Schmökern

„Goodbye Bellmont“

Die meisten haben in der Schule schon mal Basketball gespielt. Was ist, wenn dieser Sport einem mehr bedeutet als langweilige Stunden bei nervigen Sportlehrern? Für den 18-jährigen Finley ist Basketball sein Leben – und das gerät vollkommen durcheinander. SPIESSER-Autorin Nicole hat „Goodbye Bellmont“ von Matthew Quick durchgelesen.

06. December 2015 - 12:27
SPIESSER-Autorin JillTaylor.
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JillTaylor Offline
Beigetreten: 30.01.2012

Worum geht's?

Der 18-jährige Finley, der nur noch ein Jahr Schule vor sich hat, wohnt in Bellmont. In diesem Ort regieren rivalisierende Gangs. Sein Großvater ist ein schwerbehinderter Alkoholiker, um den Finley sich kümmern muss, weil sein Vater viel arbeitet. Seine einzige Chance, diesen Ort jemals zu verlassen, ist Basketball. Er spielt so gut, dass er die Chance auf ein College-Stipendium bekommt.

Da wird er von seinem Trainer gebeten, sich um einen rätselhaften Jungen namens Russ zu kümmern, der auch noch viel besseren Basketball spielen kann. Doch dann wird Finley neugierig. Warum möchte der Trainer, dass er sich um Russ kümmert? Und warum behauptet er, „Boy21“ zu sein und aus dem Weltall zu stammen?

Wer steckt dahinter?

Matthew Quick ist ein gelernter Englischlehrer, der seinen Job irgendwann aufgab, viel reiste und dann den Mut fasste, das zu machen, was er immer schon machen wollte: hauptberuflicher Schriftsteller sein. Sein Debüt, „Silver Linings“, schlug gleich voll ein: Die Verfilmung bekam einen Golden Globe und acht Oscarnominierungen. „Goodbye Bellmont“ wird auf seiner Homepage als „bewegender Roman über Hoffnung, Erholung und Erlösung“ verstanden – und das ist er im Grunde auch. Matthew Quick schreibt häufig über Menschen, die mit dem Leben ihre Schwierigkeiten haben, was vielleicht daran liegt mag, dass er selbst unter Depressionen litt.

Kurz und knapp oder dicker Schinken?

Mit 255 Seiten ist „Goodbye Bellmont“ nicht dick, allerdings kommt es einem vor, als wäre das Werk sehr komprimiert. Es ist sehr gut geschrieben, weswegen man es in anderthalb Stunden weg lesen kann, aber den Inhalt steckt man nicht so eben weg.

Für die Bahn, den Sessel oder den Pausenhof?

Am ehesten noch für den Sessel. Die Perspektivlosigkeit in diesem kleinen US-amerikanischen Ort kann einem schon zu schaffen machen – und wer will dann schon, dass die Mitreisenden oder Klassenkameraden das eigene deprimierte Gesicht sehen? Der beste Ort zum Lesen wäre aber vermutlich ein alter Basketballplatz. Nur das wird dem Buch wirklich gerecht.

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie schwer ist es, das Buch wegzulegen?

5. Das Buch ist sehr gut geschrieben, trotzdem fällt es relativ leicht, das Buch wegzulegen, wenn man düstere Geschichten nicht gut verträgt.

Goodbye Bellmont

Autor: Matthew Quick
Verlag: dtv
Veröffentlichung: 23. Oktober 2015
Seitenzahl: 256

Wem borgt man es nach dem Lesen als erstes?

Vielleicht könnte man es dem Basketball spielenden Kumpel geben, der nachvollziehen kann, warum Sport manchen Menschen so wichtig ist. Oder der besten Freundin, die mal Soziologie studieren möchte und sich für soziale Konflikte interessiert.

Lieblingszitat:

„Es ist schön, mit Russ zusammen zu sein – nach allem, was passiert ist. Irgendwie können wir so tun, als wären wir immer noch Kinder – und ich frage mich, ob wir deshalb auch gerne Kinderbücher wie Harry Potter lesen, keine Ahnung. Ich bin froh, dass Russ gekommen ist. Ich bin froh, dass er einen Sternenhimmel für mich geschaffen hat.“ (S. 131)

In drei Worten:

Rätselhaft, ereignisreich, düster

 

Text : Nicole Prehn
Teaserfoto: Claudia Wehner

 

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