Kinofeeling

Prélude

David ist leidenschaftlicher Pianist und studiert an einem Musikkonservatorium in Österreich. Schnell wird der Konkurrenzdruck unter den aufstrebenden Musikern groß. „Prélude“ mit Louis Hofmann und Liv Lisa Fries kommt mit wenig verbaler Kommunikation aus, die Gefühlswelt der Protagonisten wird kommentarlos und ungeschönt eingefangen – allein im Kino ist das eher schwer zu ertragen, meint Autorin Lena.

02. September 2019 - 10:33
SPIESSER-Autorin Lena B..
Noch keine Bewertungen
Lena B. Offline
Beigetreten: 02.02.2015

Worum geht’s?

Prélude – Das bedeutet Auftakt und erfasst bereits die Quintessenz des gleichnamigen Films: Den Karriereauftakt eines jungen, ambitionierten Pianisten.

Der 19-jährige David Berger ist leidenschaftlicher Pianist und verlässt seine Heimat in Deutschland, um in Österreich an einem Musikkonservatorium zu studieren. Seine Ziele sind hoch, beginnt er doch kurz nach Studienbeginn bereits mit seinen Kommilitonen um ein begehrtes Stipendium an der Juilliard School in New York zu wetteifern. Sein größter Konkurrent ist der ebenfalls sehr begabte Walter, den David vor seiner strengen Professorin Dr. Matussek verzweifelt auszustechen versucht.

So dauert es nicht lange bis Konkurrenzkampf, Leistungsdruck und eine übersteigerte Selbsterwartung den Druck ins unermessliche steigen lassen, den nur die hübsche Gesangsstudentin Marie ein wenig zu lindern vermag.

Wer spielt mit?

Der Protagonist David wird von Louis Hofmann verkörpert, den die Netflix-Binge-Watcher unter euch aus der Serie „Dark“ kennen werden. Der junge Schauspieler ist bereits in internationalen Produktionen, wie „Red Sparrow“ und kürzlich in „The White Crow“ zu sehen gewesen. Die Rolle seiner Geliebten, der Gesangsstudentin Marie, übernahm Liv Lisa Fries. Die 28-jährige, deutsche Schauspielerin wurde besonders durch ihre Hauptrolle in der Serie „Babylon Berlin“ bekannt. Ebenfalls zu sehen, sind Johannes Nussbaum („Fack ju Göthe 2“) als Davids Konkurrent Walter und Ursina Lardi („Der namenlose Tag“, „Tatort“) als Klavierlehrerin Dr. Matussek.

Filmischer Augenschmaus?

Die Szenerie ist simpel und die Auswahl der Schauplätze gering. Nur selten sieht man etwas anderes als das Studienzimmer, die Bühne oder Davids Schlafzimmer. Ebenso wie David konzentriert sich der Film hauptsächlich auf die Töne der Klaviermusik. Selbst die Dialoge unterstehen diesem Hauptthema und sind nur spärlich gestreut. Durch dieses Fehlen der verbalen Interaktionen der Charaktere ist die nonverbale Kommunikation umso ausgeprägter. Davids Geschichte erschließt sich nicht aus Äußerungen, sondern aus Mimik und Gestik, aus Reaktionen und Interaktionen mit seinem Umfeld und seinen Mitmenschen. Diese visuellen Charakterstudien sind intensiv und verlassen sich dabei auf eine Kombination aus wenigen, gut gewählten Perspektiven und Einstellungen.

Auf einen Blick
Action:
Romantik: ✪ ✪
Humor:
Niveau: ✪ ✪ ✪ ✪
Bildungsfaktor: ✪ ✪ ✪ 
Gibt’s was zu meckern?

Gemeckert habe ich nur hin und wieder innerlich. Mit dem Protagonisten. Das liegt nun einerseits daran, dass ich mich mit seinen Problemen nicht identifizieren und daher schwer einfühlen konnte. Doch die dialogarme, geradezu oberflächliche Erzählweise erschwert ein tieferes Verständnis für David und seinen Umgang mit den anstehenden Problemen.

Braucht man Taschentücher?

Vielleicht rührt Davids Geschichte den ein oder anderen zu Tränen. Doch trotz der emotionalen Darstellung von Louis Hofmann ist das Leid des verzweifelten Studenten nicht bis zu mir durchgedrungen. Schade eigentlich!

Mit wem angucken?

