Alle Jahre wieder trifft sich die Creme de la creme der Filmbranche um sich lobzupreisen. So auch zur Preisverleihungsgala des Deutschen Filmpreises in Berlin. SPIESSER-Autor Julian hat sich zur Feier des Tages in seinen besten Anzug geschmissen und der Veranstaltung einen Besuch abgestattet.
02. May 2008 - 16:10 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Alle Jahre wieder trifft sich die Creme de la creme der Filmbranche um sich lobzupreisen. So auch zur Preisverleihungsgala des Deutschen Filmpreises in Berlin. SPIESSER-Autor Julian hat sich zur Feier des Tages in seinen besten Anzug geschmissen und der Veranstaltung einen Besuch abgestattet.
Am Ende gewinnen die Guten. Das gilt für die meisten Filme eines jeden Kinojahrs aber eben auch für den diesjährigen Deutschen Fernsehpreis.
Mit Fatih Akin hat der wohl beste deutsche Filmemacher seiner Generation völlig zu recht die drei Preise in den Königsdisziplinen Regie, Drehbuch und bester Film abgeräumt und das obwohl gerade diese Kategorien nicht wie so manch andere nur mit Zählkandidaten besetzt waren.
Doch halt: Interessiert uns das wirklich? Die paar versprengten Film-Freaks da draußen haben über Preise und Geehrte doch schon seit der Verleihung am Freitag alles ausgebreitet, was es zu besprechen geben könnte.
Jaja, Elmar Wepper hat seinen Darstellerpreis tatsächlich verdient und ob Bruder Fritz wirklich nur der Rührung wegen weinte oder vielleicht auch ein kleines bisschen weil er wusste, dass damit wohl eindeutig geklärt sein dürfte wer in der Familie das Talent hat Schall und Rauch und schon gar nicht zu klären.
Nein, reden wir doch lieber über die Metaebene des Deutschen Filmpreises 2008. Gehen wir einen Schritt zurück und betrachten wir die ganze Absurdität dieser Veranstaltung mal aus der sicheren Distanz.
Eine große Organisation, die deutsche Filmakademie, verleiht einmal im Jahr Preise an ihre Mitglieder. Dabei soll es, wie so oft im Filmgeschäft, nicht um den schnöden Mammon, sondern um das hehre Ziel der Qualität gehen. Um Kunst. Im Kino. Wow.
Barbara Schöneberger auf einem Höhenflug.
Der sinnentleerte Satz "Ich danke der Akademie" ist nun also nicht nur ewiges Füllwort für amerikanische Schauspieler und Textzeile von Kettcar, sondern bundesdeutsche Realität. Denn dass sich diese Preisverleihung in Sachen Choreographie, Moderation und vor allem Selbstüberschätzung vor allem an den Oscars orientierte, dürfte auch der letzte Gelegenheitszapper gemerkt haben.
Doch während die Oscar-Verleihung in diesem Jahr von einem der begabtesten Komiker der Gegenwart moderiert wurde, dem genialen Jon Stewart, stelle man hier eine viel zu gut gelaunte Barbara Schöneberger auf die Bühne.
Die kann zwar ohne Luft zu holen lustig sein und in ihren bissigsten Momenten einen schockgefrorenen Til Schweiger mit Jesus vergleichen, doch für so viel Elan fehlte der Veranstaltung schlicht das Tempo. Die orientierte sich eher an den zähen und miserabel geschriebenen Dialogversuchen zweier Charakterdarsteller, deren peinliche Leistung man gar nicht mit Namensnennung aufwerten sollte.
Diese Auftritte legten offen, woran es dem deutschen Film trotz immer mal wieder hochschnellender Besucherzahlen und dem gelegentlichen Oscar noch fehlt: an Glamour. Auf der Aftershowparty wurde dann auch der unvermeidlichen Sonja Krauss gehuldigt - eine Frau, deren Lebensleistung sich auf das Umdrehen von Buchstaben und das Ansagen von zusammengeschnittenen Peinlichkeiten mit betonter Oberweite beschränkt.
Und den einen deutschen Star, den es aus unerfindlichen Gründen noch gibt, hatte man schon vor Beginn der Veranstaltung so vergrault, dass er sich nicht einmal auf der Party sehen lies sondern lieber alternativ feiern ging.
Til Schweiger mit der Schauspielerin Jasmin Tabatabei.
Allerdings soll uns Til Schweiger auch nicht als leidender Erlöser einer Kaste aus B-Prominenz hochstilisiert werden. Uns Til, der aus der Akademie ausgetreten war, weil sie partout seinem blöden und aus irgendeinem Grund extrem erfolgreichen Film keinen Preis geben wollte.
Dann, nachdem ihm vielleicht aufgefallen war wie kindisch dieses benehmen war, trat er wieder ein und setzte sich brav in den Zuschauerbereich. Dass ein solches Verhalten nicht ohne Konsequenzen bleiben kann, zeigte dann auch Fatih Akin. Der beugte sich die dritte Lola im Arm vor und nannte Schweiger ohne zu lachen sein Vorbild . Man kann es als Verbeugung vor dem erfolgreichsten Schauspieler dieses Landes verstehen oder als pure Häme.
Überhaupt: Es war nicht alles eitel Sonnenschein. Und über anderes reden wir ein anderes mal , sagte Fatih Akin schon bei der Übergabe seines ersten Preises, den er stilecht Kaugummi kauend entgegen nahm. Allerdings muss man der Akademie anrechnen, dass sie drei Preise an einen ihrer stärksten Kritiker vergab.
Insgesamt war der Deutsche Filmpreis also ein nettes Rührstück, an dessen Ende die Helden langsam im Sonnenuntergang verschwanden, während das Fußvolk sich vor die Kameras warf und vergessen machte worum es ging: den deutschen Film und warum er gar nicht so schlecht sein muss.
Text: Julian Heißler Foto: Roman Babirad, Michael Tinnefeld / DEUTSCHE FILMAKADEMIE
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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Witz, Satire und Ironie. Ich fand diesen Artikel interessant geschrieben und informativ. Werde mich auf die nächste Berichte von Julian freuen.
bescheuerter artikel...
sehr guter artikel.