Ein kurzweiliges Jump 'n' Run für die Mittagspause? Im Gegenteil! Dass „Unravel“ mit dem roten Wollknäuel viel mehr zu bieten hat, weiß SPIESSER-Autorin Lena. Sie hat das Spiel für euch gezockt.
Wir befinden uns im tiefsten Skandinavien. Zusammen mit dem roten Wollknäul namens Yarny bahnen wir uns einen Weg durch eine atemberaubend schöne Welt. Yarny bemüht sich auf seinem Weg alte, verloren gegangene Erinnerungen und Erinnerungsstücke der alten Dame zu finden, aus dessen Strickkorb er gefallen ist.
Was wie ein reines Jump 'n' Run wirkt, entpuppt sich schnell als faszinierendes Puzzle-Game mit Herz. Es gibt viel zu entdecken und stetig wird man vor neue Herausforderungen und Rätsel gestellt. So verliert der kleine Yarny mit jedem Schritt mehr und mehr von seinem Garn, bis er sich fast gänzlich aufgelöst hat („unravelled“). Daher muss der Spieler auf der Hut sein und fortwährend nach neuem Garn für Yarny Ausschau halten, um sein Ziel zu erreichen. Der Faden verleiht Yarny die Fähigkeit, sich wie Spiderman von Ast zu Ast zu schwingen oder Objekte zu ziehen. So können auch Etappen überwunden werden, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Übrigens: Die ganze Story kommt komplett ohne Worte aus.
Wen spielst du?
Das Game-Intro zeigt eine ältere, grauhaarige Dame, die ein Foto betrachtet. Sie scheint in Erinnerungen zu schwelgen, bis sie sich mit einem traurigen Lächeln abwendet, ihren Strickkorb nimmt und damit den Raum verlässt. Hier kommt Yarny ins Spiel. Er fällt aus dem Korb und beginnt sofort mit seinen weißen Woll-Augen und Katzenohren eine Welt zu erkunden, die viel zu groß für ihn erscheint. Yarny, der süße Protagonist des Spiels, ist eine Wollpuppe bestehend aus nur einem roten Faden.
Open World oder Zwangsjacke?
Wie man es von Jump 'n' Runs und Puzzle-Games gewohnt ist, bietet auch dieses Spiel nur wenig Freiheiten. Man erkundet die Welt von „Unravel“ in mehreren Levels, die den Spieler auf geradem Weg durch unterschiedliche Umgebungen führen. Abwechslung und Spielspaß entstehen durch die Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Die Levels betritt man über verschiedene Bilderrahmen, die in dem Haus der alten Dame hängen.
Der kleine Yarny ist bei seinem großen Abenteuer ganz auf sich allein gestellt. Auch wenn viele verschiedene Wesen seinen Weg kreuzen, begleitet ihn niemand dauerhaft. Einigen sollte man sogar lieber aus dem Weg gehen.
Lebensaufgabe oder Eintagsfliege?
Hat man einmal angefangen, ist es schwer wieder aufzuhören. Die Level hat man dann auch relativ schnell durchgezockt. Wer sich bei den Puzzle-Elementen nicht verrennt und schnell eine Lösung findet, bringt Yarny in wenigen Stunden an sein Ziel.
Allerdings verleitet die detailverliebte Welt von „Unravel“ dazu, sich fallen zu lassen. So habe ich mich mehrmals dabei ertappt, wie ich Wege doppelt genommen habe, um auch ja kein Detail zu verpassen.
„Unravel“
Plattform: PC, PS4 Genre: Jump 'n' Run Publisher/Entwickler:
Electronic Arts Altersfreigabe: USK 6
Hier flasht das Spiel total:
Dieses Spiel braucht keine actionreichen Höhepunkte. Die fantastische Grafik, die atemberaubende Natur und ein liebenswerter Protagonist reichen aus, um einen zu fesseln und sein Herz zu berühren. Die gefühlvolle Musik hat mir oft eine Gänsehaut beschert.
Das hat genervt:
Es ist schade, dass man nicht mehrere Spielstände gleichzeitig speichern kann. So kann der Spieler immer nur an der Stelle einsteigen, die er zuletzt gespielt hat oder ein ganz neues Spiel beginnen.
Zockt sich wie:
Auch wenn Yarny auf den ersten Blick an Sackboy, den Protagonisten aus „Little Big Planet“ erinnert, vermittelt „Unravel“ doch ein ganz anderes Feeling als das Game von Sony. Es verzaubert den Spieler auf eine ganz eigene, gemächliche Art und zockt sich ebenso einzigartig, wie das Independent-Game „Limbo“ von Playdead.
Text & Screenshot: Lena Bernhardt
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