SPIESSER unterwegs

Lächeln und Winken!

24. August. Nach über 15 Stunden Flug stehe ich endlich auf brasilianischem Boden. Richtig angekommen bin ich trotzdem noch nicht.

24. August 2009 - 03:23
von SPIESSER-Autorin Lina.
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Lina Offline
Beigetreten: 18.05.2009

Dabei wird mir der Anfang wirklich leicht gemacht. Bei meiner Ankunft ist es glatt mal doppelt so heiss, wie angekündigt, von Winter - der sollte da gerade sein -  keine Spur. Dass auf die ersten zwei Sonnentage vier Tage Dauerregen folgen, würde ich hier eigentlich lieber verschwiegen.

Zunächst steht das Vorbereitungscamp an- Brasilien in der light-Version. Abgesehen von Bohnen und Reis auf dem Teller und ein paar exotischen Pflanzen vor dem Fenster erinnert nichts daran, dass ich mehrere Tausend Kilometer von meiner Heimat entfernt bin. Unsere Gruppe, die vor allem aus Deutschen besteht, hätschelt eifrig die Vorfreude. Beim Blick auf sämtliche Abschiedsgeschenke kommen mir aber doch Zweifel: Ich weiss, es gab mal gute Gründe, alles Geliebte zurück zu lassen, aber gerade im Moment kann ich mich an die nur schwer erinnern.

Mmh! Bohnen und Reis

Vier Tage später ist die Schonzeit dann auch vorbei: Das Essen mit den Gastfamilien steht an. Meine Familie gewinnt den Begrüssungscontest. Sie haben Tröten und Konfetti mitgebracht und laden gleich meine  deutsche Familie nach Brasilien ein. Ein paar Bohnen und etwas Reis später geht`s dann ins neue zu Hause

Ab da wird es kritisch, jetzt bin ich auf mich allein gestellt. Mein neues Heim würde ich normalerweise als bonzig bezeichnen, wäre meine neue Familie nicht so sympathisch. Jedenfalls fühle ich mich neben verschiedenen Flachbildschirmen und Aquarien auch nach dem Koffer- Auspacken noch ganz schön deplaziert in meinem neuen Zimmer. Meine Versuche, dem Zimmer etwas persönliches zu geben scheitern kläglich: Nachts wache ich im Stundentakt vom Platschen herunterfallender Fotos auf. Tesa hält eben doch nicht alles zusammen.

Am nächsten Tag: der erste Besuch im brasilianischen Supermarkt und meine erste brasilianische Soap (noch schlechter als die in Deutschland). Meine Gastmama erzählt mir alles mögliche, ich lächele, nicke und verstehe NICHTS. Deutschland kommt mir jetzt ewig weit entfernt vor. Als ich mir abends ein bisschen zu Hause gönnen möchte, funktioniert auch noch das Internet nicht. Tröstende Mails kann ich also vergessen. Selbst als ich am nächsten Morgen liebevoll geweckt werde, kann ich mir noch Heimweh attestieren.

Genervt verodne ich mir selbst die Therapie: Ab jetzt wird alles anders. Der fünf Punkte-Plan schreibt vor: aufraeumen - nur noch fröhliche Musik hören - eine positive Rundmail verschicken - einmal in der Stadt verlaufen und zurück nach Hause finden - bis mindestens drei Uhr nachts feiern.

Zwei Tage später kann ich besonders Punkt fünf empfehlen. Ein echter Kater vertreibt jedes Heimweh.

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • Ich bin gerade im spanischen "Galicia", der Region noerdlich von Portugal und dabei auch zu Gast bei Freunden. Der Austausch, wahrscheinlich gerade weil er kurz war, war traumhaft, liegt ueber ein Jahr zurueck- genug Zeit um sich wiedrum in seinen Traeume auszumahlen wie schoen es waere zurueckzukommen: der Traum ist nicht geplatzt, das Getraemte ging aber auch nicht in Erfuellung."Gallego" ist die Sprache der Region, die dem Portugieschem anverwandt ist und mit dem "Castellano", dem Schulbuchspanisch nichts zu tun hat. Ohne fixem Austauschprogramm heisst das non stop hoeren, nicken, laecheln und hoffen, dass diese Tarnungen verbergen, dass man so gut wie NICHTS versteht.

  • Interessanter Reisebericht. Dann wünsche ich dir mal noch viel Spaß in Brasilien. Lass mal öfter was von dir hören ;)

    LG

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