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Mein High School Jahr in den USA

Tennis in Camebridge

03. October 2009 - 17:22
von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

Hmm… Amerika. Bei vielen hat das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ja nicht grade den besten Ruf. Das hat sicherlich auch viel mit George W. Bush und seiner Politik zu tun. Ich muss sagen, ursprünglich wollte ich da auch gar nicht hin, sondern nach Australien oder Kanada. Das hatte sich dann allerdings schnell erledigt, da für diese Länder keine Plätze mehr frei waren, und da ich mir ein Auslandsjahr trotzdem nicht entgehen lassen wollte, entschied ich mich dann für die USA.

Auch Franziska nimmt mit ihrem Text am Schreibwettbewerb von EF und SPIESSE teil. Hier könnt ihr voten.

Weihnachten in den USA - ein ganz neues Erlebnis für Franziska. Foto: pixelio.de/Huber

 

Auf den ersten Schritt der Bewerbung für das EF High School Jahr folgten viele weitere und als ich dann endlich auf dem Flughafen stand, hatte ich schon einen langen Weg durch den deutschen und amerikanischen Bürokratie-Dschungel hinter mir. Nach einem anstrengenden Flug begrüßte mich meine Gastfamilie mit großem Plakat, Blumenstrauß und Luftballon auf dem Flughafen.

Der ganze Rummel war mir zuerst ein bisschen peinlich

In den ersten vier Wochen hatte ich noch Ferien und versuchte, mich einzuleben. Ich war begierig auf die neue Kultur und nutzte jede Gelegenheit, Englisch zu sprechen. Heimweh hatte ich überhaupt nicht, dazu war alles viel zu aufregend. Schon nach ein paar Tagen spielte ich mit meinen Gastschwestern das erste Mal Tennis, ging mit in die Kirche und durfte an einer amerikanischen Hochzeit teilnehmen, da mein Gastvater der Pastor war. In Cambridge, der Kleinstadt in der ich nun lebte, wohnten auch meine Betreuer von EF, die International Exchange Coordinators. Sie machten mich mit anderen Austauschschülern bekannt und schon bald entschied ich mich gemeinsam mit Kim, einer anderen deutschen Austauschschülerin, Tennis zu unserem Hobby zu machen.

Als dann endlich die Schule anfing, hatte ich mich schon halbwegs an die Umgangssprache gewöhnt und es fiel mir nicht schwer, meine Lehrer zu verstehen. Die Auswahl an Fächern war sehr groß, aber leider konnte ich nur eine begrenzte Anzahl in meinen Stundenplan aufnehmen. Insgesamt belegte ich 16 Fächer, die mir fast alle sehr großen Spaß gemacht haben. In Amerika ist Schule noch viel mehr als Unterricht. Fast genauso groß wie das Angebot an Kursen, ist die Anzahl an möglichen Freizeitaktivitäten an der Schule. Das Angebot beginnt mit sämtlichen Sportarten, Orchester und Chor und geht bis hin zu Fotografie- und Allgemeinwissen AGs und Angeboten, bei denen man Gerichtsverhandlungen nachspielt.

Irgendwann stand dann auch schon mein erster echter amerikanischer Feiertag bevor - Thanksgiving.

Das typische Feiertagsessen ist Truthahn und das steht neben der Familie auch im Mittelpunkt eines solchen Feiertages. Die Zeit verging schneller als erwartet und bald wurden die Schaufenster der Läden weihnachtlich geschmückt. Um mir eine besonders große Freude zu machen, vielleicht aber auch, um alles Bisherige zu übertreffen, beschaffte mein Gastvater einen riesigen Weihnachtsbaum, der über zwei Etagen reichte und das halbe Wohnzimmer einnahm, so dass der Esstisch verrückt werden musste. Schon mehrere Tage vor Heiligabend wurden die Geschenke unter den mit roten und silbernen Plastikornamenten geschmückten Baum gelegt. Am Weihnachtsmorgen öffneten wir zuerst unsere „Stockings“ (gefüllte Socken), die mit lauter kleinen Dingen wie Stiften, Notizblöcken und Süßigkeiten gefüllt waren. Selbst für die beiden Hunde meiner Gastfamilie waren „Stockings“ mit ein paar Knochen gefüllt worden. Dann gab es Frühstück und anschließend haben wir die Geschenke ausgepackt.

Ende Januar gab es dann endlich den für Minnesota typischen und schon lang erwarteten Schnee. Die Schule bot Skikurse an und die Schüler fuhren mit ihren Autos Muster in den Schnee auf dem Schulparkplatz. Selbst ich probierte einmal Snowboarden aus, das hat aber nicht so gut geklappt und da habe ich es lieber gelassen. Schließlich hatte ich schon längst meine Lieblingswintersportart gefunden: Broomball. Das ist eine Ballsportart, die auf dem Eis gespielt wird. Man trägt allerdings keine Schlittschuhe sondern normale Turnschuhe. Dadurch rutscht man sehr leicht und es wird ziemlich schwierig mit seinem Schläger den Ball zu treffen.

Im Frühling stand mein Geburtstag vor der Tür.

Meine Gastfamilie machte mir sogar Geschenke. Als ich mittags in der Cafeteria essen wollte, wurde ich schon von meinen Gastgeschwistern erwartet, mit Gasluftballon. Als ob das nicht genug wäre, fingen sie auch noch an, lauthals für mich „Happy Birthday“ zu singen. Einige meiner Freunde stimmten mit ein und ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder lieber im Boden versinken sollte. Da sich die zweite Variante trotz angestrengter Versuche als zu schwierig herausstellte, entschied ich mich für erstere. Als ich nach der Schule nachhause kam, waren einige Freunde da, meine Gastmutter hatte eine Überraschungsparty für mich vorbereitet. Es war ein sehr schöner Tag.

Das nächste große Ereignis war Graduation. Als Austauschschüler durften wir an der Zeremonie teilnehmen. Jeder wurde mit Namen aufgerufen und musste sich sein Diplom auf der Tribüne abholen. Damit war mein Auslandsjahr auch zu Ende. Ich konnte nicht fassen, dass es schon vorbei war und wollte überhaupt nicht weg. Aber ich hatte keine Wahl.

In Dresden angekommen, war ich dann doch froh, wieder zuhause zu sein. Meine Ansichten über Amerika haben sich verändert - und ich mich auch.

 

Von Franziska
 

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