Titelverteidiger

Abgehört: Yassin – „Ypsilon“

„Was nützen die schönsten Metaphern, wenn sie die Dümmsten nicht raffen“, hat sich Yassin auf die Fahnen geschrieben und mit seinem ersten Soloalbum „Ypsilon“ SPIESSER-Autorin Mona-Lisa zutiefst beeindruckt.

18. January 2019 - 15:44
SPIESSER-Autorin Monalisaqueck.
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Monalisaqueck Offline
Beigetreten: 10.07.2017

Yassin lässt endlich die Hüllen fallen und zeigt nach seinen besonders zynischen Songs mit der Crew „Audio88 und Yassin“ nun vor allen Dingen, welcher Mensch eigentlich hinter den Lyrics steckt. Bei seinem eigenen Label „Normale Musik“ erscheint am 19. Januar 2019 nun scheinbar ein völlig anderer Rapper mit dem brandneuen Album „Ypsilon“. Für sein erstes Solowerk greift der Berliner zu harten, aber besonders tiefgreifenden und ehrlichen Worten. Er gewährt mit seinen neuen Songs einen so intimen Blick in sein Leben und seine Gedanken, dass es am Ende schwer fällt, sich nicht mit den von ihm beschriebenen Begebenheiten auseinanderzusetzen. Mit den Songs „1985“ und „Junks“ lässt er den Zuhörer direkt an seinem Leben teilhaben. Die autobiografischen Lyrics sind hauchzart, ergreifend und von Feingefühl durchzogen bis sie dich zutiefst erschüttern. „Was nützen die schönsten Metaphern, wenn sie die Dümmsten nicht raffen“, hat er sich auf die Fahne geschrieben, um mit seinen völlig unverblümten, direkten Lyrics wirklich jedes einzelne Ohr zu erreichen.

Der Rapper macht klar: „Ich bin nicht mehr der Alte!“ und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Der erste Titel des Albums „Haare grau“ eröffnet eine neue Ära. Der Musiker schlägt ein völlig neues Kapitel auf und umgibt sich mit ungewöhnlich sanften und unbeschreiblich direkten Tönen. Mit dem Song „Nie so“ feat. Mädness kapselt er sich vom Einheitsbrei der Gesellschaft ab. Er steckt seine Ziele hoch, will Träume erleben, ohne den gleichen immerwährenden vorbestimmten Weg gehen zu müssen. Für ihn steht fest: „Nach den Regeln spielen wär einfacher.“

Wie wichtig die Musik dem deutschen Rapper ist, zeigt er im Song „1985“. Spätestens hier wird klar, dieser Mann lebt die Musik und lässt uns daran teilhaben. Neben den intimen Klängen vergisst der Rapper allerdings nicht seine algerische Herkunft und beschreibt im Lied „Deutschland“, wie unwohl er sich in der heutigen politischen Situation fühlt. Damit gibt er klar zu verstehen: Das Deutschland, auf das er mal stolz war, gibt es nicht mehr und jeder Einzelne könnte an diesem Unwohlsein aller Beteiligten etwas ändern.

Für all diejenigen unter uns, die noch an Disneymärchen glauben, ist dieses Album vermutlich nichts. Dennoch, für all jene, die sich wagen, hinter die Fassaden der Selfie- und Follower-gesteuerten Welt zu schauen, lohnt sich ein offenes Ohr für die Worte des Berliner Rappers. Das Sprichwort „Mehr Schein als Sein“ bekommt in dem neuen Album einen erfrischenden Blickwinkel, den sich eigentlich jeder von uns einmal zu Gemüte führen sollte. Das Album brennt mir immer noch unter den Nägeln und die „aufweckenden Raps“ haben ihr Ziel erreicht. Gemeinsam mit Casper, Audio88 und Mädness hat es sich Yassin nicht nehmen lassen, seine Worte noch lauter in den Musikeinheitsbrei von den immer gleichen Lovesongs hinaus zu schreien.

Trotz allem stellt sich der Musiker nicht als Allwissender über das Volk. Mit den Songs „Junks“ und „Meteoriten“ zeigt er seine persönliche Unfehlbarkeit mit einer so tiefen Ehrlichkeit, dass es einem glatt Angst bereitet. Mit dem klaren Wort „Nein“ stellt er sich gegen Drogen und gibt gleichzeitig zu, wie hart es ist, immer „Nein“ zu sagen. Jemand, der so zu sich und seiner Umwelt steht und diese Verwundbarkeit ganz offen darstellt, verdient meinen Respekt.

So bleibt mir zum Schluss nur zu sagen: „Yassin, Opa wäre stolz auf dich!“

Ohrwurm: „Haare grau“
Hinhörer: „Eine Kugel“ feat. Audio88, Casper
Album in drei Worten: tiefgreifend, lyrisch, thinkabout
Passt zu jedem, der seine Sinne für das Weltgeschehen schärfen will
Erinnert an: Casper, Sierra Kid

„Ypsilon“ von Yassin

: 19.01.19
Label: Normale Musik

 

 

 

 

Text: Mona-Lisa Queck
Teaserbild: ©2019 Normale Musik

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