Müde blicken große, braune Augen aus ihrem blassen Gesicht. Rike heißt das zerbrechliche Mädchen. Sie mag es nicht sonderlich, über ihre Probleme zu sprechen, malt leicht nervös Kringel auf ein Papier. Vor anderthalb Jahren ist Rike noch ein ganz „normales“ Mädchen. Die damals 15-Jährige geht aufs Gymnasium, trifft Freunde, spielt Handball und postet Erlebnisse aus ihrem Alltag auf Facebook. Mitte der zehnten Klasse spürt sie, dass etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich gestresst, unter Druck, kann sich nicht konzentrieren und nachts nicht schlafen. Ihre Hobbys langweilen sie, ihre Freunde lässt sie hängen. Rike will immer überall gut sein. Sehr gut. Dann die Diagnose: Burnout.
Immer 110 Prozent
Leistung bringen, alles geben – das will auch Leonie. Ihre braunen Locken hat die Marburger Studentin kunstvoll hochgesteckt. Zielstrebigkeit spiegelt sich in der Mimik der 22-Jährigen. Ihr kleiner Schmollmund plappert pausenlos von all ihren Vorhaben: „Ich muss bis morgen noch eine Hausarbeit zu Ende bringen, abends zur Arbeit und im Anschluss treffe ich mich mit meinen Freunden zum gemeinsamen Feierabend.“ Die Marburgerin hat unzählige Pläne, will damit ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Und auch die Erwartungen anderer nicht enttäuschen.
Aus psychologischer Sicht bedeutet genau dieses Phänomen „Leistungsdruck“, so Psychologie-Professor Arnold Lohaus von der Universität Bielefeld, „wenn man befürchtet, das selbstgesteckte oder von anderen erwartete Ziel nicht erreichen zu können.“ Leistungsdruck ist unter Jugendlichen extrem verbreitet. Viele kommen damit klar, eine erhebliche Anzahl an 12- bis 30-Jährigen aber nicht. Klaus Hurrelmann, renommierter Jugendforscher und Professor für Public Health and Education an der Hertie School of Governance in Berlin, beziffert die Betroffenen mit 100 Prozent. 80 Prozent der Jugendlichen verspüren, wie Leonie, den Druck, ließen ihn jedoch nicht ins Zentrum ihres Erlebens rücken, so der Bildungs- und Gesundheitsexperte Hurrelmann. Aber 20 Prozent, wie Rike, „leiden unter steigenden Anforderungen, kommen nicht damit zurecht und haben Schwierigkeiten,“ sagt Hurrelmann.
Leonie registriert einen Druck, reagiert darauf aber völlig gelassen. Sie liebt es, auf Trab zu sein und lässt keine Gelegenheit aus, sich selbst zu verwirklichen. Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit meistert die 22-Jährige mit Leichtigkeit – jeden Tag. Auszeiten kennt die Studentin der Germanistik und Friedens- und Konfliktforschung nicht. Es ist früher Nachmittag. Leonie sitzt mit ihren Freunden in der Kantine beim Essen. Sie scherzen, die Stimmung ist ausgelassen – scheinbar unbeschwert, obwohl sie inmitten einer heißen Hausarbeitenphase stecken. „In Schreibpausen und beim Mittagessen im Bistro lernen wir auf andere Weise“, erzählt Leonie, „wir diskutieren Themen aus der Politik, die uns Anregungen für unsere Hausarbeiten liefern.“
Viel Zeit zum Plaudern bleibt ihr heute dennoch nicht: Nach nur einer Tasse Kaffee – ihre kleine Droge – verabschiedet sich die fleißige Studentin von der Runde. Die meisten wird sie ohnehin später beim „Bibben“ wiedertreffen, dem gemeinsamen Arbeiten in der Bibliothek.
Plötzlich steht die Welt Kopf
Freunde treffen, gemeinsam lernen – das stand früher auch bei Rike im Mittelpunkt. Jetzt muss die Schülerin erst einmal Pause machen, sich vom Burnout erholen. Burnout ist eine Erschöpfungskrankheit und verursacht oft Depressionen oder andere psychische Störungen. Bis zu 13 Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind seelisch so stark angespannt, dass sie Symptome von psychischen Beeinträchtigungen zeigen, schätzt Gesundheitsexperte Hurrelmann. Rike hat damals Depressionen. Sie fühlt sich antriebslos, hat Heulkrämpfe. „Ich habe versucht, diese innere Leere mit Alkohol, Drogen und ungesundem Essen auszugleichen.“
„So ein Verhalten ist typisch für psychische Störungen,“ sagt Hurrelmann. „Wenn solche Störungen nicht ausreichend oder erst sehr spät erkannt werden, dann können sie im weiteren Lebenslauf immer wieder auftreten“. Rike hat auf ihre Symptome relativ zügig reagiert. Zu Beginn der Oberstufe das Schlüsselerlebnis: „Der Punkt, an dem ich für mich entschieden habe, dass es nicht mehr geht, war ein Vormittag in der Schule – an diesem Tag stand ein Test, ein Referat und eine Klausur an,“ erzählt sie. „Ich war am Ende meiner Kräfte.“
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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