Ihr könnt aufhören dumme Sachen zu sagen, wir haben bereits jetzt einen klaren Sieger zum Unwort des Jahres. Oberbegriff für Kalendersprüche im Lifestyle-Kontext mit verschnörkelten Schriften und Yogaposen und im selben Atemzug Schlüsselwort jeder Benchmark- und Pitch-Veranstaltung von allen über den großen Teich schielenden Wirtschaftsunternehmen ist: Mindset!
16. August 2019 - 10:46 SPIESSER-Autor Der Mann den Sie Pfirsich Nannten.
Die Veränderung von normalem Gelaber über pseudowissenschaftliche Lebensweisheiten hin zum Mindset hat der Deutschrapper und Alpha-Alpha Felix „Kollegah“ Blume anschaulich verkörpert. Vor zehn Jahren noch cool und smart, wenn auch etwas drüber, ist es heute nur noch angsterregender Wahnsinn.
Doch von vorn: Wie hat es das Wort „Mindset“ so weit gebracht? Der wichtigste Schritt ist natürlich eine möglichst weiche und daher universell verwendbare Definition: Mindset beschreibt die Mentalität einer Person, wie er oder sie im Grundsatz eingestellt ist und denkt. Die Ratgeberschmökerei für das richtige Mindset ist quasi das Fitnessarmband fürs Hirn: hochgestochene Weisheiten mit zweifelhafter Datengrundlage und enormem Potential für Scharlatanerei. Kunden, die Mindset interessant finden, kauften auch Selfawareness.
Das Phänomen dahinter resultiert in der wachsenden Anzahl der Berufsgruppe der Life/Mental/Business/Alles-Coaches, die einer sich immer mehr um sich selbst drehenden Menschheit den roten Faden für den Sinn im Leben strickt. An dieser Stelle volles Verständnis für Hilfestellungen im Leben. Aber während die Kapazität an studierten Kräften für psychologische Beratung ausgelastet ist, tummeln sich in der Nische viele Schnellkursabsolventen und Laien, die nur über ein Profi-Mindset verfügen, denn nennen kann sich erstmal jede und jeder so.
Es gibt offensichtlich ein enormes Bedürfnis nach dem guten alten Orakel. Man werfe Geld hinein, nun erleuchte man mich. Natürlich offenbart sich die Komplexität unserer Welt im Alltag zunehmend. Bei den vielen Möglichkeiten wächst die Sehnsucht, jemand Außenstehendes oder einen Algorithmus den richtigen Weg für sich selbst finden zu lassen. Auch weil man sich damit elegant aus der Verantwortung stehlen kann. Früher wurden dann bei AstroTV Energiesteine gekauft, um das Gefühl, man hätte das Leben im Griff, gegen Geld zu erzeugen. Und davor war es der Ablasshandel beim Geistlichen um die Ecke für den Weg ins Paradies. Im Gegensatz zu der geschichtlichen Überlieferung für mich keine hinterlistigen Betrüger, sondern einfach nur Leute mit ausgeprägtem Business-Mindset, ihrer Zeit voraus.
Das Gute: Wir wissen inzwischen, dass es eher weniger mit verwunschenen Objekten zu tun hat, sondern eher an uns selbst liegt, ob wir das Leben im Griff haben. Noch besser: Es braucht dafür auch keine Erfolgspräambel, keine morgendlichen „Ich bin eine starke Persönlichkeit, die alles schaffen kann“-Zurufe an sein eigenes Spiegelbild und vor allem keine überteuerten Seminare, Bücher und Workshops, die den Drang befriedigen durch etwas Außenstehendes sich selbst zu bestimmen. Mentale Homöopathie. Zehn Mal schwungvoll mit dem Kopf gegen den Nachttisch potenziert es sicher.
Über euch nachdenken, das schafft ihr auch so, legt das Smartphone mit dem „Aufstehen“-Video von Kollegah oder das Buch von Dirk Kreuter einfach mal weg während der Bahnfahrt und lasst euch auf das ein, was auch ohne bezahlte Unterstützung von geldgeilen Orakeln kommt: eure Gedanken. Denn mehr ist das Mindset auch nicht, nur dass es klingt wie etwas, was man in seiner Wunschfarbe online bestellen kann.
Abschließend sei erwähnt, dass das Wort selbst natürlich schon etliche Jahre herumgeistert, aber gerade erlebt es einen Hype, da wir mit Insta-Stories uns selbst immer mehr als öffentliche Person wahrnehmen und für Marketing für unser Ich empfänglich sind. „Krise der Gleichheit“ nennt Soziologe Christoph Kucklick in seinem Buch „Die granulare Gesellschaft“ das Phänomen als Schattenseite in einem Alltag, in dem alles individuell zugeschnitten wird.
Text: Christian Schneider
Teaserbild: Photo by sydney Rae on Unsplash
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