Mit knapp 20 Prozent hat der Verkehrssektor einen großen Anteil an dem Treibhausgasaustoß in Deutschland. Um diese Zahl zu verringern, möchte die Bundesregierung bis 2020 die Emissionen um 40 Prozent senken. Doch wie soll dieser Plan funktionieren? Die Politiker sind sich einig: Verkehr reduzieren, umweltfreundlicher fahren und organisatorisch effektiv – also zum Beispiel mit Fahrgemeinschaften – auf den Straßen unterwegs sein. Zudem sollen bis zum Jahr 2020 eine Millionen Autos über deutsche Straßen flitzen, die nicht mit Benzin, sondern mit Strom aus der heimischen Steckdose versorgt werden.
Probefahrt mal anders
Da schnurrt auch mal der Trabant...
Doch stimmt es wirklich: Elektroautos sind so leise, dass man sie auf den Straßen kaum hört? Kann man sie sogar bei sich zu Hause betanken und fährt damit 100 prozentig umweltfreundlich? Nachdem ich mich im Internet über das neue Phänomen „Elektroauto“ informiert habe, stieß ich dabei zufällig auf die Homepage von Citysax-Inhaber Matthias Bähr, der Fahrten mit Elektroautos anbietet. Eine gute Gelegenheit, mal so einen Wagen auszutesten, dachte ich mir und vereinbarte eine Probefahrt. Nach was für einem Gefährt muss mann denn eigentlich Ausschau halten – sieht ein Elektroauto genauso aus wie ein normaler PKW? Auf jeden Fall war ich mir sicher, dass es bestimmt so eine Art „futuristischen Touch“ besaß. Deshalb staunte ich nicht schlecht, als mir Matthias Bähr auf einmal entgegenkam und voller Stolz auf … einen Trabant zeigte?! Ihr wisst schon, seit 1958 das Auto der DDR. Etwas irritiert, nun aber doch neugierig setzten wir uns in das Auto und starteten eine kleine Rundfahrt durch Dresden.
Dabei beantwortete Matthias Bähr mir alle Fragen rund um sein „altes neues“ Auto. Seitdem im Jahr 2000 die Benzinpreise flächendeckend gestiegen sind, suchten Bähr und seine Frau nach Alternativen, um Fahrtkosten zu senken. Die Lösung: Ein Elektroauto. Da deren Entwicklung aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht weit vorangeschritten war, begann Bähr zusammen mit seinen „verrückten Elektrofahrerfreunden“ selber Neuwagen und Gebrauchtwagen zu Elektroautos umzubauen. Drei Jahre hat der erste Versuch gedauert. Dieser war jedoch so erfolgreich, dass sogar die Lufthansa zwei Modelle bei Bähr kaufte, die jetzt umweltfreundlich über die Rollfelder am Flughafen düsen. Während wir an einer Ampel stehen, lässt plötzlich ein anderer Autofahrer sein Fenster herunter und ruft uns zu: „Der Trabi gibt ja gar nicht sein typisches ‚Motorengeräusch‘ von sich. Ihr Auto ist so leise!“ Matthias Bähr antwortet voller Stolz: „Ist ja auch ein Elektroauto.“
Zu Hause tanken? Kein Problem!
Es gibt sie immer mehr: Elektrotankstellen.
Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, ist ein Elektroauto gar nicht mal so kompliziert, wie gedacht. „Jeder Wagen besitzt einen Stromstecker wie beispielsweise ein Staubsauger“, erklärt mir Bähr. „Damit schließt man das Auto an die Ladestation. Es muss aber nicht immer eine Ladestation sein – wer gerade nicht unterwegs ist, kann sein Auto auch ganz einfach mit der heimischen Steckdose verbinden.“ In Zukunft tanken wir Strom – so bleiben wir mobil! Irgendwie kann ich das Ganze immer noch nicht glauben – Stecker rein, warten, Stecker raus, weiterfahren? Um mir zu zeigen, dass es wirklich so funktioniert, fährt Matthias Bähr mit mir an eine Ladestation an einem Parkplatz, verbindet mit einem Kabel Auto und Ladestation füttert so seinen Wagen mit Strom. Total simpel. „Pro 100 km muss man ungefähr zwischen drei und vier Euro bezahlen“, erklärt mir Bähr. Im Vergleich: Bei einem normalen Benzin-PKW beträgt der Preis mindestens dreimal so viel.
Um die öffentliche Ladeinfrastruktur zu verbessern, gibt es seit einiger Zeit das Pilotprojekt „Laternen-Tankstelle“. Ganz gewöhnliche Straßenlaternen werden hierbei mit einer Steckdose ausgestattet – fertig ist die Ladesäule. Auch der Technologiekonzern Siemens beschäftigt sich mit dem Thema „Elektrifizierung“. In der Nähe von Berlin laufen gerade Tests für einen „e-Highway“. Mithilfe eines Oberleitungssystems wie bei Zügen sollen nun auch LKW’s auf deutschen Autobahnen elektrifiziert werden. Mehr Infos gibt es hier.
Wer genug vom lauten, dreckigen Smog der Großstadt hat, der ist genau der Richtige für ein Elektroauto. Sowas muss auch nicht immer brandneu gekauft werden. Händler wie Matthias Bähr rüsten auch Gebrauchtwagen zu bezahlbaren Preisen in Elektroautos um. Durch verschiedene Aufladeverfahren lässt sich ein Wagen innerhalb von zwei Stunden komplett aufladen und reicht für die täglichen Kurzstrecken aus. Besonders die niedrigen Tankkosten bieten zudem einen großen Vorteil gegenüber normalen Autos. 100 Prozent umweltfreundlich fährt man jedoch nur, wenn man auch einen Naturstromanbieter hat. Mittlerweile sind E-Autos sogar so leise, dass sie mit Geräuschen ausgestattet werden sollen, um im Straßenverkehr gehört zu werden. Wie wäre es da zum Beispiel mit friedlichem Vogelgezwitscher?
Text & Fotos: Annika Stuke