Ausnahmezustand: Bundespräsident Köhler in der Schule
Studiengebühren, Schüler-Lehrer-Verhältnis und Rock'n'Roll: Heute war Bundespräsident Horst Köhler am Europäischen Gymnasium Waldenburg in Sachsen und hat mit den 12-Klässlern diskutiert. Schülerin Laura Naumann, 17, war dabei und hat uns danach erzählt, wie's war.
17. April 2007 - 17:20 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
An unserer Schule herrschte heute Ausnahmezustand. Um 10.30 Uhr kam Horst Köhler an, da hatten wir noch Unterricht. Wir sollten die Klassenzimmer nicht verlassen, aber natürlich standen alle an den Fenstern, um nach dem Hubschrauber zu gucken. Auf dem Schulhof durfte niemand parken und es waren übelst viele Polizisten unterwegs. Es geht sogar das Gerücht um, dass die Gullideckel extra verschlossen wurden.
Als er dann kam - mit seiner Frau, die total süß war, und Kultusminister Flath - waren überall Bodyguards. Und massenhaft Presse - 17 Medienleute hatten sich wohl angemeldet. Die waren echt nicht nett, auch untereinander haben die sich nur angezickt. Zum Glück durften die Journalisten nicht mit in die Diskussionsrunde mit Köhler.
Erstaunlich entspannt, der Herr Bundespräsident
Wir waren 21 Zwölftklässler, die mit Köhler reden durften - alles Leute aus meiner Stufe, die sich sozial, politisch, künstlerisch oder sportlich engagieren oder die gute Schulleistungen bringen. Eigentlich sollte das Gespräch nur eine Viertelstunde dauern, aber Köhler hat dann fast eine halbe Stunde überzogen. Er hatte wohl einen sehr engen Terminplan, war aber erstaunlich entspannt und total sympathisch.
Von uns wollte er wissen, wie es uns an unserer Schule gefällt. Wir haben ein wirklich gutes Schüler-Lehrer-Verhältnis und auch untereinander sind die Schüler entspannt - Mobbing gibt es bei uns kaum. Ich denke, das liegt daran, dass wir eine Privatschule sind und eine Ganztagsschule dazu. Das ganze Konzept ist so ausgerichtet, dass die Lehrer sich Zeit nehmen für ihre Schüler. Als Köhler gefragt hat, ob wir denn Angst vor der Zukunft hätten, haben trotzdem viele mit Ja geantwortet. Die Angst, keinen Job zu finden, ist groß.
Studiengebühren ja - aber bitte in den richtigen Topf
Von uns Schülern kam dann die kritische Frage nach den Studiengebühren. Da hat Köhler seine persönliche Geschichte erzählt. Seine Eltern waren ja Flüchtlinge und hatten nicht viel Geld. Deshalb hat er während des Studiums so eine Art Bafög bekommen und nebenher gearbeitet - er musste mit 240 Mark im Monat auskommen. Deshalb hat er erklärt: Er hält es für das Wichtigste, dass nicht der Geldbeutel der Eltern darüber entscheidet, wie gut die Kinder ausgebildet werden. Studiengebühren hält er für eine gute Sache, wenn man darauf achtet, dass die Studenten auch etwas davon haben und das Geld nicht in irgendwelchen Töpfen verschwindet.
Nach der Diskussionsrunde gab es noch Kulturprogramm in der Aula. Wir mussten uns zum Teil beim Raumwechsel beeilen, was schwierig war, weil wir den Bundespräsidenten nicht überholen durften. Zum Glück ist er noch aufs Klo gegangen, so dass wir rechtzeitig beim Chor waren. In seiner Abschlussrede hat er dann das Rock'n'Roll-Stück unserer Band gelobt - "Crazy Little Thing called Love" - und erzählt, dass er dazu früher schon mit seiner Frau getanzt hat.
In der Rede hat er auch gesagt, dass er das Konzept unserer Schule richtig findet und dass er Privatschulen für eine gute Sache hält, solange sie mit den staatlichen Schulen zusammen arbeiten und nicht gegen sie. Ich glaube, es hat ihm wirklich gefallen."
Protokoll: Julia Karnahl/Foto: pixelio
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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