SPIESSERs gute Welt

Die gute Seele vom Kiez

Sie sind hilfesuchend, obdachlos oder einfach nur redebedürftig – Berührungsängste hat Florian damit nicht. Jeden Tag kümmert er sich um allerlei Menschen in der Hamburger Bahnhofsmission. SPIESSER-Autorin Jelena hat ihn bei seinem Bundesfreiwilligendienst begleitet.

10. April 2015 - 13:08
SPIESSER-AutorIn Jelly.
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Jelly Offline
Beigetreten: 10.09.2012

Als ich in die Bahnhofsmission am Hamburger Hauptbahnhof komme, werden gerade die Fenster geöffnet. Ein Obdachloser sitzt vor der Tür, von draußen dringt der Straßenlärm herein. Im Raum stehen ein paar Tische, vor mir ein Tresen. Der Raum wirkt zweckmäßig und kahl, wären da nicht die freundlichen Menschen in blauen Westen. Ich bekomme ein Getränk angeboten. Die Arbeiter der Bahnhofsmission laufen umher, bieten jedem Gast ein Getränk an und fragen, wie ihm zu helfen ist.


Die Hilfe der Mitarbeiter bleibt nicht ohne
Dank.
Keine Schicht ist wie die andere

Hier leistet der 20-jährige Florian seit über einem halben Jahr seinen Bundesfreiwilligendienst. Zu Schichtbeginn gibt es eine kurze Dienstbesprechung mit den Kollegen der vorigen Schicht. 24 Stunden, sieben Tage die Woche ist die Bahnhofsmission geöffnet. Dafür arbeiten hier neben den Angestellten sechs junge Bufdis und Ehrenamtliche. Das Team bespricht, was in der vorigen Schicht passiert ist. Außerdem prüft Florian, ob für seine Schicht Umsteigehilfen geplant sind. Menschen mit Behinderung oder allein reisenden Kindern helfen die Mitarbeiter der Bahnhofsmission mit ihrem Gepäck oder den vielen Stufen.

Ansonsten kann Florian nicht viel für seine Schicht planen. Man wisse nie, wer spontan vorbeischaut oder Hilfe braucht. Es kämen die unterschiedlichsten Leute vorbei. Leute, die auf ihren Zug warten müssen, Menschen, die gemobbt werden oder sogar solche, die sich umbringen wollen. Oder einfach welche, die einen Zuhörer, Hilfe mit ihrem Tablet-Computer oder ein Pflaster brauchen.

Augen und Ohren auf

Florian hat für die Besucher ein offenes Ohr.

Wenn nicht viel zu tun ist, dreht Florian in seiner blauen Weste eine Runde durch den Hauptbahnhof. Er wird häufig nach Bahnplänen gefragt. Dafür muss er sich gut auskennen. Er wartet aber nicht darauf, dass er angesprochen wird. Florian geht selbst auf die Leute zu und hilft hier jemandem mit Gehstock, dort einer jungen Frau, die einen riesigen Koffer schleppt. Mir fällt auf, wieviel einem entgeht, wenn man einfach nur zum eigenen Zug hastet.

 

Zurück in der Bahnhofsmission: Mittlerweile sind ein paar Stammgäste angekommen. Sie kennen Florian beim Namen, fragen, was er heute macht, oder erzählen von ihren Erlebnissen. „Wenn jemand obdachlos geworden ist, sagen ihm die anderen, wo er hingehen kann. Zum Beispiel zu uns“, meint Florian. Aber auch alle anderen finden hier geduldige Zuhörer. Die Leute der Bahnhofsmission sind Seelsorger, vermitteln weiter. Schon sitzt ein Stammgast mit Kaffee in der Ecke und Florian gesellt sich zu ihm. Aufmerksam hört er zu, zeigt Interesse. Oft ist es das Einzige, was die Gäste brauchen.

Einmal sozial, immer sozial

Es gibt auch weniger schöne Erlebnisse: „Ich hatte schon mit Leuten zu tun, die sich umbringen wollten. Mit denen versuchen wir zu reden, aber manchmal erfahren wir nicht mehr, was mit ihnen passiert“, sagt Florian. Um solche Erlebnisse zu verarbeiten, können die Mitarbeiter der Bahnhofsmission auch Supervision, also eine psychologische Beratung, beanspruchen. Und was hat der Freiwilligendienst für Florian verändert? „Mich hat die Arbeit in dem Wunsch bestärkt, später soziale Arbeit zu studieren“, sagt er. „Ich würde gern Obdachlosen oder Asylbewerbern helfen und kann mir vorstellen, ehrenamtlich in einer Bahnhofsmission weiterzuarbeiten.“

Text: Jelena Malkowski
Fotos: Jann Wilken

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