Er kennt die neusten Spiele, bevor wir sie kennen. Er darf den ganzen Tag zocken und damit verdient er auch noch Geld! So stellt sich SPIESSER-Autorin Anna das Leben eines Spieletesters vor – und hat deshalb gleich mal den Realitätscheck gemacht.
04. March 2014 - 14:18 SPIESSER-Autorin Anna Kaufmann.
Spieletester, klingt wie ein Traumjob! Ich dachte ja erst an die guten alten Brettspiele, doch fast jeden Tag erscheint ein neues Computerspiel. Und die wollen getestet werden! Da wird wahrscheinlich auch dieser vermeintliche Traumberuf mit der Zeit vom Vergnügen zum Alltag.
2.Akt: Recherche
Spieletester ist eine freie Berufsbezeichnung. Darum kann man weder generell sagen, wie viel man in diesem Beruf verdient, noch welchen Bildungsweg man beschreiten muss. Einige Spieletester überprüfen beispielsweise für Videospiel-Firmen die Funktion der Software. Sie sorgen also dafür, dass das Spiel technisch einwandfrei läuft. Andere jedoch probieren die neusten Spiele aus, um darüber zu schreiben und sie dann weiterzuempfehlen oder zu verreißen.
Nico Flintrop, 23, testet Computer- und Videospiele und schreibt auf PCMasters.de Reviews, an denen sich potentielle Kunden orientieren. Er arbeitet vom heimischen Schreibtisch aus auf 450 Euro Minijob Basis. Je mehr er schreibt, desto mehr verdient er.
Nico Flintrop, Spieletester
Doch er muss mehr können, als nur ein geschickter Spieler sein: „Man muss etwas von der Geschichte der Videospiele wissen, sei es nun der gewählte Grafikstil, die Fortsetzung der Story oder Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger“ erzählt er. Besonders wichtig ist auch ein objektiver und kreativer Schreibstil, damit die Leser sich ihre Meinung bilden können.
Joachim Hesse, Chefredakteur des Online Magazins spieletipps.de, ist Fachjournalist. Er erzählt mir mehr darüber, welche Anforderungen man als Spieletester erfüllen muss: „Einen Ausbildungsberuf zum Spieletester gibt es nicht, wobei ein Volontariat in einer Redaktion natürlich nützlich ist. Im Grunde sollte man Interesse für Spiele und Sprachtalent mitbringen.“ Sein Tipp: „Soviel zu schreiben, zu moderieren oder Videos zu schneiden wie möglich. Was die Branche nicht braucht sind Menschen, die Spieletester werden möchten, nur weil sie gerne spielen, das kann im Grunde jeder. Spiele richtig einzuschätzen und die Ergebnisse dann unterhaltsam vermitteln, das ist die hohe Kunst.“
Nicos heimischer Arbeitsplatz
Er verdient mit dem Spieletesten seinen Lebensunterhalt. Seine Website spieletipps.de ist mit über drei Millionen Nutzern eine der bekanntesten in Deutschland. Anders als Nico fährt er als Chefredakteur jeden Tag in die Redaktion, wo er ein Team von Fachjournalisten leitet. „Um allen die Illusionen zu rauben: Spielen macht nur einen kleinen Teil des Arbeitsalltags aus. Organisation und Schreibtischtätigkeiten kosten die meiste Zeit.“
Laut Joachim ist es gar nicht so toll Prototypen Probe zu testen: „Die Spiele sind oft noch voller Fehler, unvollständig und ich stehe unter Zeitdruck“ erzählt er. Doch die Lust an seinem Beruf hat er nach all den Jahren nicht verloren. Besonders viel Geld bringt dieser ihm aber nicht ein, denn die kostenlose Konkurrenz ist zahlreich. Auf meine Frage, wie viel er denn tatsächlich verdient, erwidert er lachend: „mehr als ich bekomme sicherlich“.
Joachim Hesse, Spieletester und Geschäftsleiter
3. Akt: Fazit
Ich wurde, wie Joachim so treffend gesagt hat, „meiner Illusionen beraubt“. Jetzt weiß ich was ein Spieletester wirklich macht. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es eine Menge Menschen gibt, die dieser Beruf begeistert. Ich selbst finde ihn zwar sehr spannend, vor allem weil ich gern schreibe – doch mein Problem wäre eindeutig, dass ich mich mit Computer- und Videospielen nicht auskenne. Ich müsste wohl beim guten alten Brettspiel bleiben.
Text: Anna Kaufmann
Fotos: Flickr-User wuestenigel (CC BY 2.0), Nico Flintrop, Joachim Hesse
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