SPIESSER unterwegs

Der etwas andere Sommerurlaub

Meer, herzliche Menschen und das eine oder andere Malheur – SPIESSER-Autorin Morena hat einen aufregenden Sommerurlaub hinter sich. Für euch lässt sie die Zeit nochmal Revue passieren und verrät, warum so ein kleiner zweiwöchiger Urlaub manchmal ganz schön viel Planung beanspruchen kann.

02. September 2016 - 10:45
SPIESSER-Autorin Morena.
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Morena Offline
Beigetreten: 15.01.2016

Es ist Montagnachmittag und ich sitze im Krankenhaus, denn mein Bruder Arian hat sich bei einem Sturz verletzt. Während ich im tristen Warteraum sitze und den typischen Krankenhausgeruch einatme, schweifen meine Gedanken ab. Da ich wegen meines Rollstuhles alles im Voraus planen muss, war an eine spontane Reise nicht zu denken. Und so fing ich bereits zwei Monate zuvor mit der Planung an.

Nachdem wir unsere Reiseziele Bonn, Würzburg und Murnau festgelegt hatten, mussten wir nur noch eine Stadt im Norden finden, denn Arian und ich lieben beide das Meer. Nach kurzer Suche habe ich einen rollstuhlgerechten Strand gefunden: In Tossens gibt es so genannte Wattmobile, mit denen man als Rollstuhlfahrer aufs Watt kann. Die Unterkünfte waren mit Couchsurfing, Zeltplatz und Jugendherberge auch fix geregelt. Um einiges zeitintensiver war dagegen die Suche nach passenden Pflegediensten für mich.


Morena und ihr Bruder Arian in Köln.

Oft bekam ich die Rückmeldung, dass der Pflegedienst nur für einen bestimmten Bereich zuständig sei oder keine Kapazitäten mehr frei wären. Zum Glück bin ich aber noch fündig geworden. Die Planungszeit hat mir echt sehr viel abverlangt. Ich war sogar ein paar Mal kurz davor, alles hinzuwerfen. Es ist mühsam, alles so genau vorauszuplanen. Dass Würzburg beispielsweise keinen Behindertenstadtplan hat, erschwerte die Planung zusätzlich. Wir waren mit der Bahn unterwegs, was für mich bedeutet, jede Fahrt vorab anmelden und genehmigen zu lassen.

Und trotz intensiver Planung gab es eine Panne: Die Bahn hat ganz neue Züge, deren Rampen jedoch nur ausgeklappt werden können, wenn der Bahnsteig gleich hoch oder niedriger als der Zug ist. Wir haben leider einen höheren Bahnsteig erwischt – und ich kam nicht aus dem Zug. Glücklicherweise fanden sich vier hilfsbereite Leute, die meinen über 150 Kilogramm schweren Rollstuhl aus dem Zug trugen.

Reisen ist so schön

Auch wenn wir jetzt im Krankenhaus gelandet sind, bin ich unglaublich froh, dass wir die Reise durchgezogen haben. Gestern um die Zeit waren Arian und ich noch in der Residenz in Würzburg. Ein Raum hat uns dort besonders beeindruckt, er hat unheimlich hohe mit weißem Stuck verzierte Wände. Durch die Höhe des Raumes habe ich mich richtig frei gefühlt. Alle Personen in diesem Raum haben wie von selbst leiser gesprochen, fast geflüstert. Und der Hofgarten mit den wunderschön rot blühenden Rosen, den vielen bunten Blumen und den akkurat gestutzten Bäumen lädt geradezu zum Verweilen ein. Das ist ein Ort, an dem man wirklich zur Ruhe kommen kann!


Wenn Arian fotografiert, muss Morena eben
das Gepäck halten...

Auch im Norden haben wir die Seele baumeln lassen, unter anderem bei der Wattwanderung. Fasziniert haben wir nachher beobachtet, wie schnell die Flut das Watt zurückerobert. Dort am Wasser haben wir an nichts mehr gedacht und uns frei gefühlt. Unwillkürlich muss ich lächeln und spüre sogleich wieder den Nordseewind an meiner Nase.

Ja, es war wirklich ein toller Urlaub – auch was unsere Schlafplätze betrifft. Durchs Couchsurfen haben wir wildfremde Menschen kennengelernt und wurden immer herzlich empfangen. Mit unserer Bonner Gastfamilie waren wir zum Beispiel auf der Rockaue, einem Musikfestival. Es war ein herrlich sonniger Tag mit toller Musik!

Plötzlich knallt eine Tür und reißt mich aus meinen Gedanken. Arian kommt aus
dem Behandlungszimmer – mit Krücken. „Bänderverletzung, Blutungen im Fuß, ich muss liegen“, sagt er knapp. Sofort wird mir klar, das ist das Ende unserer Reise. Tausende Gedanken fliegen in meinem Kopf herum – ich muss zur Bahn, alle Züge umbuchen und die Einstiegshilfen anmelden. Dem Zeltplatzbetreiber in Murnau muss ich auch absagen. Am Ende ist es eben wie immer: Man kann noch so gut planen, irgendwas Unerwartetes passiert immer. Aber genau das macht das Reisen auch spannend!

Text: Morena Eckert
Bilder: Morena & Arian Eckert

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