SPIESSER Beschäftigungstherapie

QvD: Quasselstrippe vom Dienst

Ob auf Arbeit oder zu Hause – WG-Bewohner Holm ist mit seinem Telefon verwachsen.

01. January 2010 - 16:32
von SPIESSER-AutorIn Die-WG.
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Beigetreten: 04.09.2009

Freitag, 01. Januar 2010. Lecker – eine Feiertagskolumne. Gestern im Raketenrausch endete das alte Jahr, wurde das neue begrüßt.


 

Feuerwerk am London Eye   Foto: Sandra Kühnel
 

2009, das waren 365 Tage, 52½ Wochen, zwölf Monate und ein halbes Jahr SPIESSER-WG. Eigentlich Zeit für eine Bilanz.

Ich könnte viel erzählen: unsere ersten Annäherungsversuche mittels bekanntem Chat-Programm, wo wir uns schon kräftig um die Zimmerverteilung stritten – ich wollte das größte mit zwei Fenstern, versteht sich von selbst – oder das erste Treffen in der gemeinsamen Wohnung, dem meine Eltern beiwohnten – für mich mehr oder weniger peinlich. Der arme Holm musste sich nämlich unzählige Haushaltstipps von meiner Mutter anhören. Auch von unserem ersten Arbeitstag, den ich gar nicht erleben durfte, da durch Holmis Schweinegrippe die Wohnung für mich tabu war, gäbe es viel zu berichten.

Detailliert könnte ich unsere Höhen – etwa eine bravouröse Live-Zeitung beim Mainzer Medienevent oder eine super Weihnachtsfeier – und Tiefen – zum Beispiel Küchenchaos mit viel Schimmel und Holm zerstört mein Lieblingsposter – auswerten. Nach einem halben Jahr Wohngemeinschaft könnte ich genauestens unser Verhältnis zueinander analysieren und eine kleine Vorrausschau für 2010 wagen. Werden wir Evas Verlust im März verkraften? Wird das gemeinsame Osterfest an die Weihnachtsharmonie in diesem Jahr anknüpfen? Und wird es uns schwer fallen aus der WG zu ziehen, uns voneinander zu trennen?

Resümee – ne!

Aber ich mach's nicht. Ich resümiere nicht, ich bilanziere nicht, ich mutmaße nicht. Denn ich mag keine Rückblicke. Das TV, Printmedien, Radio und das Internet – alle kauen sie uns mit viel Pathos Jahresrückblicke vor, bei denen in Erinnerungen rumgestochert wird, die eigentlich keine sind. Schweinegrippe, Finanzkrise, Obama – ist doch alles noch. Und wenn Günther Jauch, wie jedes Jahr zum 3. Advent, versucht mir Menschen, Bilder und Emotionen aufzudrücken, indem er über Michael Jacksons tragischen Tod palavert, kommt noch nicht mal mein Gehörkanal ins schwelgen. Jackson, sowohl Person als auch Musik, war mir nämlich egal, genau wie Enke, Heidis viertes Kind oder Boris Hochzeit.

Die Medien - alles Wiederkäuer  Foto: Katja Hinsenbrock www.pixelio.de

Auch der Anschlag auf Königin Beatrix oder Bilder vom Einsturz des Kölner Stadtarchivs treiben mir eher Schlafsand in die Augen, als dass ich gebannt auf der Couch an meiner Cola nippen würde. Die Sensationsgeilheit der Medien ist wie ein Wiederkäuer. Jede Meldung, die sich Gehör verschaffen könnte und hohe Leserzahlen und Einschaltquoten verspricht, wird bis ins kleinste Detail zerfleddert, wochenlang. Manchmal auch über mehrere Monate, siehe Jackson. Damit einem nichts entgeht und Mann beziehungsweise Frau genügend Stoff zum Tratschen haben. Am Ende des Jahres kommt dann alles noch einmal hoch, wird ausgespuckt und zu einer klebrigen, breiigen Informationsmasse weiterverarbeitet.

Aber ihr habt Glück. Ich blicke ja nicht zurück, auch nicht nach vorn. Ich machs mir lieber im Hier und Jetzt gemütlich. Und das heißt für mich gleich: Katerfrühstück.

Noch ein Rückblick? Auf Seite zwei gibts Resis Kommentar zur besinnlichen Zeit.

Was ist eigentlich die SPIESSER-WG? Eine schöne Wohnung mit vier Zimmern, Küche, Bad und drei jungen Menschen, die ein einjähriges Volontariat in der SPIESSER-Redaktion in Dresden absolvieren. In diesem Jahr sind es Resi, Sandra und Holm.

Was machen die drei in der Redaktion? Sie arbeiten an der gedruckten Ausgabe genauso wie an SPIESSER.de. Sie schreiben Artikel, führen Interviews und recherchieren, sie sind bei Redaktionssitzungen dabei und entscheiden mit, was ins Heft und auf die Startseite kommt. Betreut werden sie dabei von fest angestellten Redakteuren. Wie sich das Leben in den vier WG-Wänden nach Redaktionsschluss gestaltet, fragt ihr sie am besten hier auf SPIESSER.de.
Wollt ihr ab August 2010 in die SPIESSER-WG einziehen? Dann schickt uns eure Bewerbung per E-Mail an praktikum@spiesser.de.

 

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Kommentare

Zwölf Kommentare
  • Wie
    wäre
    es Gott,
    wenn ich die-
    ses Jahr in mei-
    nem Herzen einen Baum
    schmücke, nicht mit Kerzen,
    sondern mit all den Namen meiner
    Freunde. Freunde, die nah sind und in
    der Ferne. Die ich jeden Tag sehe und nur
    selten treffe. An die ich mich immer erinnere
    und die ich manchmal vergesse. Die der schweren
    und der glücklichen Stunden Stunden. Die ich verletzt
    habe und die mich verletzt haben. Die mir vertraut sind und
    die ich nur vom Sehen kenne.
    Die Namen aller, die meinen
    Weg kreuzen. Einen Baum mit
    tiefen Wurzeln, um die ver-
    gangenen Namen mit den jetzi-
    gen zu vereinen. Damit unsere
    Freundschaft ein Moment der
    Ruhe sei im Wirbel des Lebens.
    Schulpfarrer Josef Ernst

  • echt klasse geschrieben....^^

    Weihnachtsfreude, nicht ohne Weihnachtsstress.

    Ich versuch, den mal zu überleben.

    Trotzdem, jeder freut sich aus Weihnachten. Oder?!

  • total geinal :D

  • echt?der war von dir?
    da stand kein name drunter^^
    änder ich gleich mal

  • der liebe zettel war von MIR. tz.

  • Ein neues WG-Mitglied=D
    Auch dir wünsch ich viel Spaß in der WG.
    Freu mich schon, mehr von dir zu hören.
    Lg

  • Sehr gelungener Text, wie ich finde.
    Vorallem der letzte Satz hat dem Ganzem extrem viel Charme gegeben.

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