Oma und Opa haben die Weisheit mit Esslöffeln gegessen. Wir stellen uns jeden Monat ihren Meinungen über Gott, die Welt und einen aktuellen Kinofilm. Diesmal schnattern Elsbeth, 87, und Christa, 64, über "Hot-Fuzz". Schon vor der Vorstellung legen sie ihre Gesichter in noch mehr Falten: Das Wort "Action" in der Filmbeschreibung gefällt ihnen ganz und gar nicht.
Elsbeth: "Ist das so ein amerikanischer Film? Gegen die habe ich nämlich grundsätzlich was, gegen die Amerikaner."
Mit Verweis auf die britische Herkunft des Films ködern wir die Damen in den Kinosaal. Oma Elsbeth plumpst in den Sessel, Freundin Christa macht es sich bei einem Gläschen Wasser bequem. Es wird dunkel und Hauptakteur Nicholas Angel marschiert auf die Leinwand. Nach einer Minute ist klar: Der Sergeant ist ein Segen für die Londoner Polizei glaubt er zumindest. Die Kollegen aber sind genervt, denn Angel ist vor allem eins: ein Streber. Seine Verhaftungsrate liegt 400Prozent über der seiner Kollegen. Die stehen dumm da, während der Superbulle die Lorbeereneinsammelt. Genau deswegen soll er ins kleine Nest Sandford weggelobt werden.
Elsbeth: "Die Bilder sind aber nicht schön. Das geht alles so schnell." Christa: "Also, im Fernsehen hätte ich schon ausgeschaltet."
Und das nach gerade mal fünf Minuten mit tatsächlich sehr schnittigen Bildern. In Sandford angekommen verknackt Sergeant Angel erst mal die Dorfjugend, weil die sich lieber im Pub die Kante gibt, anstatt ihre Zahnspangen zu putzen. Die Bewohner sind schon jetzt genervt von dem Polizisten. Denn Angel erhöht mit seinen ständigen Verhaftungen die Kriminalitätsrate und gefährdet so die Wahl Sandsfords zum "Dorf des Jahres".
Christa: "Wenn man aus der Stadt ins Dorf kommt, kann man doch nicht alles umkrempeln wollen. Man muss sich anpassen. Das ist bei uns auf dem Dorf nicht anders." Elsbeth: "Stimmt. Aber dieser Polizist ist doch ein ganz positiver Charakter. Er merkt, dass etwas falsch ist und schreitet ein. Ich meine, damals, als bei uns der kleine Konsum überfallen wurde, wurde auch die Polizei gerufen, obwohl das einer von uns war. Da kann man doch kein Auge zudrücken. Aber es ist schon schwer für so einen Einzelnen, in eine eingeschworene Dorfgemeinschaft rein zu kommen. Da ist es besser, jemanden zu haben, der einem dabei hilft."
Und den bekommt Angel auch zur Seite gestellt: Danny, einen übergewichtigen aber unterbelichteten Bullen. Danny bewundert seinen neuen Partner, der selbst ausgebüchsteSchwäne mit kugelsicherer Weste jagt, Supermarktdieben mit Sprüngen über gepf legte Blumenbeete nachsetzt und das Waffenlager eines Bauern aushebt. Elsbeth ist weniger begeistert.
Elsbeth: Das ist ja primitiv hoch drei.
Und dann taucht plötzlich auch noch ein Axtmörder in Sandford auf, der ordentlich Blut spritzen lässt. Während Angel versucht, die faulen Polizisten-Säcke von der Gefährlichkeit des Mörders zu überzeugen, schauen sich Christa und Elsbeth nach der Spaltung zweier Dorfbewohner schockiert an.
Elsbeth: "Der Film wird doch sicher nicht so gezeigt, oder? Der geht doch noch mal durch eine Kontrolle. Ich meine, den kann man doch nicht einfach so Jugendlichen zeigen."
Zu spät, wir sind ja schon da. Christa nicht mehr: Nach dem dritten Mord nickt sie ein und wacht erst wieder auf, als Sergeant Angel selbst von der Axt bedroht wird,dem bösen Kapuzenmann das Mäntelchen auszieht und auf das dunkle Geheimnis des Dorfes stößt. Hinter den Axtmorden steckt die örtliche Bürgerwehr, die alle Störfaktoren auf dem Weg zum Dorf des Jahres kleinholzen will. Angel tauscht seine Flügel gegen schwere Geschosse und macht sichjetzt blutdurstig auf die Jagd nach Axtbrüdern. Das Publikum haut sich weg.
Christa: "Ich weiß ja nicht, was es da zu lachen gibt." Elsbeth: "Wer darüber lacht, ist primitiv. Dieser Film ist gewaltverherrlichend." Christa: "Da braucht man sich ja nicht zu wundern, wenn Jugendliche so gewalttätig sind. Ich finde, Eltern müssen sich diesen Film anschauen, damit ihnen bewusst wird, was ihre Kinder sehen."
Viel Gewalt? Ja, aber doch nur der Vorbilder wegen: "Hot Fuzz ist ein Film, der sich mit köstlich-britischem Charme über amerikanische Action-Filme amüsiert. Danny und Angel geben die perfekte Parodie auf "Bad Boys" ab. Unsere good girls sind da ganz klar anderer Meinung.
Elsbeth: "Dieser Film gehört verboten." Christa: "Das viele schöne Geld, was da rausgeschmissen wird. Können die denn keine schöneren Filme drehen?" Elsbeth: "Ich meine, klar gibt es Probleme und Streit auf dem Dorf. Auf so engem Raum ist es manchmal schwer, miteinander klar zu kommen." Christa: "Aber deswegen schlagen wir uns doch nicht gleich die Köpfe ein." Elsbeth: "Ach Quatsch, man kann doch immer miteinander reden. Ich weiß noch, wie unsere Bushaltestelle früher aussah. Die Jungs haben dort immer mit ihren Mopeds gestanden. Danach waren überall Müllberge und Ölflecken auf dem Boden. Da bin ich zu den Eltern gegangen undhabe denen davon erzählt."
Verpetzen ist aber auch nicht gerade die feine englische Art. Sitzt hier etwa die Dorfpolizistinvor uns?
Christa: "Die Elsbeth sieht viel." Elsbeth: "Dorfpolizist ist bei uns der Nachbar. Der schnüffelt überall rum. Wenn etwas passiert, ist er der Erste vor Ort. Entdeckt hat er bisher nichts, außer Liebespaaren, die sich am Feld treffen. Christa: Dafür ist der extra auf Bäume geklettert."
Jetzt lassen Elsbeth und Christa die Falten am Hals hüpfen. Schade nur, dass dafürder spannende Nachbar verantwortliche ist. Und nicht der spannende Film.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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