Die beiden Autoren kommentieren in den nächsten Wochen Wahlkampfveranstaltungen der verschiedenen Parteien, bewerten Wahlplakate, quetschen Leute auf der Straße über ihre politischen Vorlieben aus und stellen ihr Wunsch-Wahlprogramm auf.
Diese Station im Wahlkampfdschungel: 28. August. Auftritt von Frank-Walter Steinmeier, SPD.
Nicht ganz so souverän, wie auf diesem Pressebild: Frank-Walter Steinmeier. Foto: SPD
Holm: Frank Walter Steinmeier scheint hier nicht angetreten zu sein, um seine Inhalte vorzustellen. Vielmehr versucht er, seinen „Genossen und Genossinnen, Freunden und Freundinnen“ Mut zu machen, dass die SPD wieder aus dem Tief herauskommt: „Das Land braucht sie!“ „Es sind schwere Jahre vor denen wir stehen, aber da ist etwas in Bewegung!“ „Entscheiden werden die Wählerinnen und Wähler! Und ich sehe eine starke SPD!“ Und so weiter und so fort. Zwei „inhaltliche“ Punkte: Die Wirtschaft solle sich ändern und die Krise darf sich nicht wiederholen! Da wundert es einen kaum noch, dass die SPD so tief in der Krise steckt.
Anne: „Liebe Genossen und Genossinnen“, wir befinden uns in der schlimmsten Krise der Nachkriegszeit. Aber mit der verschuldeten und verrotteten SPD, so verhaspelte sich Herr Steinmeier selbst als er die NPD benennen wollte, gelingt der Aufstieg aus dem Krisental. Hoffentlich ist Frank Walter ein besserer Kletterer als Redner. Er ist nervös, verspricht sich häufig und schwafelt. Es lassen sich Ziele wie die Aufhebung der Ost-West-Spaltung, die Umsetzung des Slogans „Leistung muss sich lohnen“ und die Begrenzung der Managergehälter erahnen. Herr Steinmeier fühlt sichtlich unwohl unter der weißen Zeltplane, aber wir werden trotzdem „seine lieben Freunde“.
Holm: „Frau Merkel ist unehrlich! Und wer nicht gestalten will in diesem Land, der braucht auch nicht regieren!“ Aber die schönste war in der Tat die gegen seine eigene Partei: „Halten sie diese veraltete und verrottete SPD aus dem Landtag heraus! Ääääh, ich meine NPD!“ Schimmert da so etwas wie Selbstkritik durch?
Anne: Die versteckten Angriffe auf die Nebenbuhler bleiben allgemein und gehaltlos wie die Rede: Wer nicht gestalten will, muss auch nicht regieren. Die Leute, die uns in die Krise geführt haben, können nicht den Ausweg kennen. Die Union macht Theater im Bundetag und ihre Politik entspricht einem aufgeführten Stück. Herr Steinmeier nennt es: „Bloß nicht auffallen!“ und beweist damit wahnsinnigen Schöpfergeist.
Holm: Langweilig. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, dunkelrote Krawatte. Eben so wie Steinmeier immer aussieht. Dass er ständig seine Hand in die Tasche steckt, finde ich aber weniger schön. Note 3-
Anne: Wie immer. Weißes Hemd, schwarzer Anzug und natürlich die parteigemäße rote Krawatte. Wer nicht wagt… Note:3
Wie oft kam das Wort Bildung vor?
Holm: Erstaunlich! Frank Walter Steinmeier sagt es nicht ein einziges Mal. Genauso oft erwähnt er seinen grandiosen „Deutschlandplan“ mit dem er Millionen Arbeitsplätze schaffen will. Das finde ich wirklich beachtlich. Zumal der Vorredner noch ankündigte, das „Frank sicher gleich einiges zu seinem Deutschlandplan sagen wird.“
Anne: Für ihn scheint gute Schulbildung eine Selbstverständlichkeit zu sein: kein Mal erwähnt.
Reaktion des Publikums
Holm: Das Publikum war voll auf den Spitzenkandidaten eingestimmt. Trotz wirklich schlechter Organisation und 300 Leuten zu viel im Zelt, sind alle der Meinung dass hier alles großartig läuft und der „Chef“ eine gute Figur macht. Die Leute klatschen und jubeln schon immer viel zu früh, während der Spitzenkandidat noch redet.
Anne: Popstar oder Politiker? Begrüßen wir jetzt wirklich unseren Außenminister oder doch den Gewinner von DSDS? So ganz sicher war ich mir da nicht, als die Menschen eine Gasse bildeten und Herr Steinmeier umringt von 10 Bodyguards zur Bühne schritt. Bevor er mit den Mundwinkeln zuckte, wurde seine Anwesenheit mit fünfminütigem Klatschregen geehrt. Zwischenzeitlich übertönten die lachenden Kinder von der SPD-Hüpfburg die leeren Worte von Herrn Steinmeier. Am Ende siegte der Hype.
Holm: Steinmeier lenkt ab von seinen Inhalten, wozu hat er denn den Deutschlandplan, und spricht am Abend fünf Mal davon dass er die Rechten raus haben will. Jedesmal unter lautem Jubel. Ist ja sehr richtig, im Übrigen möchte das jede demokratische Partei, einmal reicht aber auch. Die Rede scheint auswendig gelernt und wie abgelesen. Vorher war ich der festen Überzeugung: Ich wähle SPD. Nun bin ich mir da sehr sehr unsicher. „Und damit komme ich zum Schluss.“, sagt der sehr blass gebliebene Steinmeier. Besser ist es. Wählen: Eher nicht.
Anne: „Die Wahlergebnisse vom 27. September werden andere sein als die Umfragewerte von heute.“: sprach Herr Steinmeier und da vertrau ich ihm blind. Das Niveau seiner Rede war im Keller meiner Zumutbarkeit. Parteimitglieder der Jusos versuchten mein Parteibild zu positiveren. Ihrer Meinung nach ist er ein Mann der Tat, aber auch die muss doch sprachlich organisiert werden. SPD: Nein, Steinmeier: NEIN!
Anne hat das Publikum interviewt und gefragt, warum sie da sind...
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