Kinofeeling

Escobar – Paradise lost

Sonne. Strand. Surfen. Kolumbien. Man mixe das alles noch mit der ganz großen Liebe – et voila! Schon ergibt sich ein explosives Gemisch des absoluten Traumlebens. Warum sich das für den Tribute-von-Panem Star Josh Hutcherson allerdings ganz schön schnell ausgeträumt hat, hat sich SPIESSER-Praktikantin Stephanie für euch angesehen.

16. July 2015 - 11:26
SPIESSER-Autorin Kirschblütenrot.
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Kirschblütenrot Offline
Beigetreten: 18.06.2015

Worum geht's?

Im Jahre 1991 steht Kolumbien kurz vor dem Bürgerkrieg. Schuld daran ist der meist gehasste und zugleich meist bewunderte Drogenbaron des Landes: Pablo Escobar. Spender der Armen, liebevoller Familienvater – oder doch ein skrupelloser Gangster, dem jedes Mittel recht ist, um seine unmoralischen Geschäfte durchzusetzen? Genau diese Frage muss sich Nick stellen, nachdem er mit seinem Bruder Dylan und dessen Frau versucht, sich eine eigene Surfschule in Kolumbien aufzubauen. Schnell verliebt er sich in Maria – die ist allerdings die Nichte des gefürchteten Pablo Escobar.

Schon die ersten zehn Minuten des Film bringen euch eine folgenschwere Entscheidung näher: Pablo will sich dem Gericht stellen und muss vorher etwas in seiner Umgebung aufräumen. Nick bekommt die Aufgabe, einen Mord für ihn zu begehen. Verstrickt in immer tiefer reichende Machenschaften versucht er, alles zu beschützen, was er liebt. Ob das gut gehen kann?


Benicio Del Toro überzeugt als Bösewicht Pablo
Escobar. Foto: ©MikaCotellon, Pressematerial
AlamodeFilm
Wer spielt mit?

Publikumsliebling Josh Hutcherson als Nick hat leider auch diesmal keine Aussichten auf eine romantische, ruhige Beziehung. Seine Filmromanze Maria wird von Claudia Traisac verkörpert, mit welcher er seit Anfang dieses Jahres (hoffentlich ganz ohne Drogenbarone!) auch im realen Leben eine Beziehung hat. Apropos Drogenbaron: Die Figur des Pablo Escobar wird von Oscarpreisträger Benicio Del Toro gespielt.

Filmischer Augenschmaus?

Zack, Zack – und weg ist die Kamera. Ständige Perspektivenwechsel lassen den Zuschauer in der ersten Stunde erst mal etwas ratlos zurück. Gerade hat man noch den deutlich erschöpften Nick in einer Kirche sitzen sehen, plötzlich soll dieser selbst einen Menschen umbringen, während er im nächsten Moment mit der kolumbianischen Schönheit Maria liebäugelt. Doch alles gut: Nach einigen nervigen Was-ist-denn-jetzt-schon-wieder-passiert-Momenten findet man dann doch in den Film und fiebert ordentlich mit.

Kolumbien ist sehr schön in Szene gesetzt, die Beziehung des Patrons mit seiner Familie sowie die Romanze sind passend und ausdrucksstark inszeniert. Dabei nimmt die Liebesgeschichte um Nick und Maria nur einen kleineren Teil des Films ein. Der von Nick Überlebenskampf und die moralischen Entscheidungen, die er treffen muss, stehen im klar Vordergrund der Handlung.

Braucht man Taschentücher?

UNBEDINGT! Wer diese Warnung in den Wind schießt und am Ende mit nassem T- Shirt da sitzt, ist selbst schuld! Denn wer bei diesem Film eine lockere, feucht-fröhliche Romanze erwartet, wird bitter enttäuscht. Die Schicksale der Akteure wurden in knapp zwei Stunden Filmzeit so packend inszeniert, dass man wirklich ein ziemlich harter Brocken sein muss, um den Film ohne Taschentuch zu überstehen.

Mit wem angucken?

Am besten mit der Familie. Aufgrund der etwas ernsteren Thematik ist „Escobar“ kein Film für einen spaßigen Sommernachmittag mit den Best Buddies. Der Film eignet sich außerdem deutlich für die kühleren Abendstunden, da man den restlichen Tag mit Gedankenschleifen rund um die Thematik beschäftigt ist und somit nicht Gefahr läuft, einen schönen Sommernachmittag paralysiert zu verbringen.

Was macht man danach?

Sich dezent beim Beziehungspartner nach dem Beruf des Onkels erkundigen.

In 3 Worten:

Emotional. Erschreckend. Düster.

Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?

Der Film kommt auf der großen Leinwand natürlich besser zum Ausdruck, da es fantastische Schreckmomente gibt.

Mainstream oder Independent?

Independent. Moralische Zweideutigkeit, Einblicke hinter das große Universum des Drogengeschäftes und eine Liebesgeschichte ohne die typische Hollywood Traumwelt ergeben einen sehenswerten, atmosphärischen und zugleich untypischen Streifen mit glanzvollen Schauspieleinsätzen.

Escobar – Paradise lost

Regie: Andrea Di Stefano
Schauspieler: Josh Hutcherson, Benicio Del Toro, Brady Corbet, Claudia Traisac, Ana Girardot, Carlos Bardem, Laura Londoño
Kinostart: 09. Juli 2015
Länge: 114 Minuten

 

 

Text: Stephanie Schulze
Foto: ©MikaCotellon, Pressematerial AlamodeFilm

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