Tschechien, Frankreich, Österreich: Deutschland musste seit dem Atom-Moratorium schon mehrfach Strom importieren. Bloggerin Annemarie fragt sich: Warum haben uns nicht zumindest die Atomländer auflaufen lassen? Solidarität? Geldgier? Angst?
14. April 2012 - 13:49 von SPIESSER-Redakteurin Annemarie Walter.
Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.
Stromimporte sind normal. Eigentlich.
Entgegen aller Horrorszenarien ging das Licht in Deutschland nicht aus - weil Strom importiert wurde.
Aus dem Megablackout wird wohl nichts mehr. Trotz der Abschaltung von acht Atomkraftwerken ist bisher nirgends das Licht ausgegangen. Das liegt aber weniger an Deutschlands genialem Versorgungskonzept - eher am internationalen Stromhandel. Je nach Preis, Angebot und Nachfrage wird der Strom fleißig hin und her geschickt. Dabei fällt auf: Deutschland importiert mehr Strom als früher.
Mehr schlechte Zeiten
Auffällig hoch waren die Strom-Importe besonders direkt nach der Abschaltung der AKW - und als es vor ein paar Wochen so kalt war. Also haben wir beide Male den Atomstrom aus Frankreich und Tschechien importiert, dazu noch Strom aus dem – atomkraftfreien - Österreich. Aber genauso musste das Atomstromland Frankreich aus Deutschland kräftig importieren. Gut: Deutschland kann weiterhin exportieren. Schlecht: Strom wird in Deutschland schneller knapp als früher. Dann ist es nicht mehr eine Sache des günstigen Angebots, wir sind wirklich auf Lieferungen anderer Länder angewiesen.
Warum wir trotzdem nicht im Dunkeln sitzen
Wenn alle an einer Leitung hängen, ist Solidarität angesagt.
Trotzdem stellen sich zwei Fragen: 1. Wie ehrlich ist es, Atomkraftwerke abzuschalten und dann Atomstrom zu importieren? Der Müll fällt dann bei den anderen an, prima.
2. Warum hat uns keiner auflaufen lassen? Zumindest im Frühjahr wäre es ein Leichtes gewesen, uns keinen Atomstrom mehr zu geben – also Ausfälle zu provozieren, die wir, theoretisch, auch bei unseren Nachbarländern ermöglicht haben. War es der im Vertrag von Lissabon festgeschriebene „Geist der Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten“, der unter anderen die Energieversorgungssicherheit in der Union gewährleisten soll? War es die Angst vor Deutschlands Macht sowohl allgemein als auch in der EU? Oder war es die Verlockung des Geldes? Vermutlich von allem ein bisschen, denn zum einen lassen sich die meisten Fragen in dieser Welt mit dem Wörtchen „Geld“ beantworte, zum anderen wird keiner langjährige und tiefe Beziehungen zugrunde richten, nur um mal ein bisschen auf den Putz zu hauen.
Jeder fasse sich zuerst an die eigene Nase!
Fazit: Die Weltuntergangsszenarien können wieder in der Schublade verstaut werden. Dennoch bedeutet „Schalter an, Licht an“ nicht, dass alles rosig und der Atomausstieg sicher überstanden ist. Sowohl Deutschland als auch Frankreich müssen sich bis zum nächsten Winter etwas einfallen lassen. Bekommen beide gleichzeitig Probleme, könnte es eng werden.
Theo sieht das anders: Wir haben genügend Strom, findet er - kein Grund zur Panik vor dem Blackout. Zumindest nicht deswegen.
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Text/Fotos: Annemarie Walter
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Interessanter Artikel! Spannend finde ich auch die Frage, wie es in Deutschland nach 2022 aussehen wird. Nur weil die Abschaltung der ersten Atommeiler ohne größere Zwischenfälle abgelaufen ist, heißt das nicht, dass es weiterhin so reibungslos ablaufen wird.Vor allem wenn Frankreich sich einmal dazu durchringen kann seine Atompolitik zu ändern, wird es ziemlich eng mit der Stromversorgung. Aber ich finde es besser Stromengpässe zu riskieren als weiterhin Kernenergie zu produzieren.
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