Die Jugend-Jury hat entschieden
Die Jugend-Jury hat entschieden
Die Veranstalter verliehen einen Preis an die beste deutsche und die beste französische Schüler-Film-Kritik. Tina hat die deutschen Gewinner Janice und Julia interviewt.
Alle Kritiken und Infos zur Internationalen Woche der Kritik findet ihr auf www.semainedelacritique.com |
Neben all dem Tamtam auf dem roten Teppich, gab es in Cannes auch weniger aufreibende, dafür umso interessantere Veranstaltungen wie die Internationale Woche der Kritik . Hier wurde jungen Filmemachern die Chance gegeben, ihre Werke zu präsentieren. Das Deutsch-Französische Jugendwerk lud hierfür 32 filmbegeisterte Schüler aus Deutschland und Frankreich ein, um vor Ort eine Jugend-Jury zu bilden.
So saßen acht Vierer-Gruppen 15- bis 18-Jähriger eine Woche lang täglich in den roten Reihen der Kinosessel, schrieben anschliessend Kritiken und einigten sich in einer letzten grossen Debatte auf einen Gewinnerfilm."La sangre brota" von Regisseur Pablo Pablo Fendrik hat schließlich das Rennen gemacht und heimste so den Preis der (ganz) jungen Kritik ein. Worum es darin geht, haben die Jurymitglieder Sebastian und Moritz vom Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen in ihrer Filmkritik beschrieben:
Blutige Familienbande Zwei Jugendliche haben auf dem Flachdach eines Hauses in Buenos Aires Sex. Nach dem lieblosen Akt, verlässt der Junge, Leandro (Nahuel Pérez Biscayart), hastig den Ort des Geschehens. Davor stillt er sein Verlangen nach dem Drogenrausch und greift zu einem Tütchen mit Ecstasy-Tabletten. Diese Szene eröffnet Pablo Fendriks zweiten Spielfilm La Sangre brota, in dem die Geschichte einer argentinischen Familie erzählt wird, die sowohl mit finanziellen als auch zwischenmenschlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Als Ramiro, der ältere Sohn, sich überraschend aus den Vereinigten Staaten meldet und dringend Geld braucht, sieht sich sein Vater Arturo gezwungen binnen 24 Stunden 2000 Dollar aufzutreiben. Der, nach langem Zögern gefasste Entschluss seinem Sohn zu helfen, treibt Arturo letztlich sogar soweit, gegen seine ehrlichen und aufrichtigen Grundsätze zu verstoßen, indem er erstmals seit Jahren wieder Gewalt gegen seine Frau und Leandro, seinen jüngeren Sohn, anwendet. La Sangre Brota zeichnet ein äußerst lebendig wirkendes Bild der argentinischen Hauptstadt, indem beispielsweise bei Straßenszenen bewusst auf den Einsatz von Statisten verzichtet wird und stattdessen zufällig vorbeikommende Passanten als solche einbezogen werden. Allerdings schreckt der Film auch nicht vor der besonders grausamen Darstellung von Gewalt zurück. Leandros minderjährige Freundin etwa, beißt ihm unter Drogeneinfluss die Zunge ab, die Brutalität der Kampfszene zwischen Vater und Sohn kann kaum in Worte gefasst werden. Trotz der möglicherweise als übertrieben auffassbaren Darstellungsweise betont Fendrik, dies sei eine Familie, wie er sie selbst kennengelernt habe. Alle Charaktere entsprächen realen Vorbildern. Mit fortdauernder Handlung rücken die Probleme der in Buenos Aires lebenden Familienmitglieder immer stärker in den Vordergrund, während die finanziellen Nöte des amerikanischen Bruders am Ende überhaupt nicht mehr beleuchtet werden. Obwohl er mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet, vermittelt der temporeich erzählte Film ein schwer verdauliches Abbild der Wirklichkeit Lateinamerikas. (von Sebastian Gratz und Moritz Bürger, Nürtingen, Hölderlin-Gymnasium ) |