am Anfang die Arbeitsblätter mit meiner Mutter gemacht, als sie aber wieder arbeiten war, war niemand mehr da, der mich daran erinnert hat. Ich musste mir Wecker stellen, damit ich die Aufgaben rechtzeitig lösen konnte.
Mit welchen Medien haben die Lehrer gearbeitet?
Leonie: Für Englisch haben wir Videos gesehen und dazu Fragen beantwortet. Sonst nicht.
Yasmin: Bei uns gar nicht. Wir haben mehr Ahnung als die Lehrer, wenn es um das Internet und so geht. Auch im normalen Unterricht machen das die Lehrer nicht.
Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden viele Arbeiten geschrieben, um Noten zu bekommen. War die Grundlage für die Kontrollen der Stoff, den ihr im Homeschooling erarbeiten musstet?
Leonie: Teilweise. Wir haben viele Wiederholungen aus der vergangenen Klasse geschrieben. Ich glaube, den Lehrern ging es nicht darum abzutesten, was wir gemacht haben, sondern einfach nur um Noten zu bekommen
Yasmin: Bei uns genauso. Wir haben gar nicht über die Arbeitsblätter gesprochen und haben dann an in einer Woche zehn Tests über den Inhalt geschrieben.
Gab es deshalb zusätzlichen Stress?
Leonie: Ohja. Die Lehrer wollen immer, dass wir genug Freizeit haben und raus gehen und so, aber dann kündigen sie für den nächsten Tag drei Arbeiten an. Dann muss ich natürlich fünf Stunden lernen, damit ich eine Eins bekomme. Da ist der Druck schon enorm.
Yasmin: Unsere Klasse hat sich extrem verschlechtert. Wir konnten uns gar nicht ausreichend für alle Arbeiten vorbereiten, da musste man dann entscheiden, welches Fach wichtiger ist. Die anderen Fächer wurden dann vernachlässigt. Und dann hat man schlechte Noten bekommen, weil man nicht genug lernen konnte und verliert dann den Antrieb.
Wie fühlt ihr euch, dass die Schulen im zweiten Lockdown offenbleiben, Restaurants, Schwimmbäder und Kinos aber geschlossen sind?
Klara: Wir lüften zwar die Klassenräume, aber gefühlt bringt das bei 25 Leuten nichts. Und dann sitzen wir da und frieren und können nicht wirklich mitschreiben, weil wir uns in Decken einkuscheln müssen.
Yasmin: Ich finde es bescheuert, dass wir in Klassenräume geschickt werden mit 30 Schülern. Wir können nicht ständig den Abstand einhalten, wenn wir nebeneinandersitzen, weil die Räume so klein sind. Wir stehen so nahe beieinander am Waschbecken, weil wir uns die Hände im Klassenzimmer waschen müssen. Im Unterricht müssen wir keine Masken tragen, nur draußen auf den Gängen, da können wir aber auch nicht immer den Abstand einhalten. Das ist so bescheuert, wie können uns nach der Schule nicht mehr mit drei Leuten treffen, sitzen aber im Unterricht eng nebeneinander. Das ergibt für mich keinen Sinn.
Wie sieht es mit Seife und Desinfektionsmittel aus?
Klara: Also Desinfektionsmittel haben wir keins. Wir können uns halt die Hände waschen, aber das haben wir ja vorher auch schon. Nur haben wir im Klassenzimmer keine Seife, sondern Fit. Auch gab es bei uns keine Regel, wann und wie oft wir uns die Hände waschen sollen. Wir sollten nur niemanden anfassen.
Yasmin: Das ist lehrerabhängig. Viele Lehrer mussten Seife extra mitbringen. Eigentlich sollen wir uns die Hände waschen, wenn wir ins Gebäude kommen, aber die Lehrer achten nicht mehr darauf.
Was würdet ihr euch von der Politik wünschen?
Leonie: Ich kann schon nachvollziehen, dass die Lehrer Stress haben. Aber am Ende haben wir den Stress, irgendwie unseren Durchschnitt zu halten. Eine Mitschülerin musste sich übergeben, als ein unangekündigter Test geschrieben wurde. Den Druck kann man sich gar nicht vollstellen, den wir Schüler haben. Und nicht bei jedem läuft es Zuhause gut. Mitschüler bekommen richtig Ärger, weil sie sich jetzt verschlechtert haben. Oder hatten Zuhause keine Unterstützung. Wir bräuchten sowas wie Nachhilfe, aber das kostet wieder Geld. Nur die Politik oder die Schule sollte irgendwie sicherstellen, dass wir das auch kapieren, was wir lernen sollen und nicht einfach nur dumm dem Lehrplan folgen. Ich habe eine Mitschülerin, deren Mutter drogenabhängig ist. Sie konnte die Aufgaben gar nicht machen. Oder was, wenn Kinder von ihren Eltern verprügelt werden? Wenn man die ganze Zeit Zuhause ist und keine Freunde besuchen kann, hat man eigentlich niemanden. Die Politik sollte sich mal mehr darum kümmern, als um die Autoindustrie.
Yasmin: Manchmal war ich so verzweifelt, weil ich Chemie nicht verstanden habe und auch niemand in der Klasse das verstanden hat und die Lehrer nicht erreichbar waren, wir aber die Aufgaben abschicken sollten. Da würde ich mir wünschen, dass es ein einheitliches Konzept gibt, was genau regelt, wie Homeschooling funktioniert und was ist, wenn es niemand versteht.
Was wäre eure Nachricht an Lehrer und Politik?
Leonie: Lehrer können nicht voraussetzen, dass alle Schüler Internetzugang und Computer haben. Du brauchtest ein Handy für die Schul-Cloud und einen Drucker für die Arbeitsblätter. Wir hatten als Familie einen Laptop, mit dem meine Mutter im Homeoffice arbeiten musste. Meine Schwester wurde aber bei der Computernutzung bevorzugt, da sie schon in der 11. Klasse ist und die Oberstufe wichtiger ist. Und ich konnte halt dann nur mit dem Handy arbeiten, wo ich aber auch keine wirklichen Tests machen konnte. Es gab nicht genug Endgeräte im Haus. Politiker sollten der Schule Laptops für die Schule bereitstellen, für die Schüler, die keine eigenen Computer haben.
Yasmin: Wir brauchen an den Schulen mehr Geld. Die Politik sollte dafür sorgen, dass wir alle die gleichen Voraussetzungen haben, wenn schon eigene Laptops verlangt werden. Ich sehe in den Nachrichten, wie die Autoindustrie und die Flugzeugindustrie so viele Zuschüsse vom Staat bekommt und unsere Lehrer müssen die Seife selbst kaufen. Wir gehen beide auf staatliche Schulen, da sollte sich der Staat auch um die Schulen kümmern.
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