Es gibt Leute – in der Regel Presseagenturen-, die bezahlen einer ganzen Gruppe von Journalisten eine Reise nach London. Nur damit die am Ende vielleicht etwas Nettes schreiben. Mich stört das nicht, war ich dank solcher Leute zwei Tage kostenlos in London. Und alles, was ich dafür tun musste, war ein Besuch bei der Percussionshow STOMP.
Der erste Teil normaler Reisen fällt bei einer Pressereise schon mal weg. Die Vorbereitung übernehmen andere. Obwohl - ich habe mir immerhin selbst alle nötigen Infos und die Pressemappe ausgedruckt. Wobei ich die, muss ich zugeben, schon mal eher hätte lesen sollen. Als ich einen Tag vor der Abreise noch völlig planlos bei der Promotion - Agentur anrufe, werden meine idiotischen Fragen aber trotzdem freundlich und herzlich beantwortet. Hut ab vor so viel Geduld.
Im Flieger erwartet mich dann der erste Pluspunkt. Es gibt Essen und das, obwohl wir nicht mal eine Stunde fliegen. Ist eben keine Billiglinie. Und es geht luxuriös weiter. Vom Flughafen aus fahren wir mit dem Heathrow - Express in die Stadt. Zwanzig Euro für eine Zugfahrt von fünfzehn Minuten. Mir egal, ich muss es ja nicht bezahlen. Genauso wie das Hotel, das definitiv über meinem finanziellen Niveau liegt. Irgendwann frage ich mal nach dem Preis pro Nacht und habe sofort ein schlechtes Gewissen. Das ist wahrscheinlich Sinn der Sache. Aber falls jemandem der gesponsorte Flug, die Hotelübernachtung und der freie Eintritt bei STOMP noch nicht genug sind, gibt es obendrauf ein Essen im Schicki-Micki- Restaurant, einen Besuch im Pub und eine Tageskarte für die U- Bahn spendiert. Nicht zu vergessen die Rund–Um-Aufmerksamkeit der Organisatorinnen und das wirklich lockere Gespräch mit den STOMP- Musikern. Als die anderen ihre Mikros und Stifte rausholen, um die STOMPer zu interviewen bleibe ich erst mal sitzen, was von unserer Reiseleiterin leider als Schüchternheit interpretiert wird. Die kann ja nicht wissen, dass ich einfach gar nicht wegen STOMP da bin. Bei so viel Fürsorge komme ich mir fast vor wie eine Betrügerin. Klar, dass ich mich nicht traue, zu erzählen, dass ich gar nicht vorhabe, einen Artikel zu schreiben.
Zurück im Hotel fühle ich mich aber dann doch ein bisschen eingewickelt. Also suche ich wild nach irgendwelchen Dingen, die eine negative Berichterstattung über STOMP- falls ich denn eine gemacht hätte- rechtfertigen würden. Aber mir fällt wirklich nichts ein, die von der Agentur haben ihre Sache wirklich gut gemacht.
Für den nächsten Tag gibt es kein Programm, abgesehen von dem gemeinsamen Frühstück.
Weil ich ja doch ein bisschen „arbeiten“ will, frage ich dort die anderen über ihre Erfahrungen mit Pressereisen aus und löchere sie, was sie denn jetzt über STOMP schreiben. Ich bin wohl wirklich schon ein bisschen manipuliert. Jedenfalls kann ich gar nicht verstehen, dass manche den Auftritt nicht gut fanden und das dann auch schreiben wollen. Die haben wohl mehr Übung als ich.
Das Perfide bei Pressereisen ist, dass man einfach alles geschenkt bekommt. Und alle sind auf Pressereise Kumpels, auch wenn man sich noch nie gesehen hat oder sich nie wieder sieht. Deswegen hat man am Ende wohl mehr Schuldgefühle, einen negativen Artikel zu schreiben, als wenn es irgend einen Vertrag gäbe. Ein Tipp aus der Redaktion ist deswegen: Wenn sich eine Pressereise nicht vermeiden lässt, dann schreibt einfach gar nichts drüber. Ob das immer funktioniert ist eine andere Frage. Vielleicht macht auch hier Übung den Meister. Je öfter man schon auf Pressereise war, desto eher werden schicke Hotels und Flüge nebensächlich. Aber für Anfänger wie mich bleibt nur die Möglichkeit, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass man erstens zu nichts verpflichtet ist und zweitens die Reiseleiter so freundlich und lieb sind, weil es ihr Job ist. Vielleicht macht man sogar eine Liste, was an der Reise insgesamt und was an der Sache an sich gut war, um dann beides besser trennen zu können. Schwierig ist auch die echte Begeisterung Was, wenn man zum Beispiel ein Musik- oder Theaterstück wirklich toll fand? Da wird man sich immer fragen, ob das nicht ganz vielleicht doch an der netten Begleitung und dem kostenlosen Eintritt lag.
Man könnte natürlich auch einfach eine Schreibhilfe draus machen. Und im letzten Satz sagen, dass STOMP wirklich gut waren. Wenn man dann mal zählt, wie oft einem in diesem Text STOMP ins Auge springt, ist die PR-Agentur bestimmt immer noch zufrieden.
Soll das Ironie sein? Muß es sein, dass ihr (du, Lina) den Namen des Musicals immer groß schreibt? Warum ist die offizielle Seite verlinkt?
Musst du die PR-Agentur zufireden stellen? Und bist du dir im Klaren darüber, dass du natürlich bestochen wurdest, diesen "Artikel" zu schreiben?
Lustig ist das ganze nicht, zuerst alles als kritische Berichterstattung über Pressereisen zu tarnen und dann doch Schleichwerbung zu machen. Auch Ironie kann das keine sein.
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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