Von Zaster zum Desaster - Finanzexperte René Zeyer über den Beruf "Banker"
Banker wird man aus Geldgier. Das behauptet René Zeyer. Er ist Journalist, Autor, Berater für Banken und Sprecher von Geschädigten des Konkurses der Investmentbank Lehman Brothers. SPIESSER-Autor Ruben hat sich mit ihm über die Finanzkrise, Geldgier der Menschen und die Zukunft von Banker unterhalten.
22. September 2010 - 15:49 von SPIESSER-AutorIn RubenKarschnick.
Man sagt ja: Jeder Mensch könnte sich bessern - wenn er nur wöllte. Hat die Krise aus den Bankern bessere Banker gemacht? René Zeyer (selbst Banker) beschreibt, was ist geworden aus den Abzockern von einst - heute, nach der Krise. Ihr ahnt schon: Die Abzocker sind Abzocker geblieben. Das Geld von Vater Staat, so viel sei verraten, ist ihr neues Spielgeld. SPIESSER verlost fünf Mal "Zaster und Desaster" von Rene Zeyer. Hier gehts zum Gewinnspiel!
Verliert man als Banker den Bezug zur Realität, wenn man den ganzen Tag nur mit Zahlen statt mit richtigem Geld hantiert?
Absolut. Etwas ganz Gruseliges sind zum Beispiel die Rohstoff-Spekulationsgeschäfte. Auf den Märkten wird mit Grundnahrungsmitteln wie Mais oder Reis spekuliert. Dadurch entsteht eine Verteuerung der Lebensmittel, die Hungersnöte auslösen kann. Als Banker weise ich aber moralisch jede Mitschuld zurück, wenn ich nur vor dem Computer sitze, ein paar Zahlen darüber flimmern und ich mich mit einigen Spekulationsgeschäften dumm und dämlich verdiene.
Was war bislang die schockierendste Erkenntnis für Sie?
Dass sogenannte Private Banker gar keine richtigen finanztechnischen Fachkräfte sind. Sie sind schlichtweg Verkäufer, die sich in den Gebieten auskennen müssen, die für Reiche interessant sind: Golfspielen, schöne Boutiquen und so weiter. Die eigentliche Fachkompetenz in der Geldanlage, die ist so hoch wie bei Ihnen und bei mir.
Wie ist es möglich, dass Unqualifizierte in die Branche einsteigen können?
Letztlich kann man sich schlichtweg dafür bewerben. Natürlich ist man dann nicht am nächsten Tag Private Banker, sondern zunächst im sogenannten Backoffice als Zulieferer für den handelnden Private Banker. Und wenn man sich in dieser Funktion ein oder zwei Jahre bewährt, dann bekommt man die ersten eigenen Kunden zugeteilt. Wenn man gut mit denen umgehen kann, wird man irgendwann ganz normaler Private Banker.
Ihre Prognose: Wie wird es nach der Krise weitergehen mit den Bankern? Gibt es ein Umdenken?
Ich muss Ihrer kühnen Hoffnung leider ganz klar widersprechen. Bislang ist noch überhaupt nichts passiert, was das Verhalten der Banker ändern könnte. Und wenn man nichts dagegen unternimmt, ist klar, dass die nächsten Blasen entstehen, die alsbald platzen werden.
Was könnte man denn unternehmen?
Warren Buffett spricht sich zum Beispiel aus für ein Verbot der finanziellen Massenvernichtungswaffen, den ganzen Derivatehandel – also dem Erstellen von Wettscheinen ohne Wert. Außerdem sollte man als Sicherheitsmaßnahme die Finanztransaktionssteuer einführen. Und selbstverständlich muss es Obergrenzen für die Boni der Banker geben.
Fotos: orell füssli Verlag AG
Interview: Ruben Karschnick
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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