„Das Tor zur Welt“, so nennt sich Hamburg zumindest. Davon ist Khaled beim letzten Spiel nichts aufgefallen: Es herrschte eine klare Übermacht der deutschen Fans von 49984:16. Deshalb wechselt er diesmal die Location.
Wie das aussah, als Khaled auf der Schanze Fußball geschaut hat und vor allem, wie die unterschiedlichen Fans aussahen, könnt ihr euch hier anschauen.
„Hm...“, habe ich mir gedacht, ein bisschen kulturelle Diversität würde auch einem Fußballfanbericht gar nicht so schlecht tun. Also bin ich an den Ort Hamburgs gegangen, an dem ich mit der meisten kulturellen Unterschiedlichkeit rechnen konnte: die Schanze. Einige kennen wahrscheinlich Bilder aus den Nachrichten bei denen Autos, Mülltonnen oder Banken brennen. Das ist aber nur am ersten Mai so, wenngleich auch diesmal etwas entflammte, und ich meine damit nicht das hitzige Gemüt der Fans.
Florian war wieder unterwegs. Zum letzten Vorrundenspiel hat es ihn in eine Brauerei verschlagen.
Im Haus 73 – 0. Minute
Zusammen mit Deutschen und Ghanaern sitze ich in einer Art leicht herunter gekommenem Wohnzimmer. Die Anzahl der Ghanaer ist klein, aber dennoch präsent, was man merkt,als die Hymne der Ghanesen gespielt wird.
Die Deutschen lauschen der ihnen nicht bekannten Hymne gespannt und schauen in die entschlossenen Gesichter der Spieler, die unter allen Umständen bereit sind, es gegen Deutschland zu versuchen. Sarpei, Annan, Tagoe, ... Boateng! „Baoteng! Das ist der Typ der Ballack verletzt hat.“ Und auf einmal scheint die so friedliche Wohnzimmer-Atmosphäre zu kippen. Doch die Ghanaer retten die Situation gekonnt mit einem strahlenden Lächeln. Glück gehabt.
Bei Marius konnte nur noch der Presseausweis zum Eintritt verhelfen. Dafür hat er dafür gesorgt, dass ihr euch viele Bilder vo den zitternden Massen anschauen könnt.
Haus 73 – 25 Minute
Özil hat den Ball und läuft völlig ungedeckt auf den Keeper Kingston zu. Trotz zwei Meter hohen Luftsprüngen verschießt Özil, alle landen wieder auf dem Boden der Tatsachen. Das Bangen geht weiter, auf beiden Seiten.
Haus 73 – die 26. Minute
Kopfball nach einer Ecke von Ghana, Lahm klärt. Großes Raunen unter den deutschen Fans „Sowas darf doch nicht passieren, sowas darf einfach nicht passieren“. Die Ghanaer freuen sich schon, doch auch sie müssen der Realität ins Auge schauen. Das Führungstor lässt wohl noch auf sich warten.
Ronny hat es sich am See gemütlich gemacht und für euch Fotos aus Niederweimar mitgebracht.
In der Halbzeit habe ich mich nach draußen auf die Straße begeben.
Straße – 60 Minute
Nach langem Bibbern und Hoffen wurden die Fußball-Gebete erhört „Es gibt doch einen Fußballgott!“ ertönt es direkt hinter mir. Mit Schmerzen in den Ohren drehe ich mich um und sehe einen in Tränen ausbrechendem älteren Mann um die 40.
Die Menge bebt, hüpft, springt, jauchzt: Deutschland kommt weiter! Nach leichten Freudengefühlen denke ich mir aber: „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!“
Straße – 69 Minute
Australien schiesst das Führungstor gegen Serbien, gegen die wir es so schwer hatten. Die Freude ist zwar etwas verhaltener als zuvor beim Tor, aber dennoch ausschweifend. Und in Mitte dieser Ausschweifungen wehen auf einmal Australien-Flaggen, gehalten von Deutschen.
Und nach der 1. Halbzeit war die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Dafür waren alle fantechnisch gut ausgerüstet und zum Glück wurde es ja doch noch was mit dem Sieg.
Das Spiel ist aus, Serbien und Australien sind raus, die Leute sind aus dem Häuschen und gehen die Straße belagern. Es wird trotz eher schlechter Leistung noch ein feucht fröhliches Fest in der Schanze. In der Menge der Fans gehe ich dann irgendwann auch unter und freue mich, dass ich dieses Mal nicht nur deutschen Fans begegnet bin.
Text: Khaled Awad
Seid ihr auch dabei?
Ihr geht zum Public Viewing in der Bar nebenan, bei Onkel Heinz im Garten oder auf die großen Fanmeilen der Großstädte? Super, das wollen wir wissen! Zeigt uns Bilder von eurem Public-Viewing-Erlebnis und schreibt Artikel dazu. Einfach auf SPIESSER.de hochladen, eine Nachricht an die Onlineredaktion schicken und den Webcode @WM2010 in die Bildunterschrift mit reinschreiben.
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