SPIESSER unterwegs

Die letzten Tage im Regenwald

Ich packe meine Sachen zusammen. Mein Gepäck ist geschrumpft. Isomatte, Regenponcho, Duschgel und einige Kleidungsstücke sind bei den BaAka geblieben.

25. November 2009 - 14:19
SPIESSER-Autorin sille248.
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sille248 Offline
Beigetreten: 01.09.2009

12. November. Wir brechen auf. Schweren Herzens verabschieden wir uns von Elefantenforscherin Andrea.

WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.

Während unserer Wanderung durch den Regenwald zeigt uns einer der Ökoguards den Lockruf für einen Duiker (kleine Antilope). Ein Tier reagiert auf den Ruf und kommt näher. Es verschwindet aber sofort wieder im Dickicht, als es unsere Gruppe sieht.

Ich habe mittlerweile schlimme Blasen an den Füßen.  Dabei sind wir erst den fünften Tag hier und die Füße sind das wichtigste Körperteil hier im Dschungel.

Kurz vor der Ankunft bei unserem nächsten Lagerplatz, der Mongambe Bai, bitten wir unseren Tracker Azobe, der dem Stamm der BaAka angehört, in seinem Tempo durch den Wald zu laufen, denn wir wollen schhnell ankommen. Gesagt getan. Azobe geht los. Wir müssen schon fast rennen, um ihm folgen zu können. Ich stolpere mehrere Male. Azobe nicht einmal, obwohl er sich auch noch orientieren muss. Die Sonne hilft im dabei genauso, wie Äste, die er in eine bestimmte Richtung abknickt. Es ist erstaunlich, dass er sich nicht einmal verläuft, obwohl alles hier irgendwie gleich aussieht.

Die Luft steht. Kein einziger Windzug dringt durch die Bäume. Auch am Rande der Lichtung ist es windstill und heiß.
Wir sehen eine weite Graslandschaft vor uns, umsäumt von dem satten Grün des Urwaldes.
Weit und breit hört man nur die Insekten. Kein anderes Tier scheint auf der Bai zu sein.

Auch hier gibt es wieder eine Plattform. Anders als bei der Dzanga Bai ist diese jedoch nicht gut in Schuss. Mongambe ist zu weit entfernt für Touristen und Forscher. Es ist ein langer und beschwerlicher Weg.

Als wir die Plattform betreten, stürzen sich hunderte von kleinen Schweißfliegen auf uns. Sie schwirren überall um uns herum. Sie sitzen in den Ohren, der Nase, am Mund, einfach überall. Eine halbe Stunde richten wir unser Nachtlager ein und waschen uns im Bach, der über die Lichtung fließt. Doch die Fliegen kommen durch die Mosiktonetze und belästigen uns immer noch. Wir flüchten in den Wald und lassen fast alle Plagegeister auf der Lichtung zurück.

Im Urwald lehnen wir uns an einen Baumstamm und lauschen den wundervollen Klängen des Dschungels. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön es ist, keine Motorenklänge hören zu müssen, egal wo man hingeht. Manchmal denke ich, dass eine Propellermaschine in der Nähe sein muss, doch dann schau ich in den Himmel und sehe große Nashornvögel, die durch die Lüfte ziehen.

Gegen 16 Uhr sind alle Fliegen aufgrund der Temperatur von der Plattform verschwunden. Einige Sitatungas (Sumpfantilopen) durchstreifen die Bai. Die Elefanten lassen erst kurz vor Einbruch der Dämmerung von sich hören. Allerdings scheinen sie noch weit entfernt zu sein.

Das Licht wird schwächer und am anderen Ende der Bai tauchen dunkle große Schatten auf: Elefanten, endlich.
Sie scheinen uns zu hören oder zu riechen, denn die Gruppe von circa drei Elefanten bewahrt einen großen Abstand zur Plattform. Sie sind einfach zu weit weg, um sie gut beobachten zu können. Ihre Laute hören wir aber klar und deutlich.

Mittlerweile ist es stockfinster. Die Geräuschkulisse des Dschungels steigt. Affenschreie dringen durch die Nacht, ein wütender Elefant ist zu hören. Ich liege nur da und lausche. Je genauer man hinhört, desto mehr Tiere kann man hören und der Geräuschquelle eine grobe Richtung zuordnen.

 

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit WWF


  @wwf

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  • Eine Wahnsinnserfahrung so was würde mich auch reizen

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