poetische Liebesbriefe sind mir zu kitschig, außerdem schiebt der Nachbar gerade mit dem Rasenmäher Stress, daher schreib ich's dir ganz schlicht: Ich find's ja cool, dass Du da bist, werte Dissimilation, aber wie Du im Detail funktionierst, will ich gar nicht wissen. Dieses ätzende Fachgesimple rund um lateinische Begriffe durch Superbiologen nervt nämlich.
Das hier weiß ich über dich: Während es eine äußere Atmung gibt (Luft durch's Nasenloch rein, dann durch die Lunge, Sauerstoff ins Blut, CO2 wieder durch's Nasenloch nach draußen), existierst Du unter der Definition innere Atmung. Du atmest in jeder verdammten Zelle meines Körpers und in anderen Körpern gibt es auch welche von Deiner Sorte. Die Energie, die du freigibst, nutze ich für andere nützliche Dinge.
Das habe ich von meiner Biologielehrerin gelernt. War auch Thema in der aktuellen Klausur – miserabel ausgefallen. Denn, und das kritisiere ich an Dir, Du bist zu vielseitig, als dass ich Dich innerhalb eines Nachmittags verstehen könnte. Immerhin bist Du Bestandteil des katabolischen Stoffwechsels – aber was zum Teufel ist das? Dann unterscheidet man noch zwischen aerober und anaerober Atmung und Gärung. Das will ich doch gar nicht wissen! Ich will, dass das von alleine funktioniert.
Fachsprache, das ist so ein Thema. Genügt es nicht, zu wissen, wie etwas grob von statten geht? Müssen sich denn unschuldige Schüler die übelsten Fachbegriffe eintrichtern, nur um die Klausur zu bestehen und sie anschließend wieder zu vergessen? Fachvokabular ist für Fachleute da, und auch wenn Schüler sich sachlich mit der Thematik auseinander setzen (müssen), sind sie noch lange keine Fachleute. Und das wollen sie auch oft nicht werden!
Siehst du, liebe Dissimilation, da hast Du es nur gut mit uns gemeint, schon kommen diverse Superbiologen, verpassen Dir zwanzig professionell klingende Spitznamen und zack - ist der ganze Tag versaut. Immerhin ist mein Großhirn dich jetzt los, denn die Dissimilation thematisiere ich nur einmal und nie wieder!
Trotzdem schöne Grüße von Deinem Freund und Feind, Gustav
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Da hast du mich missverstanden.
Ein Thema auf Grund seiner Komplexität abzulehnen ist kacke. Es nicht zu mögen, weil es mit dem persönlichen Interessenbereich nicht kompatibel ist, ist ok.
Das mach ich auch mit manchen Themen.
Und zu den Büchern: Noch sind das beides Grundkurse.
Mmh, bei genauem Lesen hätte einigenn Sätzen auffallen können, dass ich nicht die Dissimilation ablehne, sondern das Fachvokabular drumherum. Es geht hier überhaupt nicht darum, Wissen grundsätzlich abzulehnen, nur weil ich es nicht verstehe, sondern darum, sich nützliches Wissen anzueignen, das FÜR MICH von Bedeutung sein kann und nicht, was von Fachmenschen in für mich unwichtigem Fachvokabular als für mich wichtig erachtet wird. In Dinge, die mich nicht interessieren kann ich mich gut reinfinden, bloß übertriebene Angelegenheiten (die im genannten Fall für Nicht-Biologen übertrieben sind) muss ich nicht gut finden. Anstatt nachträglich zu sagen: "Hmmm, okay, nächstes Thema", überlege ich mir das im Vorfeld. Bin doch nicht mehr in der Grundschule, wo man immer das macht, was der Lehrer sagt!
@ Tobi: "Aber ein Thema grundsätzlich abzulehnen, weil (...) man es sich nicht in einer Unterrichtsreihe aneignen kann, ist blöd." - Soll ich mich mir etwas, dass mich zu 0,2 % interessiert, jetzt auch noch in der Freizeit reinprügeln?? Nee, dafür ist mir die Zeit dann doch zu schade...
