Mexikanische Ureinwohner in einer Millionenmetropole
Die mexikanische Kultur wird sehr stark von den Traditionen und Bräuchen der dort lebenden Ureinwohner beeinflusst. Katharina berichtet, wie die Indigenas in Guadalajara leben und was sie von ihnen lernt.
13. April 2011 - 17:22 von SPIESSER-Autorin Relja.
Katharina ist in Mexiko. Dort macht sie einen Schüleraustausch und lebt bei einer mexikanischen Gastfamilie. Regelmäßig schreibt sie, was sie erlebt.
“Ich werd‘ über die Indigenas schreiben.“, verkündete ich meiner Freundin. „Über die Mexikanischen oder die Deutschen?“, lautete ihre Frage darauf. Da fängt das Ganze schon an. Wie sieht es mit den Deutschen Ureinwohnern aus? Existieren sie praktisch nicht oder ist ein jeder von uns Ureinwohner? Mindestens genauso süß war die Frage meines kleinen Cousins, wann Deutschland denn die Unabhängigkeit von seinen Eroberern feiern würde. Mexikanische und Deutsche Geschichte haben schon ihre Unterschiede.
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Etwas Vergleichbares zu den mexikanischen Ureinwohnern, die hier einfach nur Indigenas genannt werden, gibt es in Deutschland also nicht. Wie aber ist das Zusammenleben der „normalen“ Einwohner und Indigenas hier in Guadalajara?
Meistens sehe ich sie auf Märkten, wo sie ihr Kunsthandwerk verkaufen. Seien es nun Armbänder, Ketten, Ohrringe, Holzfiguren, Schalen, Blusen oder Taschen. Alles ist wunderschön.
Auf einem dieser Märkte im Zentrum von Zapopan hat einer der Verkäufer in indianischer Tracht ein Gespräch mit mir angefangen. Ich habe ihn nach den Preisen gefragt und da ist ihm mein nicht ganz dezenter Akzent aufgefallen. Wo ich denn her komme, wollte er wissen. Aus Deutschland. „Ja...“, meinte er darauf, „bei uns hat auch mal ein Deutscher gewohnt, um unsere Kultur kennenzulernen und unsere Sprache zu lernen. Er war nett, wir haben ihn akzeptiert.“
Auch er selbst spricht nicht gerade akzentfrei und macht hier und da einen kleinen Fehler beim Spanischsprechen. Eigentlich spricht er kein Spanisch, sondern hat seine eigene Sprache. Zu Blume sagt man „Tutu“, erklärt er mir, als er sieht, dass mir eines seiner Armbänder mit Blumenmuster gefällt.
Auf meine Frage, ob die Symbole auch Bedeutung hätten, deutet er auf ein Paar Schmetterlingsohrringe. „Die Schmetterlinge“, erklärt er mir mit einem Lächeln, „sind die Kinder der Erde.“
Katholischer Glauben mit Rasseln und Trommeln zelebriert
Noch interessanter war, was nur hundert Meter von den Verkaufsständen entfernt passierte. Vor einer Kirche tanzten einige Indigenas zu Ehren der heiligen Jungfrau. Sie waren mit Federn und bunten Röcken geschmückt. Um ihrer Fussgelenke waren Rasseln gebunden, die rythmisch klangen, die regelmäßigen Schläge einer Trommel ertönten.
Ich konnte dieses Bild zunächst nicht ganz mit dem christlichen Fest verbinden. Die indianischen Traditionen sind doch schon viel älter und es gab sie lange bevor die Kolonialmacht Spanien hier ankam. Tanzen sie nun also aus Protest, um zu zeigen, dass sie sich keinen Glauben „aufzwingen“ lassen? Nein, ganz im Gegenteil. Die Inidgenas tanzten wirklich zu Ehren der Jungfrau. Sie sind also auch katholisch, nur eben auf ihre eigene Art und Weise.
Der moderne Indianer
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Nicht alle Indigenas sind so traditionsverbunden. Einige sitzen mit perfektem Spanisch und „normaler“ Kleidung, wie sie jeder trägt, hinter ihren Ständen und verkaufen Armbänder, die sie nicht selbst gemacht haben. Das sieht man daran, dass genau die gleichen nur drei Meter weiter auch verkauft werden.
Fruchtbarkeitsrituale als Touristenattraktion
Nicht nur auf solchen Märkten, sondern auch im Freizeitpark Xcaret in Yucatán präsentieren die Indigenas ihre Kultur. Täglich führt eine Gruppe für die Touristen ein bestimmtes Ritual durch. Es soll zu Fruchtbarkeit und reicher Ernte verhelfen. Fünf Mann klettern einen Baumstamm hinauf, begleitet von Trommel- und Flötenmusik. Vier von ihnen binden sich ein Seil um die Hüfte. Mit keiner weiteren Sicherung lassen sie sich dann fallen – gut 20 Meter tief. Sie kreisen so lange um den Baumstamm bis sie wieder Boden unter den Füßen haben. Danach feiern sie, dass das Ritual so gut funktioniert hat und niemand verletzt wurde.
Ohne Frage ist das Ganze mittlerweile zu einer touristischen Atraktion geworden, doch gewährt es gleichzeitig einen Einblick in die wunderschöne und reiche mexikanische Kultur, die mich ungemein beeindruckt.
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