Kinofeeling

Unser letzter Sommer

Schüsse über Schüsse, Granaten und Raketen… – das ist es, was man von einem klassischen Kriefgsfilm erwartet. Doch das Drama „Unser letzter Sommer“ erzählt eine andere Geschichte: Der Film handelt von dem Leben der Menschen, außerhalb des Schlachtfeldes, wo alles möglichst normal ablaufen soll. SPIESSER-Autor Fabian hat den Film für euch gesehen.

27. October 2015 - 12:05
SPIESSER-Autor Wolfanoro.
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Wolfanoro Offline
Beigetreten: 02.09.2015

Worum geht's?

Der Film spielt zu Zeiten des 2. Weltkrieges – genauer gesagt im Sommer 1943. Der junge Romek ist Heizer auf einer Rangierlok, sein Traum ist es später einmal als Lokomotivführer zu arbeiten. Romek ist verliebt in Franka, die Tochter eines Bauern. Seine Liebe wird jedoch nicht erwidert: Franka nämlich arbeitet als Küchenhilfe im deutschen Gendarmerieposten und interessiert sich nur für Guido, einen Soldaten des Deutschen Reiches. Dieser ist, wegen seiner Liebe zur Jazz-Musik nach Ostpolen strafversetzt worden – und genau diese Musik verbindet ihn auch mit Franka und Romek.

Eines Tages findet Romek auf seinem Weg zur Arbeit zufällig ein verletztes Mädchen. Bunia ist Jüdin und auf der Flucht. Romek versorgt ihre Wunde am Rücken und gibt ihr etwas Brot. Die beiden kommen bei einem Freund von Guido unter. Doch Guido ist eigentlich gemeinsam mit seinen Kameraden dafür zuständig ist Flüchtlinge aufzuspüren. Ob das alles gut gehen kann?

Wer spielt mit?

Franka und Romek genießen den Sommer.
Foto: © Robert Palka

In der Rolle des Guido spielt Jonas Nay (Wir sind jung. Wir sind stark., 2014). Aktuell dürfte Jonas vor allem durch die Serie "Deutschland 83" bekannt sein, in der er die Hauptrolle übernommen hat. Auf der Berlinale hat die Serie sehr viel Lob bekommen und wurde sogar schon in Amerika ausgestrahlt.

Die Rolle des Romek hat der bisher eher unbekannte Schauspieler Filip Piotrowicz ergattert und Franka wird von Urszula Bogucka gespielt. Buniawird von Maria Semotiuk verkörpert.

Filmischer Augenschmaus?

Durch die authentischen Kulissen in Sachsen und Polen, ist der Film ein wahrer Augenschmaus und sehr realistisch Umgesetzt. Doch ohne die guten Schauspieler wäre der Film nicht einmal halb so schön. Anschauen lohnt sich auch schon wegen dem geschichtlichen Hintergrund des Films – schließlich ist der 2.Weltkrieg ein wichtiger Teil der Deutschen Geschichte.

Braucht man Taschentücher?

Trotz des tragischen Hintergrundes, des 2.Weltkrieges, braucht man keine Taschentücher, da das Thema doch sehr diskret behandelt und nicht in seiner ganzen Brutalität gezeigt wird. Um den Zuschauer nicht um seine Emotionen zu erpressen, hat der Regisseur übrigens bewusst auf Hintergrundmusik verzichtet – nur an zwei Stellen im Film wird welche eingespielt. Ein interessantes Konzept, dass den Zuschauer erstaunlich gut in das Geschehen des Films eintauchen lässt.

Mit wem angucken?

Ein Film für das erste Date oder eine Party ist „Unser letzter Sommer“ eher nicht, da es bei weitem kein lustiger Film ist – es sei denn natürlich ihr und eure Flamme seid Geschichtsfanatiker und tarnt das Date als „Recherche“.

Was macht man danach?

Danach kann man noch gemütlich etwas essen und sich den Film etwas durch den Kopf gehen lassen. Wenn das nicht klappt kann man sich zu Hause auf die Couch werfen, den Laptop schnappen und das Internet nach weiteren Infos über den 2. Weltkrieg durchforsten.

SPIESSER-Praktinant Fabian hat übrigens auch ein Interview mit dem Schauspieler Jonas nay geführt und mit ihm über seine Karriere, Musik und Geschichte gesprochen. das Interview gibt's hier.
In 3 Worten:

informativ, sehenswert, lehrreich

Große Leinwand oder kleiner Bildschirm?

Solange man sich auf den Film konzentrieren kann, ist es egal, ob große Leinwand oder kleiner Bildschirm. Jedoch denke ich, kommen einige Details im Kino auf der großen Leinwand besser hervor, als auf dem kleinem Bildschirm.

Mainstream oder Independent?

„Unser letzter Sommer“ ist wohl leider eher ein Independent-Film, der nicht die breite Masse anspricht. Das allerdings sollte euch auf keinen Fall davon abhalten, ihn zu sehen. Denn mal ehrlich: Ein Film, den die Deutsche Film- und Medienbewertung mit dem Prädikat "besonders wertvoll" auszeichnet, sollte wirklich jeder gesehen haben.

UNSER LETZTER SOMMER

Regie: Michal Rogalski
Schauspieler: Jonas Nay, Filip Piotrowicz, Urzula Bogucka, Maria Semotiuk, André Hennicke, Gerdy Zint, Steffen Scheumann
Kinostart: 22. Oktober 2015
Länge: 100 Minuten
Genre: Drama
FSK: ab 12 Jahren
 

Text: Fabian Schumann
Teaser-Foto: © Alexander Janetzko

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