@ dingue.soce: Stimmt. Leider ist das mit den Grund- und Leistungskursen so eine Sache: Beide haben bei uns aktuell dasselbe Lehrbuch. Und da stehen in beiden völlig abgehobene (sicherlich richtige, aber abgehobene) Grafiken und "Erklär"-Texte drin... Damit ist das Problem nicht gebannt, wenngleich wir das als vorläufige Utopie festhalten sollten.
Ihr habt ja recht, wenn ihr der Meinung seid, Wissen müssen über den Unterrichtsstundentellerrand hinausgehen. Ich bin keine Schülerin, die glaubt, die bloße Anwesenheit im Biokurs reiche aus, um alle Strukturen und Kreisläufe wind- und wasserfest in den Gehirnzellen zu verfestigen. Und ich muss auch zugeben, dass ich das ganze Thema der Zellatmung gar nicht mal so uninteressant finde.
Allerdings glaube ich, dass es sinnvoller wäre, die Schüler selbst entscheiden zu lassen, wie viel Biologie sie auf ihrem täglichen Wissensbuffett serviert bekommen möchten. Heißt also: Die Unterscheidung in Grund- und Leistungskurse muss wieder her. Dann bekommen die, die all den mysteriösen Fachbegriffen in ihrem späteren Leben wiederbegegnern möchten die doppelte Ration und der Rest versteht trotzdem, wie der Mensch funktioniert.
Zunächst muss ich mal festhalten, dass es etwas geben muss, das mich nicht interressieren muss. Was soll ich mir Gedankenkonstrukte aufbauen, um hinterher zu sagen: "Hmmm, okay, nächstes Thema."
Aber, ein Thema grundsätzlich abzulehnen, weil das Fachvokabular zu fies ist oder man es sich nicht in einer Unterrichtsreihe aneignen kann, ist blöd.
Wissen kann nicht schlecht sein.
(Von Gustav glaube ich nicht, dass er das Thema aus diesen Gründen nicht mag, ich wollte Oberes trotzdem mal gesagt haben.)
Soso, Biologie ist nun also offiziell in die Reihe der ich-bin-cool-weil-ichs-nicht-verstehe-Fächer aufgenommen. Klar, es ist ja auch viel existenzieller zu wissen, wie Ghana gegen Australien gespielt hat, als wie das Leben funktioniert. Da sollen sich ruhig die "Superbiologen" drum kümmern.
Aber eine Frage hätte ich da noch: Sind Dinge denn nur dann Bildungsrelevant, wenn ich sie innerhalb eines Nachmittags verstehen kann?
Auch in meinen Gehirnwindungen herrschte für exakt 90 Minuten Extremchaos zwischen in der Zitronensäure zirkulierenden ATP-Energieäquivalenten und biologisch oxidierenden Glykolyseendprodukten. Gestern gab's dieses Prachtstück von Klausur zurück und ich musste feststellen, dass meine schon beim Lernen gefasste Prophezeihung bittere Wirklichkeit geworden war: Ich hatte alle Fachbegriffe und deren Bedeutungszusammenhänge glattweg vergessen.
Warum also die mühsam freigesetzte Energie verbrauchen, um zu verstehen, woher sie kommt? Ich steck doch auch kein elektrisches Mikroskop an die Steckdose um nachzusehen, wo der Strom herkommt...
Aber letztendlich ist es doch auch aufmunternd, dass es noch andere Lehrplangeplagte gibt, die sich genau den gleichen Bildungsfraß in den Kopf schieben müssen... ;)
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Da hast du mich missverstanden.
Ein Thema auf Grund seiner Komplexität abzulehnen ist kacke. Es nicht zu mögen, weil es mit dem persönlichen Interessenbereich nicht kompatibel ist, ist ok.
Das mach ich auch mit manchen Themen.
Und zu den Büchern: Noch sind das beides Grundkurse.
Mmh, bei genauem Lesen hätte einigenn Sätzen auffallen können, dass ich nicht die Dissimilation ablehne, sondern das Fachvokabular drumherum. Es geht hier überhaupt nicht darum, Wissen grundsätzlich abzulehnen, nur weil ich es nicht verstehe, sondern darum, sich nützliches Wissen anzueignen, das FÜR MICH von Bedeutung sein kann und nicht, was von Fachmenschen in für mich unwichtigem Fachvokabular als für mich wichtig erachtet wird. In Dinge, die mich nicht interessieren kann ich mich gut reinfinden, bloß übertriebene Angelegenheiten (die im genannten Fall für Nicht-Biologen übertrieben sind) muss ich nicht gut finden. Anstatt nachträglich zu sagen: "Hmmm, okay, nächstes Thema", überlege ich mir das im Vorfeld. Bin doch nicht mehr in der Grundschule, wo man immer das macht, was der Lehrer sagt!