Zu Beginn dachte ich: Allein, dann quatscht keiner rein! Denn das kann dieser Film nicht gebrauchen. Ohne viel Lärm, dafür mit tragender Klaviermusik wird eine geladene Atmosphäre geschaffen. Doch diese Atmosphäre, die kommentarlos und ungeschönt die Gefühlswelt des Protagonisten einfängt, ist allein schwer zu ertragen und wiegt mit jeder Minute schwerer. Daher ist es schön einen lieben Freund bei sich zu haben, um die Melancholie zu teilen.


Diese Atmosphäre, die kommentarlos und ungeschönt die Gefühlswelt
des Protagonisten einfängt, ist allein schwer zu ertragen und wiegt
mit jeder Minute schwerer.
Was macht man danach?

Nach diesem Film muss man erstmal kurz schlucken, sich sammeln und in meinem Fall: mit dem Kopf schütteln. Anschließend tut es gut, sich zu bewegen und sich einem fröhlicheren Thema zuzuwenden, um den bitteren Nachgeschmack loszuwerden.

In drei Worten:

bedrückend, melancholisch, nachklingend

Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?

Für „Prélude“ reicht ein kleiner Bildschirm. Doch man sollte sich unbedingt um eine gute Soundqualität kümmern, um die Klavierstücke genießen zu können. Allein für den richtigen Klang würde sich ein Besuch im Kino daher doch lohnen!

Mainstream oder Independent?

Das Drama ist ein deutscher Independent-Film und das große Debüt der Regisseurin Sabrina Sarabi, die damit ihren ersten Spielfilm auf die Leinwand bringt.

Prélude

Regie: Sabrina Sarabi
Protagonisten: Louis Hofmann, Liv Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Ursina Lardi
Kinostart: 29.08.2019
Filmlänge: 95 Minuten
Genre: Drama
FSK: 12

 

 

Text: Lena Bernhardt
Bildmaterial: X-Verleih AG

Dir gefällt dieser Artikel?

Kommentare

Sag' uns deine Meinung!
Mehr zum Thema „Kinofeeling
  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Bildungsgang.
    Bildung neu denken.

    Schule durch, Abschluss in der Hand. Und jetzt? Was bleibt von den bis zu 12.000 Stunden, die jeder Mensch durchschnittlich die Schulbank drückt? Der Dokumentarfilm „Bildungsgang. Bildung neu denken.“ begleitet die Jugendlichen vom Verein Demokratische Stimme der Jugend e.V., die diese

  • Anzeige
    Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Ein Mädchen kann
    alles verändern!

    Der Disney Channel feiert den Weltfrauentag – ihm zu Ehren findet am 11. März der „Superheldinnen-Tag“ statt. Euch erwartet ein Tag voller Girl-Power mit Heldinnen des Disney Channels sowie die Deutschland-Premiere des neuen Serienhighlights „Marvel Moon Girl und Devil Dinosaur“.

  • Onlineredaktion
    1
    Kinofeeling

    "Meine schrecklich verwöhnte Familie"

    Die leicht frische Sommerkomödie, lädt euch nach Monaco und Frankreich ein. Bei der wohlhabenden Familie Bartek bekommt ihr einen klischeegerechten Einblick in die Herausforderungen der Erziehung reich-geborener Kinder. Mit „Meine schrecklich verwöhnte Familie“ reiht sich ein

  • Daniel_Butt
    Kinofeeling

    The Last Journey

    In einer nicht allzu fernen Zukunft leidet die Menschheit genau unter den Problemen, von denen Wissenschaftler heute schon seit Jahrzehnten sprechen: Die Klimakrise ist im vollen Gange. SPIESSER-Autor Daniel hat sich "The Last Journey", die dystopische Vision in Spielfilmlänge angesehen.

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Je suis Karl

    Wie leicht lassen wir uns von radikalem Gedankengut verführen? Dieser Frage geht „Je suis Karl“ nach und erzählt die Geschichte einer aufkommenden jungen radikalen Bewegung. Ein aktuelles politisches Meisterwerk, dass auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten ist. Ob Regisseur Christian

  • Onlineredaktion
    5
    Kinofeeling

    Ein nasser Hund

    Wer nicht genug kriegen kann von tiefen Einblicken in die Berliner Gangsterwelt a la „4 Blocks“ oder „Skylines“, wird ohne Frage auch bei „Ein nasser Hund“ voll auf seine Kosten kommen. Daneben gibt es aber noch eine weitere Komponente, die den Streifen definitiv sehenswert

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Wer wir waren

    Mit seinem neuen Dokumentarfilm „Wer wir waren“ möchte Marc Bauder seinen Zuschauern einen Blick auf den derzeitigen Zustand unserer Welt präsentieren und die Botschaft vermitteln, dass wir es selbst in der Hand haben, wer wir sind. Doch schafft der Film das? SPIESSER-Autorin Katharina

  • sveajill
    Kinofeeling

    Gunda

    Der Dokumentarfilm „GUNDA“ lässt den Zuschauer das Leben von Nutztieren nicht nur sehen, sondern auch erleben. Auf Augenhöhe begegnen wir den Protagonisten und dürfen uns fragen, welchen Platz wir ihnen in unserer Welt zuweisen - und wie wir diesen vor uns selbst rechtfertigen können.

