Im lauen Sommerregen liest Energieblogger Theo endlich mal wieder ein dickes Buch: "Die dritte industrielle Revolution" kündigt Jeremy Rifkin auf dem Titel an. Ob der Autor dieses Versprechen halten kann?
27. September 2012 - 14:24 von SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
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Ich lese ja gern. Jetzt in den Semsterferien besonders, und ganz vielleicht sogar ein gutes Sachbuch, wenn das Wetter schlecht genug ist. "Die dritte industrielle Revolution" soll es diesmal sein, ein 300-Seiten-Wälzer aus der Feder von Jeremy Rifkin, den der Verlag als einen der "bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker unserer Zeit" vorgestellt wissen möchte. Der US-Amerikaner denkt aber nicht nur, sondern berät hauptberuflich Regierungen rund um den Globus. Er ist Experte für Energiewirtschaft und Klimaschutz.
Wie es der Zufall will
Rifkin nimmt, das merkt man sofort, seinen Job ernst. Er schreibt gut und verständlich, nimmt den Leser im ersten Teil des Buches gleichsam mit auf seine Jetset-Beratungstouren - mit nicht gerade kleinem Ego. "Wie es der Zufall will", bittet ihn Angela Merkel nach Berlin, "Verheugen und ich" teilen sich "im Laufe der Jahre [...] mehrmals das Podium", mit Romano Prodi verabredet er sich "zu einem kleinen Plausch". Schon verstanden: Rifkin, du bist ein cooler Hecht.
Rifkin
Diese Manierismen sind vor allem deshalb schade, weil sie das in jeder Hinsicht durchdachte Konzept verdecken, das der Autor vertritt. Sein Ausgangspunkt ist die amerikanische Gesellschaft: Ressourcen werden verschwendet und die Chancen nicht genutzt, die sich aus einer intelligenteren Energiewirtschaft ergeben würden.
Umbauen! Sofort! Alles!
Mit ein paar Windrädern und viel gutem Willen ist es nicht getan, meint Rifkin. Zumindest nicht, wenn man an der verfahrenen Situation etwas ändern will. Eine komplett neue Gesellschaft muss her: Jedes Gebäude soll sein eigenes Kraftwerk und sein eigener Energiespeicher sein. Das Stromnetz wird komplett dezentral organisiert; jeder entnimmt Energie und speist wieder welche ein - organisiert über ein Smart Grid. Überall werden Speicher gebaut, die Lastspitzen abfangen können. An Stelle des eigenen Autos treten viel effizienter nutzbare Carsharing-Flotten (das aus dem Munde eines Amerikaners!). Rifkin trägt all das so präzise vor, dass man sich andauernd fragt, warum es nicht schon längst Realität ist. Als Berater muss der Mann ein Genie sein.
Als deutscher Leser kommt man sich gebauchpinselt vor, wenn der Autor seinem amerikanischen Publikum die Europäer als leuchtende Vorbilder präsentiert. Der "alte Kontinent" habe verstanden, worum es ihm ginge, das EU-Parlament habe ernsthaft vor, die nötige Revolution in Gang zu setzen. Nun ja.
Etwas krude wird es, wenn der Autor seine Revolution der Energiewirtschaft zu einer etwas platten Theorie des Menschseins insgesamt aufbläht, bis hin zur "Neuentdeckung von Raum und Zeit". Kleiner ging's wohl nicht. Konfus verliert er sich in der Renovierung hochkomplexer wirtschaftlicher und politischer Konzepte, ohne seiner These wirklich etwas hinzufügen zu können. Seine Bemerkungen zum Bildungssystem wirken banal, "Biosphärenbewusstsein" soll die "Arbeitskräfte des 21. Jahrhunderts" beflügeln.
Amerikanische Lektüre
Ein sehr amerikanisches, aber sehr gut lesbares Buch, vor dessen Lektüre sich der Genuss eines starken Kaffees empfiehlt. Natürlich sind viele seiner Ideen und Vorschläge schwer umsetzbar bis utopisch. Trotzdem braucht es unerschütterliche Optimisten wie Jeremy Rifkin. Denn immerhin bringt er die Fantasie auf, die manchen Entscheidern nicht nur in den USA noch zu fehlen scheint.
Rifkin, Jeremy: Die dritte industrielle Revolution. Die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter, Campus, 24,99 Euro (Leseprobe).
Text: Theo Müller
Autorenfoto und Teaserbild: Hannah Opale/Campus, Cover: Campus
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hier mal ein nicht ganz so optimistisches Werk, das ich euch trotzdem - oder grade deswegen - wärmstens empfehlen möchte.
http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/mkracht/html/handbuch.pdf