@ Tobi: "Aber ein Thema grundsätzlich abzulehnen, weil (...) man es sich nicht in einer Unterrichtsreihe aneignen kann, ist blöd." - Soll ich mich mir etwas, dass mich zu 0,2 % interessiert, jetzt auch noch in der Freizeit reinprügeln?? Nee, dafür ist mir die Zeit dann doch zu schade...
@ dingue.soce: Stimmt. Leider ist das mit den Grund- und Leistungskursen so eine Sache: Beide haben bei uns aktuell dasselbe Lehrbuch. Und da stehen in beiden völlig abgehobene (sicherlich richtige, aber abgehobene) Grafiken und "Erklär"-Texte drin... Damit ist das Problem nicht gebannt, wenngleich wir das als vorläufige Utopie festhalten sollten.
Ihr habt ja recht, wenn ihr der Meinung seid, Wissen müssen über den Unterrichtsstundentellerrand hinausgehen. Ich bin keine Schülerin, die glaubt, die bloße Anwesenheit im Biokurs reiche aus, um alle Strukturen und Kreisläufe wind- und wasserfest in den Gehirnzellen zu verfestigen. Und ich muss auch zugeben, dass ich das ganze Thema der Zellatmung gar nicht mal so uninteressant finde.
Allerdings glaube ich, dass es sinnvoller wäre, die Schüler selbst entscheiden zu lassen, wie viel Biologie sie auf ihrem täglichen Wissensbuffett serviert bekommen möchten. Heißt also: Die Unterscheidung in Grund- und Leistungskurse muss wieder her. Dann bekommen die, die all den mysteriösen Fachbegriffen in ihrem späteren Leben wiederbegegnern möchten die doppelte Ration und der Rest versteht trotzdem, wie der Mensch funktioniert.
Zunächst muss ich mal festhalten, dass es etwas geben muss, das mich nicht interressieren muss. Was soll ich mir Gedankenkonstrukte aufbauen, um hinterher zu sagen: "Hmmm, okay, nächstes Thema."
Aber, ein Thema grundsätzlich abzulehnen, weil das Fachvokabular zu fies ist oder man es sich nicht in einer Unterrichtsreihe aneignen kann, ist blöd.
Wissen kann nicht schlecht sein.
(Von Gustav glaube ich nicht, dass er das Thema aus diesen Gründen nicht mag, ich wollte Oberes trotzdem mal gesagt haben.)
Soso, Biologie ist nun also offiziell in die Reihe der ich-bin-cool-weil-ichs-nicht-verstehe-Fächer aufgenommen. Klar, es ist ja auch viel existenzieller zu wissen, wie Ghana gegen Australien gespielt hat, als wie das Leben funktioniert. Da sollen sich ruhig die "Superbiologen" drum kümmern.
Aber eine Frage hätte ich da noch: Sind Dinge denn nur dann Bildungsrelevant, wenn ich sie innerhalb eines Nachmittags verstehen kann?
Auch in meinen Gehirnwindungen herrschte für exakt 90 Minuten Extremchaos zwischen in der Zitronensäure zirkulierenden ATP-Energieäquivalenten und biologisch oxidierenden Glykolyseendprodukten. Gestern gab's dieses Prachtstück von Klausur zurück und ich musste feststellen, dass meine schon beim Lernen gefasste Prophezeihung bittere Wirklichkeit geworden war: Ich hatte alle Fachbegriffe und deren Bedeutungszusammenhänge glattweg vergessen.
Warum also die mühsam freigesetzte Energie verbrauchen, um zu verstehen, woher sie kommt? Ich steck doch auch kein elektrisches Mikroskop an die Steckdose um nachzusehen, wo der Strom herkommt...
Aber letztendlich ist es doch auch aufmunternd, dass es noch andere Lehrplangeplagte gibt, die sich genau den gleichen Bildungsfraß in den Kopf schieben müssen... ;)