  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Unsere Queerfilm–Empfehlungen

    Seit 1987 wird in Berlin im Rahmen der Berlinale der TEDDY Award für queere Filme verliehen. Auch in weiteren deutschen Großstädten wird durch Queerfilm-Tage oder während Filmfestivals der Fokus auf Filme rund um die LGBTQIA+ Community gelegt. Einige unserer Queerfilm-Empfehlungen

  • Kathi99
    Kinofeeling

    Hot Summer Nights

    Zwischen Drama und Drogenthriller kommt dieser Film mit einem Flair aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts daher. Trotz klischeehaftem Cast überzeugt dieser Coming-of-Age Film mit seiner Nostalgie einer längt vergangenen heißen Sommernacht. Ob der Film es schafft sich genug abzuheben

  • filmfreak
    Kinofeeling

    Serienfeeling:
    Wir Kinder vom
    Bahnhof Zoo

    Christiane Felscherinow, die in Berlin im Drogensumpf versinkt, ist so etwas wie die Symbolfigur für die Drogenszene der 70er und 80er Jahre. Die Geschichte von Christiane F. und ihren Freunden wurde nun in einer Serie neu interpretiert. Ob diese neue Fassung des altbekannten Stoffs geglückt

  • Der Mann den Sie Pfirsich Nannten
    5
    Kinofeeling

    Yes, God, Yes -
    Böse Mädchen
    beichten nicht

    „Yes, God, Yes“ ist nicht nur der Titel des neuen Films von „Stranger Things“-Starlet Natalia Dyer, sondern auch der Ausruf, der unserem Autor entfuhr, als der Film endlich vorbei war. Sein Fazit: Seichteste Teenie-Unterhaltung mit so zarter Religionskritik, dass der Religionslehrer

  • Kirschblütenrot
    5
    Kinofeeling

    Und morgen
    die ganze Welt

    Wie weit darf Kritik gehen? Der neue Kinofilm „Und morgen die ganze Welt“ behandelt ein brisantes Thema. Studentin Luisa kämpft für einen besseren Ort – was für sie bedeutet: weg mit der rechten Ideologie in Deutschland! Ob Gewalt, wie sie zeitweise im Film gezeigt wird,

  • Onlineredaktion
    5
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Milla meets Moses

    Wer hat Bock auf eine optimale Mischung aus großen Gefühlen und bösen Gags? „Milla meets Moses“ bietet beides auf hohem Niveau! Die australische Indie-Perle dürfte allen gefallen, die sich auch jenseits vom Hollywood-Mainstream unterhalten lassen können.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Space Dogs

    Auf den Spuren der Straßenhunde Moskaus – am 24. September erscheint der Dokumentarfilm „Space Dogs“ in den deutschen Kinos. Er begleitet die Vierbeiner auf ihren Streifzügen bei Tag und Nacht und verknüpft die Aufnahmen mit historischem Filmmaterial der sowjetischen

  • Alaniel
    2
    Kinofeeling

    Persischstunden

    Stell dir vor, du müsstest jemandem eine Sprache beibringen, die du selber nicht sprichst. Nun stell dir vor, dein Leben würde davon abhängen. In „Persischstunden“ erlebt Gilles genau das. SPIESSER-Autorin Annika hat den Film für euch gesehen.

  • Alaniel
    Kinofeeling

    Jean Seberg –
    Against all
    enemies

    Ein überraschend packendes und spannendes Biopic über eine starke Frau und ihre schwachen Momente. „Jean Seberg – Against all enemies“ vereint die Verfilmung der schwersten Zeit für die Schauspielerin mit dem Flair eines Verschwörungsthrillers und dem eleganten Charme

  • JasminWe
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Corpus Christi

    Kann ein Straftäter zum Heiligen werden? Oder ist diese intensive Verbindung zu Gott ausschließlich anderen vorbehalten? Wann haben Menschen Vergebung verdient und wann nicht? SPIESSER-Autorin Jasmin hat im Film „Corpus Christi“ versucht Antworten zu finden.

