Nach 10 Uhr
Wir wollen uns die Nazi-Kundgebung aus der Nähe ansehen. Doch an den Polizeisperren kommt niemand vorbei – auch kein SPIESSER-Reporter. Jede kleine Seitenstraße in der Dresdner Neustadt ist gesperrt. Über die Elbe kommen wir auch nicht. Das war von der Dresdner Polizei offenbar so geplant: Auf der Altstadtseite der Elbe sollten die Menschen geschützt vor den radikalen Demonstranten andächtig gedenken können. Und auch die Nazis sollten separat marschieren können.
Trotz der Polizeiabsperrungen versuchen nicht nur wir, sondern auch viele Linke zum Bahnhof Neustadt zu kommen. Wir schließen uns an. Durch einen Park immer der „schwarzen“ Masse der Autonomen hinterher. Es folgen viele Straßen die alle gleich aussehen. Unsere Orientierung ist dahin. Eine Frau flüstert: „Ich habe mein Gartentor offen gelassen. Da könnt ihr durch gehen.“ Gesagt, getan. Durch eine große Kleingartensiedlung geht es weiter. Irgendwann tut sich ein Ausweg auf: „Dort eine Hauptstraße.“ Die entpuppt sich als weitere Blockade. Dort bleiben wir.
Durch Schrebergärten zur Hansastraße
Endlich an der Hansastraße angekommen: auf Seite drei.
stolz auf uns sein. Ich hoffe trotzdem, dass der Opfer gedacht und nicht gedenkt wurde ;)
ich glaub das lief dieses jahr richtig gut
die Bullen haben ein bißchen formation geübt, der schwarze block ein bißchen gezündelt, die anderen haben sinnvoll gedenkt und die Nazis sahen wie dussel aus, schön
jetzt ist sonntag alles ist ruhig, preis den Herrn
es gibt manchmal Tage da ist einfach nüscht mehr zu sagen, keine Unruhe, nur Stille
als goebbels auf seiner rede im berliner sportpalast dem deutschen volke entgegen schrie: "wollt ihr den totalen krieg?!"
schrieen diese alle laut: "jaaa!" - war das jetzt ein prozess demokratischer willensbildung?
eine meinung ist etwas subjektives. es schneit. das kann ich gut finden oder schlecht, ich kann diese meinung auch äußern, toll.
wenn es aber schneit und ich behaupte es würde die sonne scheinen, dann ist das wohl keine blose meinungsäußerung.
ebenso demonstrieren die nazis nicht meinungsäußernd durch dresden. sie betreiben damit ein bestimmtes ziel jahr führ jahr. sie zelebrieren den dresdner opfermythos, diffamieren die alliierten befreier und vergleichen die bombadierung mit dem holocaust. das ist für das jüdische volk zutiefst verletzend und außerdem geschichtsrevisionistisch. es stellt die vergangenheit in ein falsches licht. sie versuchen bewusst nazideutschlands verbrechen zu relativieren.
das ist keine meinungsäußerung, das ist ein politischer akt, vor dem hintergrund einer menschenfeindlichen ideologie.
und dem kann man sich genauso entgegen stellen.
natürlich kann man die nazis nicht umstimmen oder überzeugen, aber ich kann ihr politisches schauspiel unterbechen, damit sie nicht in der ganzen stadt ihre zettel verteilen, ihre propaganda singen usw.
und das gegendmeonstrationen etwas bringen haben köln, jena, erfuhrt und einige andere städte gezeigt. naziaufmärsche wurden verhindert. gerade in jena wird so schnell keiner mehr stattfinden. :D
heißt sicher nicht, "die Meinung des Anderen zu akzeptieren, egal wie abartig diese ist." Mir fallen eine ganze Menge abartige Ideen ein, die unsere Demokratie nicht duldet, eben weil sie das nicht muss. Wehrhafte Demokratie nennt man das - das Verbotsverfahren gegen die NPD gehört dazu.
Und natürlich nützt es, weil wir zeigen MÜSSEN, dass diese leute nirgendwo etwas zu suchen haben. Weil es ein Zeichen ist an Leute, die im Alltag mit Nazis und ihren Ideen zu tun haben. Die müssen spüren, dass es sich lohnt zu kämpfen. Das sie nicht alleine sind.
Nazis ohne Gegenwehr demonstrieren zu lassen heißt, ihre Ideen anzuerkennen. Als akzeptabel. Als etwas, das keine Menschenleben gefährdet.
Auch Nazidemonstrationen sind Demonstrationen, die nach dem Grundgesetz erlaubt sind. Gegendemos zeigen, dass man mit der Meinung der anderen Demo nicht einverstanden ist. Doch so radikal, wie es jedes Jahr in Dresden und regelmäßig in anderen Städten gegen Nazidemonstrationen zugeht, mit Sitzblockaden, und jeder Art von Hindernissen, das ist nicht mehr Demokratie. Demokratie heißt, die Meinung des Anderen zu akzeptieren, egal wie abartig diese ist. Man kann gegen diese Art von Meinung vorgehen, indem man zu Diskussionen MIT "Nazi"-Vertretern zusammenkommt, Gegendemos bildet ... ABER Gewalt/gewaltähnliche Blockaden ist/sind Keine Lösung!
Außerdem: Wem nützen diese Gegendemos und Demos? Kein Demonstrant wird sich von einem Gegendemonstranten so schnell umstimmen lassen. Ich persönlich finde es albern, Gegendemos zu veranstalten, sie zeigen nur, dass man solche Demos im Ort/oder in der größeren Stadt Dresden nicht mehr will. Sie werden trotzdem weiter stattfinden, weil es zum demokratischen Grundrecht gehört, zu demonstrieren. Blockieren macht Leute nur zum Feind der Demokratie und des Rechtsstaats. Als nächstes blockieren und gehen wir mit Gewalt gegen -Linke; -Abtreibungsgegner, -Evolutionskritiker, ...[Andersdenkende] vor.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.(Rosa Luxemburg)