Maria ist zurzeit mit dem YFU in Estland. Dort macht sie ein Schülerauslandsjahr. Regelmäßig schreibt sie, was sie erlebt.
Kleiner Schock am Anfang
Als ich am ersten Januar den Stand meines Handyguthabens kontrollierte, bekam ich erstmal einen Schock: „Was?! Nur noch vier Kronen und ein paar Cents, das kann ja wohl nicht wahr sein. Habe doch erst vor ein paar Tagen aufgeladen." Mit wem hatte ich so viel telefoniert? Da fiel mir das kleine Eurozeichen neben der Zahl auf. "Ahh, ja genau! Estland hat jetzt den Euro!" Meiner Gastmutter passierte etwas ganz Ähnliches. Als sie nach dem Jahreswechsel das erste Mal ihren Kontostand abgerufen hat, meinte sie: "Es wird mit Sicherheit noch eine Weile dauern, bis ich mich an die kleine Zahl, die da jetzt steht, gewöhnt habe." Ein Euro sind 15,6466 Kronen — da schrumpfen alle Zahlen auf den ersten Blick zusammen.
Mit dem Währungswechsel hat Estland jetzt den letzten Schritt gemacht und ist auf allen Ebenen mit der EU verbunden, auch irgendwie internationaler geworden. Wie der estnische Regierungschef als erster mit Euros bezahlt hat, zeigte sogar das deutsche Fernsehen, wie mir meine Eltern über Skype erzählt haben. Im eigenen Land wurde und wird auch immer noch Werbung für den Euro gemacht. Meine persönliche Lieblingswerbung ist diese hier:
Was von Regierung und Fernsehen repräsentiert wird, entspricht nicht immer der Meinung des Volkes. „ Ich hasse den Euro und ich werde ihn immer hassen“, meinte eine Freundin zu mir, als ich sie nach ihrer Einstellung zum Euro fragte. Das ist vielleicht ein wenig überdramatisiert, aber es gibt viele Leute, die den Währungswechsel mit Skepsis betrachten. Das hat vor allem mit Angst und Unsicherheit zu tun. Man muss wissen, dass das Durchschnittseinkommen der Esten (Brutto) bei ungefähr 700/800 Euro im Monat liegt. Als ich das das erste Mal gelesen habe, war ich ganz schön geschockt. Viele Väter, wie es auch in meiner Gastfamilie der Fall ist, gehen im Ausland arbeiten, weil das Geld sonst nicht reichen würde. Meine Gastmutter erzählte mir, dass sie im Internet gelesen habe, wie viel man in Deutschland an Arbeitslosengeld und Sozialunterstützung bekommt. Das fand sie merkwürdig, weil sich die Stütze vom Staat nur gering vom gesamten Monatseinkommen der Esten unterschied..
Vor dem Hintergrund kann man die Angst und Unsicherheit verstehen, besonders wenn wir uns daran erinnern, was der Euro bei der Einführung in Deutschland damals für einen Preisanstieg verursacht hat. Wenn das hier in den nächsten Monaten genauso geschieht, dann wird das alltägliche Leben schwerer und der Lebensstandard geringer. Viele Esten befürchten das. Mein Gastvater sorgt sich: „Estland muss jetzt in schwierigen Zeiten für den Euro bei vielen hochverschuldeten Ländern die Lasten mittragen." Die Zeit der Einführung hätte besser sein können.
Kulturhauptstadt 2011
Eine zweite Veränderung in Estland erfreut die Bewohner mehr: Tallinn ist europäische Kulturhauptstadt 2011.
Es werden viele Touristen erwartet, für die eine gleiche Währung ein Vorteil ist, da das lästige Umtauschen entfällt. Man kann einfach nur den Urlaub, die kulturellen Veranstaltungen, die in diesem Jahr noch viel zahlreicher als sonst sein werden und Tallinn, mit seiner wunderschönen, mittelalterlichen Altstadt, genießen. Ein Höhepunkt, der sich in diesem Jahr ereignen und schon überall fleißig angepriesen wird, ist die Tantsu-ja Laulupidu, die in Tallinn vom ersten zum dritten Juli stattfinden wird. Eines der riesigen Sänger- und Volkstanzfeste, für die Estland so berühmt ist und die nur alle vier Jahre in dieser Größenordnung stattfinden. Wer also schon immer mal nach Tallinn wollte, nur noch nie den richtigen Zeitpunkt gefunden hatte, sollte Anfang Juli fahren und wird Großartiges erleben. Ich selbst werde leider nicht mehr daran teilnehmen können, weil genau zur gleichen Zeit schon mein Abschlussseminar in Deutschland stattfindet, dass ich nicht schwänzen darf. Zum Abschluss hier noch ein Link zu einem Lied, von der Laulupidu 2004 „Ilus Maa“ (Schönes Land), dass ich ungalublich berührend finde:
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Text und Bilder: Maria Haverkamp
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... muss erst mal schlecht gemacht werden oder?
Das ist bei uns mit dem neuen Personalausweis doch nicht anders gewesen. Genau so bei der Euroeinführung. Alles was neu eingeführt wird macht unsicher und sorgt somit für Ablehnung.
Aber guck, wir leben alle noch - mit Euro. :)
Auch die Esten (oder Estländer?) werden damit klar kommen.
Die Werbung ist echt schön - Europa kommt nach Estland.
Wunderbar.
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... muss erst mal schlecht gemacht werden oder?
Das ist bei uns mit dem neuen Personalausweis doch nicht anders gewesen. Genau so bei der Euroeinführung. Alles was neu eingeführt wird macht unsicher und sorgt somit für Ablehnung.
Aber guck, wir leben alle noch - mit Euro. :)
Auch die Esten (oder Estländer?) werden damit klar kommen.
Die Werbung ist echt schön - Europa kommt nach Estland.
Wunderbar.