  • Dominic
    Kinofeeling

    Kinofeeling: EXIL

    Wird der aus dem Kosovo stammende Xhafer in seinem Job absichtlich schikaniert oder verliert er langsam den Bezug zur Realität? Wieso SPIESSER-Auto Dominic vom Kinofilm „Exil“ (Kinostart: 20. August 2020) so angetan ist und an wen er ihn weiterempfehlen möchte, lest ihr hier.

  • Daniel_Butt
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Kokon

    Sommer, Sonne, erste Liebe – „Kokon“ begleitet die junge Nora durch eine Zeit voller Veränderungen. SPIESSER-Autor Daniel hat den Film für euch gesehen und ist froh, diese verwirrende Zeit, die im Film gezeigt wird, bereits hinter sich zu haben.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Nur ein Augenblick

    Brutalität, Leid, tausende Tote – all das sind Worte, die wir mit dem Krieg in Syrien assoziieren. Die meisten von uns kennen dies nur aus den Medien. Aber wie ist es, wenn man selbst mittendrin in diesem Krieg ist und vor allem: Wie kommt man wieder raus? All das sind Fragen, mit denen sich

  • Kalendermensch
    Kinofeeling

    Kinofeeling:
    Berlin Alexanderplatz

    Er möchte mehr als „Bett und Butterbrot“. Er möchte ein anständiges Leben führen. Er möchte gut sein. Vom Scheitern, Aufstehen und Weitermachen des geflohenen Westafrikaners Francis erzählt Burhan Qurbani in seinem Film „Berlin Alexanderplatz“. Ob

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen

    Stell dir vor, du hast eine unheilbare Krankheit und siehst keinen Lebenssinn mehr. Was würdest du tun? „Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen“ greift das schwierige und kontroverse Thema begleiteter Suizid auf. SPIESSER-Autorin Lara hat der Film noch eine Weile beschäftigt.

  • rasolara
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Der Geburtstag

    Surreal, teils düster, schwarz-weiß: Unter der Regie von Carlos A. Morelli kommt ab 25. Juni „Der Geburtstag“ in die Kinos. Ein gelungener Kontrast zum sonstigen Kinoprogramm, findet SPIESSER-Praktikantin Lara und hat den Film für euch genauer unter die Lupe genommen.

  • Dominic
    5
    Kinofeeling

    Serienfeeling:
    Warten auf'n Bus

    Eine Bushaltestelle irgendwo in Brandenburg. Zwei Männer, die auf'n Bus warten und dabei mit einem Dosenbier offen und ehrlich über ihr Leben sprechen. Was traurig klingt, überrascht mit vielseitigen und witzigen Dialogen.

  • Onlineredaktion
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Unorthodox

    Inspiriert von Deborah Feldmans Memoiren „Unorthodox – die skandalöse Ablehnung meiner chassidischen Wurzeln“ erzählt die am 26. März startende Netflix-Serie die Flucht und die Befreiung der jungen Esthy. Dass es einen Unterschied zwischen Flucht und Befreiung gibt, wird

  • marlenesk
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Unterleuten

    Wenn aus Nachbarn Gegenspieler werden: Der ZDF-Dreiteiler (Romanverfilmung von Juli Zeh) nimmt die Zuschauer mit in den Mikrokosmos Dorfleben in Brandenburg, erzählt über Windkraftenergie und das alltägliche Leben.

  • Kevin Groth
    Kinofeeling

    Serienfeeling: 8 Tage

    In einander verwebte Schicksale im apokalyptischen Setting – „8 Tage“ hat Autor Kevin in vielerlei Hinsicht überzeugt, auch wenn die Serie in den ersten Folgen eine Schwelle birgt. Hat man die passiert, ist man jedoch „am Ende sogar etwas traurig, dass es nicht zwölf Tage waren.“

  • mori-rau
    Kinofeeling

    Kinofeeling: Scary Stories to tell in the Dark

    Back to the 70ies in ein Bisschen gruselig – „Scary Stories to tell in the Dark“ von Guillermo del Toro erscheint am 12.3. auf DVD und Blu-ray. SPIESSER-Autor Moritz konnte sich fürs Setting begeistern, vermisste aber den Grusel- und Horrofaktor.

  • Miss_Sophia_
    4
    Kinofeeling

    Serienfeeling: Spides – Berlin ist erst der Anfang

    In „Spides“ trifft Science Fiction auf Hauptstadt, die zum Schauplatz einer düsteren Verschwörung wird, irgendwo zwischen Gut und Böse. SPIESSER-Autorin Sophia fasst die ersten drei Folgen der Serie zusammen: undurchsichtig, creepy, weird.