Brief an …

Brief an ... das Leben

SPIESSER.de-Autoren schreiben Briefe. Und SPIESSER-User Robatt verfasst eine Ode an das Leben.

04. February 2011 - 17:24
von SPIESSER-Autor Robatt.
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Robatt Offline
Beigetreten: 27.04.2009

Geliebtes Leben,

jetzt sind wir echt schon 20 Jahre zusammen und ich glaube, du weißt gar nicht, wie viel du mir mittlerweile bedeutest. Klar reden die Leute über Lebensplanung, den Sinn des Lebens und all so ein Zeug - du hängst dich schließlich auch überall mit rein. Aber hat dir schon mal jemand gesagt: „Verdammt, bist du ein geiles Ding!“?
Ich glaube, das passiert viel zu selten.


Das Leben ist wie Fotografie: Licht, Lokation,
Menschen – manchmal stimmt einfach alles.

Dabei sind es die innigen Momente mit dir, die mich immer wieder faszinieren. In denen ich denke „So soll es sein.“
Wir träumen im Zug und blinzeln der Sonne entgegen. sitzen mit den besten Freunden der Welt zusammen und philosophieren über Berufe, Reisen, Affären und wo der ganze Spaß mal hingehen soll. Im Club tanzen wir zwischen den ganzen anderen hübschen Menschen im Stroboskoplicht und ab und zu liegt ein Mädchen in unserem Arm, dessen Nacken wir kraulen. Jeder Moment davon ist einmalig.


„Fahr vorsichtig.“ – „Ich geb mein Bestes.“ –
„Pass auf dich auf.“ – „Jaja.“

Der durchschnittliche deutsche Mann hat wohl 10 bis 15 Sexualpartner und ist mehrmals verheiratet. Aber im Gegensatz zu Katzen sind die meisten Menschen nur mit einem Leben zusammen. Schon krass, welche Monopolstellung du einnimmst.
Männer werden meist 77 Jahre alt. Ist dir eigentlich bewusst was das bedeutet? Jaja, genau: wir haben schon 25,9-Prozent unserer Beziehung hinter uns. Natürlich nur im Durchschnitt. Ich weiß, du siehst es nicht gern, wenn wir beide auf dem Motorrad sitzen oder im Auto mit 200 Sachen an der Schallmauer kratzen. Aber ich pass auf uns auf, das verspreche ich auch der Mutti immer mit einem netten „Jaja.“


Gute Freunde, ein Auto und dann einmal
um die Welt. Oder zumindest durch Polen.

Entweder bist du ein Produkt der Liebe oder eben ein Unfall – doch auf jeden Fall bist du entstanden, weil zwei Menschen scharf aufeinander waren. Das muss man sich mal vorstellen: abgeschossen, vornweg geschwommen und aufgeprallt. Bumms - und wieder gibt es ein neues Leben. Nach neun Monaten Kugelkrankheit schlüpfen wir beide dann zusammen ans Tageslicht. Ist doch klar, dass so ein Erlebnis zusammenschweißt.
Nur wie soll es jetzt mit uns weitergehen? Was machen wir mit den verbleibenden drei Vierteln unserer Zeit? Jeden Tag von sieben bis fünfzehn dreißig auf Arbeit sitzen und Anweisungen abarbeiten, Zielvorgaben erfüllen, eine hübsche Frau heiraten, kleine Robatts in die Welt setzen und dann die Jahre zählen, bis endlich die Rente kommt?
Vergiss es. 

Wir brechen aus, aus diesem Trott. Wir brennen zusammen durch.
Es führen viele Wege durch den Wald und wir nehmen den, auf dem die wenigsten Leute vor uns waren. Auf neuen Wegen zum gemeinsamen Glück.
Lass uns reisen, feiern und möglichst viele Erfahrungen sammeln. Alles außer Alltag, bitte. Dr. Sommer würde sagen: „Spaß ist, wenn es beiden gefällt.“
Also hau rein, wir haben noch eine Menge vor uns.

Liebliche und lebendige Grüße,
dein Robatt

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Kommentare

19 Kommentare
  • Das ist saugut geschrieben :).
    Gefällt mir echt sehr :).
    Whaaaaa, ich liebe diesen Brief !

  • Hey, dein Brief gefällt mir echt super gut, besonders, dass du das Leben direkt ansprichst, das hat was! :) Auch dein Schreibstil ist toll und deinem letzten Absatz kann ich einfach nur zustimmen <3 Der ganze Text hat mich echt zum Nachdenken angeregt und das ist immer gut ;D Mach weiter so! LG ;)

  • Der hat´s eben auch drauf :)

  • Hat für mich in erster Linie nix mit dem Land zu tun.
    In Australien kann man ganz genau so in einen Alltagstrott verfallen wie in Deutschland auch.
    Nur ist es bei BBQ, Bier und Sonnenschein ein wenig angenehmer. ;)
    Es geht mir also nicht darum einem Land zu entkommen, sondern darum einen Weg zu finden, dass Leben jeden Tag neu zu gestalten und so wenig wie möglich Routine zu erleben.
    Mit einem bisschen guten Willen geht das auch in Deutschland ganz gut.

    Dauerhaft in Australien bleiben? Ja, darüber denke ich nach. Mal in der Hängematte auf einer Farm, mal am Strand mit Blick auf den Ozean.
    Das Ding ist: ich habe Angst, dass mir das irgendwann zu langweilig wird. Und ich hätte gern mehr vorzuweisen als einen Berufsabschluss mit Berufserfahrung. Ich würd schon ganz gern Studieren - und zwar in Deutschland.
    Des Weiteren weiß ich, dass ich in meiner Heimat einen verdammt guten und starken Freundeskreis habe und meine Familie kannste fast ins Bilderbuch stellen. ;) Deutsches Bier und Brot darf man auch nicht verachten. :D

    Kurz um: ja, ich kann mir vorstellen - zumindest für paar Jahre - dauerhaft in Australien oder einem anderen Land zu leben. Aber erst, wenn ich mich zu den 10% der Deutschen mit Hochschulabschluss zählen kann.

    Meine Fresse, das war jetzt aber weit ausgeholt. ^^

    Der nächste Blogeintrag sollte diese Woche erscheinen.

  • wenn du mit deinem leben durchbrennen willst...schon drüber nachgedacht da unten zu bleiben?
    ich weis ich weis...work & travel visum gilt nur 12 monate usw, aber könntest dich doch einbürgern lassen oder?
    schreib endlich den nächsten teil im aussi blog ;)

  • ... wird das so gut es geht.

    Neulich erst gehört: "Solange keine Kinder involviert sind, ist alles in Ordnung."
    Treffender könnte man es nicht sagen.

    Auf dem Weg zur Lebenstraumverwirklichung:
    https://www.spiesser.de/artikel/der-sachse-liebt-das-reisen-sehr

  • Dein Brief ist einfach nur genial.
    Find ich sehr gut wenn du das wirklich durchziehst!!

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