Der neue Kunstfilm nimmt euch mit auf eine 4.000 Meilen lange Zugreise durch den Ozean der modernen Kreativität. Klingt öde? Quatsch! Der Film schafft es selbst echte Kunstbanausen in eine Welt des Staunens versetzen. Warum, das verrät euch SPIESSER-Praktikantin (und ab sofort Kunstliebhaberin!) Stephanie.
17. July 2015 - 14:21 SPIESSER-Autorin Kirschblütenrot.
62 Minuten lang nur öde Kunstbegriffe und Zuglandschaften, die Kunst ergeben sollen? Gähn! Das ist zumindest meine Vorstellung, als ich den Playbutton für Station to Station drücke. 62 Kurzfilme später habe ich sämtliche Vorurteile über den Haufen geworfen.
Doch von Anfang an: Station to Station beschreibt einen Prozess, der schwer in Worte zu fassen ist. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten fährt ein Zug 23 Tage lang 4.000 Meilen durch die Landschaften der USA. An den wichtigsten Stationen hält der Zug an, und an diesen Stationen wird je eine eigene, beeindruckende Performance kreiert, ein sogenanntes Happening. Jedes dieser „Happenings“ nimmt eine Minute im Film ein. Spätestens jetzt fängt es im Schülerhirn an zu rattern: Happening... da war doch etwas...
Genau! Die Begriffe „Happening“, „Fluxus“ und „Aktionskunst“ dürfte wohl jeder schon mal gehört haben. Der Künstler performt etwas und bezieht sein Publikum dabei mit ein. Im Film sind das beispielsweise zwei tanzende Frauen oder ein Ball, der über eine weiße Fläche rollt und schwarze Striche hinterlässt.
All diese Stationen liefern euch beeindruckende Einblicke in die internationale Kunstszene, welche man mit einer unglaublichen Intensität aufzusaugen beginnt. Doch die Frage „Was ist Kunst?“, muss am Ende des Films jeder selbst für sich beantworten. Zumindest ich weiß nach Station to Station: Kunst ist überall und so einzigartig wie das Leben selbst.
Im Film darf man keine Hollywoodlegenden erwarten. Der Regisseur Doug Aitken stellt viel mehr Newcomer der Kunstszene vor und natürlich Menschen kreuz und quer durch die USA, vom Normalo-Hipster bis zum Zugingenieur.
Filmischer Augenschmaus?
Selten wurden Bilder beeindruckender inszeniert, finde ich. Zugegeben, der Übergang zwischen den insgesamt 62 Kurzfilmen, die jeweils 60 Sekunden dauern, ist mal mehr und mal weniger flüssig gelungen. Dafür wird intensiv mit Farbe und Musik gearbeitet, die ein stimmiges Gesamtbild erschaffen. So krass wie es klingt ist es auch, denn die Atmosphäre reißt euch ganz schnell in eine beeindruckenden Kunstrausch, aus dem man nicht mehr aufwachen will.
Braucht man Taschentücher?
Es gibt sicher Menschen, die können beim Anblick von Zügen und glücklichen Menschen weinen. Wenn ihr aber nicht zu dieser Sorte Mensch gehört, müsst ihr euer Taschentuchsortiment nicht aufstocken.
Für all die Individualisten unter euch ist mit „Station to Station“ der ideale Film gefunden, der sich perfekt dafür eignet, ihn allein zu genießen. Und das hat man auch bitter nötig, denn nervige Kommentare vom Sitznachbarn würden die Atmosphäre bloß zerstören.
Was macht man danach?
Wer noch nie in Amerika gewesen ist, plant wahrscheinlich gleich begeistert seine eigene Zugreise quer durch Amerika. Und auf jeden Fall recherchiert man etwas genauer zur intrenationalen Kunstszene.
In 3 Worten:
Einzigartig, künstlerisch, ausdrucksstark.
Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?
Beeindruckender sind die fantastischen Szenen und eingängigen Bässe auf jeden Fall auf der großen Leinwand. Wen es doch vor den kleinen Bildschirm verschlägt, der sollte unbedingt Kopfhörer einstöpseln! Die machen das Musikerlebnis noch intensiver.
Mainstream oder Independent?
Ganz klar Independent. „Station to Station“ gehört ganz sicher nicht zu den Filmen, die in den großen Kinos rauf und runter gespielt werden. Das sollte euch aber auf keinen Fall davon abhalten, mal in das Programmkino um die Ecke zu gehen. Angucken lohnt sich! Weckt den Spiesser in euch!
Station to Station – A high speed modern roadtrip
Regie: Doug Aitken Schauspieler: Beck, Jackson Browne, Thurston Moore, Patti Smith, Ed Ruscha, Doug Aitken, Giorgio Moroder u.v.a. Kinostart: 16. Juli 2015 Länge: 62 Minuten
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