Jeder weiß heute, was gemeint ist, wenn der Schiedsrichter nach einem schweren Foul die rote Karte zückt: Platzverweis! Doch woher kommen all die Regeln im Fußball? SPIESSER-Autorin Franziska hat sich in der Fußball-Ursuppe umgesehen.
09. June 2012 - 14:19 SPIESSER-Autorin Franziska..
War ihnen einfach langweilig? Oder hatten sie genug, bei jeder Partie die Regeln neu verhandeln zu müssen? Egal jedenfalls verfassen Studenten der Universität von Cambridge 1846 die ersten Fußball-Regeln. Richtige Tore gab es noch keine, der Ball ähnelte dem des Rugby, konnte beliebig groß sein und von einem Schiedsrichter war auf dem Spielfeld weit und breit nichts zu sehen. 1863 wird in London dann die Football Association (FA) gegründet, die erstmals ein einheitliches Regelwerk erstellt. Eine dieser Grundregeln besagte, dass es verboten war, gegen Schienbeine zu treten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, im Gegensatz zu einigen anderen Vorschriften von damals.
Der Platzverweis
Ein schweres Foul und mehrmalige Verstöße gegen die Spielregeln konnten ab 1877 Platzverweise nach sich ziehen. Allerdings wurde den Spielern dies noch nicht durch Karten signalisiert, sondern mit Händen und Füßen. Diesen Umstand machte sich der argentinische Nationalspieler Antonio Rattin zunutze, als er während der Fußball-WM 1966 des Platzes verwiesen wurde: Er blieb einfach noch einige Minuten auf dem Spielfeld. Schließlich konnte das Gefuchtel des Schiedsrichters ja alles mögliche bedeuten. Skandal! Damit sich in Zukunft kein Spieler mehr herausreden konnte, er hätte nicht verstanden, was der Schiedsrichter von ihm wollte, führte der Fußball-Weltverband zur Fußball-WM 1970 rote und gelbe Karten ein.
Freistoß und Eckball
Es muss ja nicht gleich die große Strafkeule sein! Bei kleineren Verstößen belassen es die Schiedsrichter in der Regel bei Ermahnungen oder bestrafen seit 1866 die Mannschaft des unfairen Spielers mit einem Freistoß für den Gegner. Anfangs durfte der Ball nur indirekt gespielt werden, das heißt ein Tor, das aus einem Freistoß hervorging zählte nur dann, wenn ein anderer Spieler als der Torschütze zuvor den Ball berührt hatte. Den indirekten Freistoß gibt es auch heute noch, doch mittlerweile wurde er um den direkten Freistoß ergänzt.
Ebenfalls eine Standardsituation im Fußball, der aber keineswegs durch ein Vergehen ausgelöst wird, ist der Eckball. Er wurde im gleichem Jahr wie der Freistoß im Regelwerk festgesetzt. Hier galt aber bis 1924 noch das Prinzip „indirekt“. Der Ball durfte wie beim Freistoß nicht direkt ins Tor geschossen werden.
Die Mannschaft
Man könnte meinen, eine Fußballmannschaft habe schon immer aus elf Spielern bestanden und Schiedsrichter wären seit jeher mitgetrabt. Schließlich heißt es ja „Elf Freunde müsst ihr sein!“ und nicht „Zwanzig gute Bekannte müsst ihr sein!“. Doch das war nicht immer so. Vor Festsetzung des genauen Regelwerks bestanden Mannschaften aus 15 bis 20 Spielern. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Schiedsrichter auch nicht auf dem Platz, sondern saß am Spielfeldrand und konnte bei Streitereien angerufen werden. 1890 wurde dann die Stellung des Schiris aufgewertet. Seither muss er mit den Spielern über den Platz rennen, verteilt gelbe und rote Karten und zeigt auch mal auf den Elfmeterpunkt.
Der Strafstoß
Schreitet ein Spieler zum Strafstoß, meint man manchmal, in seinen Augen die Angst zu sehen, diese einmalige Chance zu versemmeln. Der Torwart hat es da einfacher: Hält er den Ball nicht, gibt ihm keiner die Schuld. Wehrt er ihn aber ab, feiert ihn alle Welt als „Elfmeterkiller“.
Als der Strafstoß 1891 ins Regelwerk aufgenommen wurde, schossen ihn die Spieler noch von einem beliebigen Punkt auf einer Linie, die parallel und in rund elf Metern Abstand zur Torlinie verlief. Seit 1902 gibt es den einen Punkt, von dem der Elfmeter geschossen werden muss.
Silver und Golden Goal
Auch in jüngerer Zeit wurden immer wieder Versuche unternommen, das Spiel der Spiele noch spannender zu machen. Bis 1996 galt: Endete ein Spiel nach 90 Minuten unentschieden, so folgte eine Verlängerung, die zwei Mal 15 Minuten dauerte. Gab es dann noch immer keinen Sieger, folgte das Elfmeterschießen. „Viel zu öde!“, meinte die FIFA und führte 1996 das „Golden Goal“ ein: Erzielt eine Mannschaft in der Verlängerung ein Tor, so hat sie das Spiel gewonnen. Die gegnerische Mannschaft hat nach dem Treffer keine Möglichkeit mehr auszugleichen. Diese Regel erwies sich dann doch recht schnell als allzu ungerecht, weshalb 2002 das „Silver Goal“ das „Golden Goal“ ablöste. Demnach folgte nach Ende der regulären Spielzeit eine Verlängerung von 15 Minuten. Brachten diese einen Sieger hervor, endete das Spiel. Blieb es bei einem Unentschieden, folgten weitere 15 Minuten Verlängerung und gegebenenfalls das Elfmeterschießen. Auch diese Regel hatte nur kurz Bestand. Seit 2004 ist wieder alles beim Alten, also wie bis 1996.
Nationalgedanken hin oder her – Der Fußball wird eingebürgert
Die hiesige Fußballbegeistertung lässt vermuten, dass der Fußball schon mindestens seit der Steinzeit in Deutschland eine große Rolle spielte. Doch ganz so war es nicht. 1874 warf der Braunschweiger Lehrer Konrad Koch einen Rugbyball zwischen die Füße seiner Schüler und schaute, was diese mit diesem so anstellten. Dies galt als Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland. Die Geschichte dazu könnt ihr leicht abgeändert und nur wenig historisch untermalt in dem Film „Der ganz große Traum“ mit Daniel Brühl nachfühlen.
Fußball galt damals als „undeutsch“. Viele Politiker waren deshalb nicht begeistert davon, dass der Fußball immer beliebter wurde – zu Lasten des traditionellen Volkssports Turnen. Erst im 20. Jahrhundert kam mit der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes Leben in die deutsche Fußballlandschaft. Vereine wurden gegründet und man munkelt, dass viele mit Leder besetzte Turngeräte wie Böcke oder Kästen in Fußbälle umfunktioniert wurden.
Deutschland hat sich also erst spät ins Fußball-Getümmel geworfen. So war bei der ersten Fußball-WM 1930 noch kein deutsches Team am Start. Das ist bald 100 Jahre her. Und der letzte EM-Titel schon 16 Jahre! Es wird also Zeit, Jogi!
Text: Franziska Bulle
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Doppelpost...
Sehr spannend^^
Aber tatsächlich hätte ich mich über die Geschichte der Abseitsregel gefreut^^
Ich sag mal danke im Namen von allen Mädels :)
Schöner Artikel..
Es ist wirklich mal interessant, einige Hintergründe zu erfahren...