Schmökern

Offen für andere Perspektiven

Er geht dahin, wo es Probleme gibt. Seine Geschichten spielen heute, seine Bücher greifen die schwierigsten Themen auf. Wir haben mit dem amerikanischen Autor Morton Rhue („Die Welle“) über sein neues Buch „Dschihad Online“, jugendliche Attentäter und die Macht des Internets gesprochen.

02. September 2016 - 10:53
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

Mr. Rhue, steckt in Ihnen irgendwo ein kleiner Spießer?

M. Rhue: Oh ja, denn ich glaube an die goldene Regel: Tu anderen nichts an, das du selbst nicht von ihnen zurückbekommen willst.

Der Autor Morton Rhue

Morton Rhue wurde 1950 in New York geboren. Neben seiner journalistischen Tätigkeit schrieb er zahlreiche Kinder- und Jugendromane und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Sein erster ins Deutsche übersetzter Roman „Die Welle“ hat sich millionenfach verkauft, wurde vielfach ausgezeichnet und erfolgreich verfilmt (2008, u.a. mit Jürgen Vogel und Frederick Lau). Heute arbeitet Rhue ausschließlich als Kinder- und Jugendbuchautor.

„Dschihad Online“ handelt von einem amerikanischen Bruderpaar mit bosnischen Wurzeln, das sich von radikalen Islamisten verführen lässt. Warum ist es wichtig, die zunehmende Radikalisierung Jugendlicher zu behandeln?

M. Rhue: Junge Leute sind leicht zu beindrucken und neigen zu Extremen. Ich fürchte, das macht sie zu leichten Opfern für Radikale, die terroristischen Nachwuchs suchen.

Gab es ein Schlüsselerlebnis für die Recherche zu „Dschihad Online“?

M. Rhue: Im April 2013 gab es diesen Terror-Anschlag auf den Boston-Marathon. Die Täter waren kirgisische Brüder, lebten aber lange in den USA. Heute weiß man, dass der jüngere anerkannt und beliebt war. Hätte sein Bruder ihn nicht beeinflusst, würde er jetzt vielleicht nicht in einem Bundesgefängnis seine Hinrichtung erwarten.

Was macht junge Leute für islamistische Propaganda empfänglich?

M. Rhue: Ich vermute, dass Jugendliche für viele unterschiedliche Einflüsse anfällig sind. Besonders, wenn sie sich unwohl in ihrer Haut fühlen oder unzufrieden sind. Extremisten haben das offenbar erkannt.

Wie kann man sich dagegen schützen?

M. Rhue: Ich denke, man sollte sich immer erinnern, dass nicht alles, was man sieht und hört, gleich Wahrheit und Realität. Gerade das Internet ist voll von Gutem und Bösem, von hilfreichen und falschen Informationen.

In diesem SPIESSER geht es um Gerechtigkeit. Wie können Bücher dazu beitragen, die Welt gerechter zu machen?

M. Rhue: Bücher helfen, unsere Sicht auf die Welt zu erweitern und offen für andere Perspektiven zu sein. Das bedeutet nicht, dass wir mit allem einverstanden sein müssen, vor allem, wenn jemand für Terror oder Mord eintritt. Aber die Fähigkeit, den anderen und seine Bedürfnisse zu verstehen, kann zum Kompromiss und folglich zu gerechtem Handeln führen.

Ob „Dschihad Online“ ein gutes Buch ist? SPIESSER-Autor Paul hat es für euch durchgeschmökert.

Außerdem verlosen wir drei Exemplare! Schaut einfach mal HIER nach!

Teaserbild: Lena Schulze
Autorenfoto: Ravensburger Verlag

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