Mach dein Ding!

"Ich fühle mich so frei."

Sie spielt in New York und Berlin: die Straßenmusikerin Katie O’Connor. SPIESSER-Autorin Alea hat die 21-Jährige in Galway, einer Stadt in Westirland bei einer Tasse Tee getroffen

09. March 2014 - 18:30
SPIESSER-Autorin Flying Lucy.
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Flying Lucy Offline
Beigetreten: 07.11.2011

SPIESSER: Bist du noch nervös, wenn du auf der Straße spielst?

Katie O'Connor: Es kommt darauf an, wie ich mich fühle. Vor allem für die Straßenmusik brauche ich die richtige Einstellung. Wenn mir nicht nach Straßenmusik ist oder ich mich „emotional tot“ fühle, möchte ich auch nichts von mir mit anderen teilen. Ganz anders ist es, wenn ich mich fühle, als ob mir gleich der Schädel vor Verrücktheit platzt, ich sehr traurig oder auch in glücklicher Ekstase bin.

Kannst du von deiner Musik leben?

Ja, das kann ich. Es hängt davon ab, wie oft ich rausgehe und wie komfortabel ich leben will. Es geht mir ja letztendlich nicht nur ums Geld. Das Tolle an der Straßenmusik ist, dass ich spielen kann, wann immer ich Lust habe und singen kann, was ich will. Ich treffe die ganze Zeit zufällig neue Leute. Es ist sehr unterhaltsam und gesellig.

Was hast du denn vor der Straßenmusik gemacht?

Ich habe eine vierjährige Ausbildung zur Hebamme gemacht. In den letzten beiden Jahren habe ich dann mit der Straßenmusik angefangen und einen Konflikt zwischen den beiden gespürt. Ich fühlte mich, als wäre ich bipolar. Einerseits fühlte ich mich wohl, wenn ich Musik machte und andererseits so fehl am Platz, wenn ich im Krankenhaus arbeitete. Zwar habe ich die Ausbildung beendet und mag die Arbeit, doch würde ich es nicht mehr als Beruf machen wollen.

Wirst du von deiner Familie und deinen Freunden unterstützt?

Meine drei Schwestern und fünf Brüder interessieren sich sehr für Musik und hören meine Sachen wenn sie fertig sind. Meine Eltern wissen zwar, dass ich Musik mache, aber sie verstehen nicht, dass das meine Art zu leben ist und dass ich damit meine Miete bezahle. Sie erwarten eigentlich, dass ich mir einen normalen Job suche.


Musik kann sehr glücklich machen.
Was ist dein Lebensmotto?

Ich versuche, immer glücklich zu sein. Kennst du dieses Gefühl im Bauch, wenn du weißt, dass du nicht glücklich bist, dass etwas nicht stimmt? Als wärst du da, wo du nicht sein solltest. Wenn ich dieses Gefühl habe, weiß ich, ich muss raus und etwas ändern, denn irgendwas ist falsch. Das ist instinktiv, ein Bauchgefühl. Gehe nicht leichtsinnig mit dir selbst um. Es ist gut, Erfahrungen zu machen und Dinge zu erforschen, aber wir haben nur einen Körper und nur einen Geist. Also musst du sehr vorsichtig sein, wie weit du dich antreibst. Du kannst damit beim Songschreiben spielen, den Wahnsinn streifen, aber du solltest dich nicht darin verfangen.

Glaubst du, du bist auf einem guten Weg, mit dem was du machst?

Früher war ich im Negativen gefangen und ich habe das Leben nicht richtig wertgeschätzt. Deshalb bin ich heute so glücklich: Die Dingen gingen schief, und ich weiß nun warum und was ich falsch gemacht hat. Und dieses Jahr ist bin ich sehr dankbar für alles, was ich habe. Ich fühle mich so frei.

Also produzierst du deine Alben selbst?

Ich versuche, alles selber zu machen, weil das persönlicher ist. So habe ich die CDs selber aufgenommen. Dadurch lerne ich und werde besser. Das Bild auf dem Cover ist eigentlich ein Bild, das ich mit Pastellkreide auf meine Wand gemalt und dann fotografiert habe. Außerdem mache ich selbst Werbung für meine Auftritte und verkaufe die CDs. Alles, was ich mache, ist mein kleines Baby. Ich kann es hochheben und überall hingehen. Ich glaube nicht, dass ich sonst jemals so frei sein könnte. Nicht wenn ich Verträge unterschreiben und Versprechen an Firmen geben würde.

 

 

Was ist dein größter Traum?

Genau das bin ich gefragt worden als ich nach Berlin zog. Es war Januar und ich spielte singend Gitarre auf der Warschauer Straße. Schnee fiel, alles war weiß. Jemand kam auf mich zu und fragte mich, was mein Traum sei. Das war cool, denn in dem Moment hatte ich genau das, was ich vom Leben wollte: Die Skyline von Berlin bei Nacht und genug Geld für ein Hostel und Abendessen. Ich will nur glücklich sein, weiter auf der Straße spielen und Musik machen.

Text: Alea Rentmeister
Teaserbild: rs-foto
(CC BY 2.0)
Foto: Samantha Polzin

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Kommentare

Ein Kommentar
  • Ich bewundere so welche Menschen.
    Jeder träumt davon einfach den gesellschaftlichen Zwänge zu entfliehen und den eigenen Traum zu lebe.
    Aber nur wenige trauen sich es auch wirklich in die Tat um zusetzen...

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