Raus aus dem Bundestag und weg vom Fenster? Was machen eigentlich die Liberalen inzwischen? SPIESSER-Autorin Lara hat mal nachgefragt – bei jungen FDP-Mitgliedern.
28. January 2014 - 13:53 SPIESSER-AutorIn lara.sc.
2013 war für die Liberalen kein gutes Jahr. Nach einem peinlichen Wahlkampf rutschte die FDP im Vergleich mit der Bundestagswahl 2009 nicht nur um fast 10 Prozent ab, sondern flog damit auch in hohem Bogen aus dem Bundestag. Die Führungsspitze trat zurück, Christian Lindner nahm das Steuer in die Hand und nun – ja, was machen die Liberalen jetzt eigentlich? Ich habe mich bei den Jungen Liberalen in Dresden dazu umgehört. Denen traten 2013 fünfzehn neue Mitglieder bei – zehn davon nach der Bundestagswahl. Einen Austritt gab es angeblich nicht.
Ich habe mit Sven (stellv. Kreisvorsitzender und Stadtrats-Spitzenkandidat seines Jugendverbandes) und den Studenten Malte, 23, und Henrietta, 19, gesprochen, die beide erst nach dem Wahldebakel in den Jugendverband der FDP eingetreten sind.
So sehen sie aus, die Nachwuchshoffnungen der
FDP: Henrietta, Sven und Malte (v.l.n.r.) von der
JuLiA Dresden.
Wie kamt ihr zwei zu den Liberalen? Hat der Wahl-O-Mat bei euch schon immer FDP angezeigt?
Henrietta: Anfangs fand ich die Grünen eigentlich auch ganz spannend, besonders umwelttechnisch. Aber die hatten zwar gute Ideen, haben sie dann jedoch ganz blöd umgesetzt. Sie wollten immer viel verbieten und dabei finde ich, dass Selbstbestimmung unglaublich wichtig ist. Diese Idee habe ich schließlich in keiner anderen Partei so gefunden, wie in der FDP.
Malte: Ich habe schon etwa in der 6. Klasse angefangen, mich generell für Politik zu interessieren. In den letzten vier Jahren habe ich mir die Regierungsarbeit etwas intensiver angeschaut und war überhaupt nicht zufrieden, so wie die meisten, die 2009 die FDP gewählt hatten.
War der Rausschmiss aus dem Bundestag für dich der Anstoß zum eigenen Mitgliedsantrag?
Malte: Ja. Die FDP ist die einzige Partei, die sich für Freiheit in allen Bereichen einsetzt und deshalb nicht aus dem politischen Spektrum verschwinden darf. Um das zu verhindern, wollte ich mich dafür selbst einsetzen.
Es heißt immer wieder, man wolle zurück zu den alten liberalen Werten. Aber welche sind das eigentlich?
Henrietta: Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung! Liberalismus bedeutet für mich, ich darf allein entscheiden, was ich mit meinem Leben mache. Das ist für mich super wichtig.
Sven: Mir geht es hier vor allem um den Leistungsgedanken, dass man sich selbst weiterbringen muss und für sein eigenes Schicksal verantwortlich ist.
Malte: Für mich ist es die Möglichkeit, nach dem persönlichen Glück zu streben. Was für einen Gotteskomplex muss man denn haben, um anderen zu sagen, wie sie glücklich werden! Das geht schon beim Partner los: Wenn jemand einen gleichgeschlechtlichen Partner heiraten will, ist das doch völlig okay.
In Zukunft wollen sie sich nicht mehr so
sehr an die CDU klammern.
Wie steht ihr zu dem viel beschimpften Neoliberalismus? Was ist das für euch?
Malte: Neoliberalismus ist, wenn der Staat als Akteur auftritt, den die Wirtschaft akzeptiert. Wäre die Wirtschaft ein Brettspiel, würde der Staat die Regeln und die Unternehmen die Spielzüge machen.
Henrietta: Neoliberalismus ist ein Unwort! Viele, die das Wort benutzen, wissen gar nicht, was dahinter steht und benutzen es deshalb leichtfertig. Ich weiß auch gar nicht, wann genau es passiert ist, dass die Liberalen nicht mehr als Kämpfer für die Freiheit, sondern als Reichen-Partei wahrgenommen wurden. Es ist mir völlig unverständlich, warum alle dieses falsche Bild von uns haben.
Was muss eurer Meinung nach jetzt schleunigst verändert werden, damit alles besser wird? Was war das Problem zur Bundestagswahl?
Henrietta: Ganz wichtig ist unser Image nach außen. Da gibt es eindeutig ein Kommunikationsproblem. An vielem von dem, was wir vertreten, ist nichts oder wenig auszusetzen, wenn es nur besser kommuniziert und richtig interpretiert würde.
Malte: Die Partei darf sich nicht so auf wirtschaftliche Themen einengen. Die sind wichtig, aber ebenso wichtig ist es, die Freiheit zu schützen und dafür auch weniger Sicherheit in Kauf zu nehmen. Es kann nicht sein, dass man den Bürger komplett unter Generalverdacht stellt. Klar, damit bringt man zur Zeit mehr die Grünen in Verbindung, als die FDP. Aber das sind ganz klar liberale Werte, die die FDP von Anfang an vertreten hat. Und mich hat besonders dieses Ketten an die CDU gestört. Der Liberalismus ist traditionell gegen die Konservativen gerichtet und eigentlich kein Mehrheitsbeschaffer für konservative Politik.
Seit der Bundestagswahl sind einige Monate vergangen. Wie geht ihr jetzt mit dem Rauswurf um?
Malte: Das kann man nur als Motivation sehen. Irgendwann ist das Thema gegessen und jetzt stehen neue Wahlen vor der Tür, zum Beispiel die Sächsischen Landtags- und Kommunalwahlen. Da ist für Selbstmitleid kein Platz.
Sven: Ich erinnere mich da immer an die Geschichte von der Maus im Milchglas, die die Milch solange trat, bis die zu Käse wurde und die Maus herausklettern konnte. Die trifft besonders jetzt auch auf die FDP zu.
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