"Schafe hüten, wilden Müll aufspüren, grüne Bibliotheken sortieren oder Waldspiele organisieren - das Freiwillige Ökologische Jahr entwickelt sich seit seiner gesetzlichen Verankerung immer mehr zu einem Renner." So heißt es jedenfalls auf diversen Internetseiten, die versuchen, jenes freiwillige Jahr für Jugendliche interessanter zu machen. SPIESSER-Autor Sebastian Weiß hat sich mal umgehört, wie die Wirklichkeit aussieht.
11. May 2007 - 13:29 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Vom "Schafe hüten" oder "Waldspiele organisieren" hat Ulrike Riedel in ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr noch nie etwas gehört. Denn die Zwanzigjährige engagiert sich bei der PR-Agentur Sunbeam und arbeitet tagtäglich mit verschiedenen Medien zusammen: "Dabei betreue ich verschiedene Internetseiten ökologischer Unternehmen und aktualisiere Texte." Außerdem trägt Ulrike einige Verantwortung, da sie bei der Planung von Projekten involviert ist.
Die Berliner FÖJ-Träger, welche die Freiwilligen betreuen, bieten mehr als 140 Einsatzstellen an. Das Repertoire ist so breitgefächert, dass der Klischee-Satz "Da ist für jeden etwas dabei!" tatsächlich seine Berechtigung bekommt. Bei Jugendorganisationen wie BUNDjugend, NAJU oder Grüne Liga kann man sich sowohl mit dem Gebiet Umweltbildung beschäftigen oder aber sich im Presse- und Öffentlichkeitsbereich mit dem Redaktionsalltag anfreunden. Auch bei wirtschaftlichen Forschungsunternehmen wie Inter3 oder Deutsche Energie-Agentur kann man sich mit Projekten im Energiesektor auseinandersetzen. Diverse Einsatzstellen auf Bauernhöfen, bei Imkereien, in Jugendbildungseinrichtungen, Laboren und wirtschaftlichen Unternehmen kommen dann noch hinzu.
Wenn Berufsorientierung auf freiwilliges Engagement trifft
Sebastian, 20, macht
gerade selbst ein
FÖJ in Berlin.
Die Beweggründe, ein Freiwilliges Jahr zu absolvieren, können sehr unterschiedlich sein. Im Gegensatz zu Ulrike Riedel steht für Niklas Heiland der ökologische Gedanke im Vordergrund. Der 20-jährige Wahl-Berliner zog für sein FÖJ von Niedersachen nach Berlin. Er ist ein so genannter Bundesdelegierter, der die FÖJler in Deutschland repräsentiert. Niklas' Plädoyer für das Jahr: "Das FÖJ hat sich als eine erfolgreiche Verbindung von aktivem Engagement für Umwelt sowie als Jahr der Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung etabliert." Klingt komisch, ist aber so. Die Verbindung vieler unterschiedlicher Faktoren soll ein FÖJ attraktiv machen. Niklas, der sein FÖJ in einem Umwelt-Analytiklabor bestreitet, spielt dabei auf die gemeinsamen Seminarfahrten an: "Da beschäftigen wir uns mit Themen wie Globalisierung und Landwirtschaft, oder auch Erneuerbare Energien."
Vor- und Nachteile eines Freiwilligen Ökologischen Jahres
Egal, welchen FÖJler man trifft, jeder spricht von der Schwierigkeit der Umgewöhnung. "Der Wechsel von der Schule zum FÖJ ist nicht zu unterschätzen", findet Ulrike - und Niklas ergänzt: "Da man als FÖJler wirklich als echte Unterstützung angesehen wird, kann der Alltag schon stressig und nervenaufreibend sein." Doch zum Glück lohnt sich der Freiwilligendienst ja auch. Je nach Bundesland bekommt ein FÖJler zwischen 150 und 355 Euro. "Im Prinzip ist das FÖJ weitaus besser als ein Jahr zu jobben", meint Ulrike Riedel, "Wir bekommen Geld für Bildung, lernen neue Leute kennen, sammeln Erfahrungen und können weitaus mehr vorweisen, als nach einem Ferienjob bei einer Imbissbude."
Dass das FÖJ allerdings auch gesellschaftliche Schwierigkeiten aufweist, ist allen FÖJlern bewusst: Denn es gibt zu wenig Einsatzstellen und zu wenig Gelder. Auf einen FÖJ-Platz kommen in Berlin nämlich rund 10 Bewerber. Zeit für die Politik zu erkennen, dass genügend freiwilliger Geist vorhanden ist. Nach dem FÖJ-Motto "Für mich und für andere" gilt es nun deshalb weitere Stellen zu schaffen. Denn auch in den nächsten Jahren wollen Jugendliche wieder in einer gemischten Runde zusammen sitzen und über die Entwicklungen in der Welt diskutieren. Mit dem Wissen, die Welt nicht retten zu können, aber dem Ziel, sie zu verbessern.
Text: Sebastian Weiß Foto: pixelio
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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