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Wenn Müll zu Licht wird

Ein Recht auf Strom gibt es ja nicht — aber wenigstens auf Tageslicht? Warum auf den Philipinen dafür gekämpft werden muss, hat SPIESSER-Autorin Sophie herausgefunden.

04. September 2012 - 13:26
SPIESSER-Autorin SophieKempe.
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SophieKempe Offline
Beigetreten: 30.11.2009

Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.

Es ist dunkel in den Randgebieten von Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Wer es sich leisten kann, erhellt sein Haus mit Hilfe von Strom — Sonnenlicht lassen die eng bebauten Wellblechhütten kaum in die Wohnungen, egal zu welcher Tageszeit.

Obwohl die Philippinen ein ressourcenreiches Land sind, leben etwa 60 Prozent der Bevölkerung von unter 1,50 Euro am Tag. Umgerechnet sind das etwa 80 Pesos – viel zu wenig, wenn eine vierköpfige Familie durchschnittlich 1000 Pesos im Monat für Strom braucht. Doch seit ein paar Jahren entsteht eine kleine, aber wirkungsvolle Revolution innerhalb der Wellblechhütten – Licht, das keinen Cent Strom kostet.


Foto: A Liter of Light

Zu verdanken ist das in erster Linie einem Brasilianer namens Alfredo Moser. Der kam im Jahr 2002 auf die Idee, seine Werkstatt tagsüber selbst zu beleuchten. Dazu nutzte er lediglich eine Plastikflasche, die er mit Wasser füllte und in eine Öffnung in der Decke festmontierte. Durch die Flasche konnte nun das Licht der Sonne in die Häuser eindringen. Das Wasser bricht das Licht, so dass es in alle Richtungen in den Raum strahlt. Noch etwas Bleichmittel dazu, damit sich im Wasser keine Algen bilden – fertig! Die innovative Konstruktion bringt ebenso viel Leistung wie eine 50-Watt Glühbirne und nutzt gebrauchte Flaschen, die sonst unnötiger Müll wären.

Illac Diaz ist Filipino und schrieb am Massachusetts Institute of Technology seine Doktorarbeit. Als seine Universität von Alfredo Moser und dessen Idee hörte, sahen sie darin großes Potenzial. Um seinem Heimatland zu helfen gründete er 2011 die MyShelter Foundation, die mit dem Projekt „Isang Litrong Liwanag“ bis 2012 eine Million Haushalte auf den Philippinen mit Licht versorgen will. „Isang Litrong Liwanag“ ist Tagalog, die Amtssprache der Filipinos und bedeutet „Ein Liter Licht“.

Auch wenn die Solarflasche nur tagsüber Licht spenden kann, bedeutet das für die Bewohner der Slums eine enorme Verbesserung ihrer Lebensqualität. Der überwältigende Erfolg des Projekts spornt an. Neues Ziel ist es, bis 2013 vier Millionen Haushalte weltweit mit kostenlosem Licht zu versorgen.

Die Politik steht hinter der Entwicklung, die Gemeinden übernehmen einen Hauptteil der Finanzierung. Wasser, Bleichmittel, Dichtmaterial und eine Wellblechschelle bekommen die Bewohner gestellt. Nur die Flasche muss man sich selbst besorgen - und davon gibt es wahrlich genügend in Manilas Slums. Mittlerweile ist sogar ein neuer Beruf entstanden. Etwa 40 Pesos, also 65 Cent, bekommt man für die Montage einer Solarflasche. Ein ausreichender Nebenverdienst bei einem Durchschnittseinkommen von 17.200 Pesos im Monat (280 Euro) – zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt etwa bei 2.700 Euro.  

Mit der Flasche lassen sich über ein Drittel der Stromkosten sparen. A Liter of Light ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit den einfachsten Mitteln und ein bisschen Kreativität viel bewirken kann. Kennt ihr ähnliche Erfolgsgeschichten?

Text: Sophie Kempe
Fotos: A Liter of Light

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